Neues Treffen der Fahrradfahrer in Temeswar

Grundsätze für eine freundlichere Stadt für alle Verkehrsteilnehmer

Andrea Wolfer stellte beim Radfahrertreffen einige der Probleme in der Stadtinfrastruktur sowie Lösungen für ein sicheres Radfahren vor. Foto: „Pedallez”-Verein

Europäische Standards und Regeln in Bezug auf das Radfahren, die von den Stadtverwaltungen berücksichtigt werden müssen; eine gute Zusammenarbeit zwischen Behörden und der Radfahrergemeinschaft sowie aktuelle und zukünftige Infrastrukturprojekte analysieren, um zu verstehen, wie diese von der Radfahrergemeinschaft aufgegriffen werden können – das waren die Hauptthemen des zweiten Fahrradfahrertreffens am vergangenen Freitag in Temeswar/Timișoara. Dieses war Teil einer Veranstaltungsreihe, die von der Temescher Jugendstiftung FITT zusammen mit den Vereinen „Pedallez” und „Tânăr în Timișoara” organisiert wird. Das erste Treffen fand im Frühling dieses Jahres statt. Ein weiteres soll im Herbst folgen.

Die Initiatoren des Projekts gingen von der Idee, aber auch von der Notwendigkeit aus, die Stadt so freundlich wie möglich für alle Verkehrsteilnehmer – darunter hauptsächlich für Radfahrer und Fußgänger - zu gestalten. Anwesend beim Treffen am vergangenen Freitag waren: ein Gemeinderatsmitglied, ein Vertreter der Verwaltung der öffentlichen Domäne (ADP) in Temeswar, Vertreter von FITT und Pedallez, zusammen mit der Gemeinschaft der Radfahrer „Timisiensis Bikers”, der „Critical Mass” (der weltweiten Fahrradbewegung, die auf den Radverkehr als Form des Individualverkehrs aufmerksam macht) und Vertretern verschiedener Radfahr- und Radtourismusgruppen sowie einfache Radfahrer. „Beim Radfahrertreffen ging es darum, dass sich die Radfahrer vor Ort mit Gleichgesinnten treffen, um ihre Erfahrungen, aber auch die spezifischen Probleme, die sie in der Stadt mit ihren alternativen Verkehrsmitteln haben, auszutauschen”, so Andrea Wolfer vom „Pedallez”-Verein. 

Am Ende der Diskussionsrunde in den Räumen der Theresienbastei wurde eine Petition vorgeschlagen, wobei die Teilnehmer  weiterhin Verbesserungen für bestimmte Infrastrukturabschnitte oder Maßnahmen an gefährlichen Stellen forderten. „Alle, die sicher und bequem in der Stadt radeln wollen, unabhängig von Alter, körperlicher Leistungsfähigkeit oder Art des Fahrrads, sind dazu aufgerufen, bei unseren Treffen und Initiativen mitzumachen”, setzt auch Gabriel Amza vom „Pedallez”-Verein fort, denn das Treffen ist Teil eines umfangreichen Projekts, wobei die Organisatoren verschiedene Aktivitäten vorschlagen, um die Kommunikation zu erleichtern, so auch eine Debatte, bei der die Teilnehmer alle spezifischen Probleme, die Radfahrer im Verkehr haben, im Verhältnis zu anderen Verkehrsteilnehmern, aber auch in Bezug auf die Stadt, zum Ausdruck bringen. Die Schlussfolgerungen dieser Debatte werden Gegenstand offener Briefe sein, die an die lokale Verwaltung von Temeswar gerichtet werden. Am Ende des Projekts werden die Teilnehmer zu einer kurzen Fahrradtour durch die Stadt eingeladen. Zu dem Radfahrertreffen werden sowohl Vertreter der Radfahrerorganisationen in Temeswar als auch Vertreter der Stadtverwaltung geladen. Dieses soll wahrscheinlich im Frühling des kommenden Jahres zum Anlass  des Weltfahrradtags, am 3. Juni, stattfinden. 

Auch infolge des Treffens vor Kurzem haben die Mitglieder der Radfahrergemeinschaft in Temeswar einen offenen Brief erstellt und ihn an den Bürgermeister und Vizebürgermeister von Temeswar weitergeleitet: „Hiermit wünschen wir uns eine engere Zusammenarbeit mit der lokalen Verwaltung zur Entwicklung und Verbesserung der Fahrradinfrastruktur in unserer Stadt. Temeswar war schon immer eine innovative und fortschrittliche Stadt und die Förderung alternativer und nachhaltiger Verkehrsmittel ist ein natürlicher Schritt in diese Richtung. Das Fahrrad ist nicht nur ein umweltfreundliches Verkehrsmittel, sondern auch eine wirksame Lösung zur Entlastung des Verkehrs, zur Verringerung der Umweltverschmutzung und zur Verbesserung der Gesundheit der Einwohner. Als tägliche Fahrradnutzer wollen wir aktiv zum Aufbau eines Netzes gut angebundener und sicherer Radwege beitragen, um möglichst viele Menschen zu ermutigen, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu wählen”. 

In dieser Hinsicht hat die Radfahrergemeinschaft auch einige konkrete Vorschläge, die sie gemeinsam mit der Stadtverwaltung diskutieren und umsetzen wollen: Angleichung an europäische Standards und Normen: Europäischer Grüner Pakt, EU-Rahmen für urbane Mobilität; Förderung der Mobilität und der Verkehrssicherheit; Entwicklung eines gemeinsamen strategischen Aktionsplans zur Verkehrssicherheit Null EU „Vision Zero“ (null Verkehrstote in der EU bis 2050) - „Temeswar, die erste Stadt in Rumänien mit null Verkehrstoten“; Einhaltung der Gesetze für die Gestaltung und Umsetzung der Fahrradinfrastruktur; Beratung von Vertretern der Radfahrergemeinschaft zum Plan für nachhaltige städtische Mobilität und zur Radverkehrsstrategie; Online-Live-Übertragung der Sitzungen der Verkehrskommission des Stadtrats von Temeswar, da Transparenz bei Entscheidungen, die den öffentlichen Raum betreffen, wichtig ist; vorrangige Berücksichtigung der Sicherheit bei allen Reparatur- und Wartungsarbeiten an der zu erneuernden Infrastruktur und entsprechende Anpassung der gewählten Lösungen; Konsultation der Radfahrergemeinde vor der Durchführung von Straßensanierungsprojekten, um die Perspektive derjenigen einzubeziehen, die alternative Verkehrsmittel in der Stadt nutzen.

„Wir sind davon überzeugt, dass wir durch eine effektive Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung von Temeswar und der Radfahrergemeinschaft unsere Stadt in ein Beispiel für nachhaltige urbane Mobilität verwandeln können. Wir möchten aktive Partner in diesem Bestreben sein und mit Ideen, Feedback und Unterstützung zur Verwirklichung der vorgeschlagenen Projekte beitragen”, fügt noch die Temeswarerin Andrea Wolfer hinzu. Sie war als begeisterte Radfahrerin im Herbst 2021 Opfer eines Unfalls im Bereich einer Baustelle in Temeswar ohne vorgeschriebene Umleitungsstrecken für Fußgänger und Radfahrer. Infolge des Unfalls erlitt die Radfahrerin vier Knochenbrüche. „Mein Schienbein wurde unter dem Rad eines Wagens zerquetscht. Drei Monate musste ich in Krücken gehen. Die Genesung dauerte anderthalb Jahre, erfolgte auf eigene Kosten und war sehr traumatisch”, so Andrea Wolfer, die sich seither für eine sichere Stadt für Radfahrer einsetzt. 

Eine weitere Begegnung der Temeswarer Radfahrer und Vertreter jeweiliger Gemeinschaften für eine freundlichere Stadt für alle Verkehrsteilnehmer soll im September organisiert werden.