Neue Anfänge – Jugendarbeit in Siebenbürgen

Drei engagierte junge Menschen stellen sich vor

Andreas Simon | Fotos: privat

Alina Depner

Kevin Wagner

Wer kümmert sich künftig um die Jugendarbeit? Das war eine der Fragen, die sich die Vertreterversammlung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien im April dieses Jahres stellte. Die Jugendarbeit sollte gestärkt, professioneller Nachwuchs gefördert werden. Daraufhin konnten am DFDR drei neue Jugendreferentenstellen geschaffen werden. Die Neuen organisieren Tanzgruppentreffen, Workshops, Feste, Jugendtreffs und bringen frische Ideen ein. Drei engagierte junge Menschen berichten über ihre neue Tätigkeit, ihren Antrieb und ihre Motivationen, für die deutsche Minderheit mit Jugendlichen zu arbeiten.

Alina Depner

„Ich finde es wichtig, eine Ergänzung und einen Ausgleich zu haben zum Unterricht."

Begonnen hat bei ihr alles mit einem Flyer über die Siebenbürgische Akademiewoche, an der sie im Jahr 2019 teilnahm und Feuer fing: „Tatsächlich gefällt mir Rumänien sehr, sehr gut. Ich habe das Land sehr zu schätzen gelernt im letzten Jahr und wollte gerne deswegen noch länger bleiben. Vor allem Kronstadt/Brașov hat es mir sehr angetan. Es ist eine schöne Stadt, aber die ganze Region ist sehr gewinnend.“ Alina lebt bereits seit September 2022 in Siebenbürgen. Ein Jahr lang war sie in Fogarasch/Făgaraș als ifa-Kulturmanagerin tätig – dort setzte sie Projekte im Bereich Museumspädagogik um. Zuvor studierte sie Ethnologie, Kulturwissenschaft, Religionswissenschaft, absolvierte anschließend ein wissenschaftliches Volontariat an der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha. „Ich finde es bereichernd, in Situationen zu arbeiten, die mit vielen verschiedenen Gruppen, mit vielen Sprachen und vielen verschiedenen Eindrücken zu tun haben und das ist hier sehr schnell gegeben.“ Seit September dieses Jahres hat sie nun die Stelle der Jugendreferentin in Kronstadt inne – zuständig ist sie aber auch für die nähere Umgebung.

Ihr Einstieg als Jugendreferentin war dann gleich ein Kooperationsprojekt mit den beiden ifa-Kulturmanagerinnen: Ein Ferienprogramm für Schülerinnen und Schüler, die in Bekokten/Bărcuț und Kronstadt über mehrere Tage zu den Themen Natur und Umwelt lernten. Im Mittelpunkt stand die Erarbeitung einer Ausstellung mit Hilfe von szenischem Spiel und Fotografie. Das Projekt, sagt sie, sei ein guter Anfang gewesen, um zu zeigen, dass die Jugendarbeit vor Ort neu belebt werde.

Für Alina ist der Austausch zwischen den Foren wichtig – sie wünscht sich regelmäßige Treffen und möchte sich landesweit mit anderen Jugendreferentinnen und -referenten vernetzen. Einen Ort möchte sie schaffen, an dem Jugendliche zusammenkommen können, um sich selbst zu organisieren und etwas gemeinsam zu erschaffen. Aber auch die internationale Seite ihrer Tätigkeit ist ihr wichtig: Zu Beginn ihrer Tätigkeit hat sie deshalb an einer Fortbildung des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) teilgenommen. Es fördert trilaterale Schüleraustausch-Projekte, an denen Schülerinnen und Schüler oder junge Erwachsene aus Frankreich, Deutschland und einem weiteren Land teilnehmen können.

Was sie antreibt? „Ich finde es wichtig, eine Ergänzung und einen Ausgleich zu haben zum Unterricht. Dass es einen Ort gibt, wo man sich frei entfalten kann, seine eigenen Interessen und Stärken kennenlernt, und experimentieren kann.“

Andreas Simon

„Für mich bedeutet die Gemeinschaft sehr viel. Dass viele Jugendliche in unserer Kultur aktiv sind, ist einfach wunderbar.“

Auch für Andreas Simon, der selbst zur deutschen Minderheit gehört, ist ein solcher Ort, der Jugendlichen gefällt und an dem sie sich sicher fühlen können, wichtig. Er selbst war vorher in der Jugendgruppe „BanatJa“ aktiv. Durch seine Tätigkeit als Jugendreferent bei der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Jugendorganisationen in Rumänien e.V. (ADJ) hat er bereits Erfahrung in diesem Bereich gesammelt. In Temeswar studiert er außerdem Buchhaltung und Informatik. Im Sommer hat er nun die neu geschaffene Stelle als Jugendreferent in Arad angenommen.

In diesem Jahr standen bereits drei Großveranstaltungen an, bei denen er aktiv war: Die Einweihung eines neuen Veranstaltungssaals, die 200-Jahrfeier des Großen Kirchweihfests, die 300-Jahrfeier der Ansiedlung der Deutschen in Arad. In diesem Job muss man ein Allrounder sein: Er kümmert sich um die Planung der Projekte, um die Organisation, Einkäufe, Kommunikation, kurz: den reibungslosen Ablauf. Außerdem müssen die Projekte nach außen sichtbar sein: Eine professionelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit einer guten Sichtbarkeit im Social-Media-Bereich ist wichtig. Andreas fotografiert, dokumentiert, postet. Mit der Jugendgruppe ist er außerdem viel unterwegs, zum Beispiel zu Tanzgruppentreffen.

Vorgenommen hat er sich die Ausweitung der Jugendarbeit – in Zukunft sollen insgesamt mehr Projekte stattfinden. In diesem Jahr steht noch eine Bastelaktion gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Eltern an, bei der Weihnachtsdekoration gestaltet und Kuchen gebacken wird. Im kommenden Jahr wird wieder Fasching gefeiert. Verbunden ist das damit, dass Neues gelernt und eingeübt wird – zum Beispiel neue Tänze – die dann beim Fest zur Aufführung gebracht werden. Auch eine neue Jugendmusikgruppe ist bereits gegründet – sie soll im kommenden Jahr auftreten.

Was treibt ihn in seiner Arbeit an? „Ich habe sehr viel Spaß mit den Jugendlichen. Ich bin mit dem Deutschen Forum groß geworden. Man lernt durch diese Tätigkeit viele neue Leute kennen, mit denen man dann arbeiten und Neues erschaffen kann.“ Motivierend ist für ihn nicht zuletzt das Gemeinschaftsgefühl, das seine Arbeit prägt: „Für mich bedeutet die Gemeinschaft sehr viel. Dass viele Jugendliche in unserer Kultur aktiv sind, ist einfach wunderbar.“

Kevin Wagner

„Viele sagen, dass die Sachsen in Rumänien langsam aussterben. Und ich möchte, dass das nicht geschieht.“

Neue Jugend ins Forum zu bringen und neue Aktivitäten anzubieten – das hat sich Kevin vorgenommen. Der neue Jugendreferent für Schäßburg, Mediasch und Reps hat im Juli seine Stelle angetreten. Zwischen 2010 und 2012 war er selbst im Jugendforum aktiv. Schon in den ersten Monaten seiner Tätigkeit hat er gemerkt, dass seine Entscheidung für die Stelle die richtige war.

Er stammt aus einer sächsisch-rumänischen Familie, ist in Deutschland geboren und mit sechs Jahren wieder zurück nach Rumänien gekommen. Hier besuchte er die deutsche Schule, später dann den deutschen Studiengang für Kommunikation und PR in Klausenburg/Cluj. Er liebt Musik und möchte sein Talent und Hobby mit anderen teilen.

In diesem Jahr gab es zahlreiche Jugendtreffen und Tanzgruppentreffen. In einer Social-Media-Präsentation hat er Jugendlichen Wissen zu Theorie und Praxis zur Social Media Welt vermittelt. Auch kleinere Aktivitäten und Freizeitaktivitäten streut er ein: „Es ist wichtig für mich, dass die Jugendlichen ein Familiengefühl haben. Ich will, dass sie sich da wie zu Hause fühlen.“ Ein besonderer Erfolg war in diesem Jahr ein „Sleep-Over“ im Forum: Filmabend und Spieleabend in einem, mitsamt Übernachtung im Forum. Das soll unbedingt wiederholt werden.

Auch außerhalb der regulären Jugendaktivitäten möchte er für die Jugendlichen da sein – damit sie realisieren, so sagt er: „Das ist unser Jugendleiter, er hat Interesse an uns. Er will, dass wir in irgendeiner Art wachsen, sei es in der Schule oder außerhalb der Schule – als Person. Das sind meine persönlichen Ziele. Dass die Jugend auch etwas mit nach Hause nimmt, auch für sich selbst. Ich kann ihnen etwas beibringen, sowohl bezüglich der Tänze wie auch für das Leben, das auf sie einstürzen wird. Ich möchte ihnen auch psychologisch helfen. Damit sie das kommende Leben, wenn die Schule vorbei ist, verstehen. Ein bisschen Vorbereitung, damit sie eine starke Persönlichkeit haben.“

Was ist seine Motivation? „Viele sagen, dass die Sachsen in Rumänien langsam aussterben. Und ich möchte, dass das nicht geschieht. Ich möchte, dass die sächsische Tradition weiter besteht und die Minderheit weitermacht, weiterstrebt, weiter aktiv ist. Das ist auch eine weitere Motivation, warum ich als Jugendreferent weitermachen möchte: Weil ich will, dass die deutsche Minderheit weiterlebt.“