Niedrige Gebühren schaden der Studienqualität

Uni-Einschreibungen in Temeswar im Gange

Die Lyzeumsabsolventen schreiben sich derzeit an der Uni ein.
Foto: Zoltán Pázmány

Das Studienangebot an den Temeswarer Universitäten ist reich. Doch ist auch die Qualität des Studiums dementsprechend? Das scheint seit den letzten Jahren kein Thema mehr zu sein. Alles was zählt, ist, so viele Studenten wie möglich zu haben, die dabei die Studiengebühren begleichen und dadurch das Einkommen der Universitäten steigern. Es sind ziemlich akzeptable Studiengebühren, meint der Temeswarer Wirtschaftsanalytiker Nicolae  Ţăran. „Wenn die Studiengebühren höher wären, könnten den Studenten auch bessere Bedingungen geboten werden“, sagt er.

„Kein Lyzeumsabsolvent möchte heutzutage noch eine Berufsausbildung machen. Die Qualität des Unterrichts an den Unis kann nur dann gesichert werden, wenn nicht mehr alle Lyzeumsabsolventen an der Universität aufgenommen werden“, fügt Ţăran hinzu. Nach dem Studium bleiben aber viele Hochschulabsolventen ohne Job. Das Phänomen heißt einfach „arbeitslos mit Diplom“. Laut einer persönlichen Studie des Wirtschaftsexperten gibt es etwa 19.000 Schüler in den Berufsschulen und rund 470.000 Studenten. „Der Unterschied ist zu groß. Rumänien bildet zu viele Arbeitslose mit Diplom aus. Drei Studienjahre in einem Massensystem sind unzureichend, um gut ausgebildet zu sein. Dabei sind die Studiengebühren zu niedrig, um ein Qualitätsstudium anbieten zu können“, schließt Ţăran.

Während der Temeswarer Wirtschaftswissenschaftler dies vor Kurzem erläuterte, begann in Temeswar/Timişoara bereits die Einschreibung an den Universitäten. Tausende von Plätzen warten derzeit darauf, von frisch gebackenen Lyzeumsabsolventen belegt zu werden. Die Gebühren sind dieselben geblieben wie im Jahr 2012. Die Anzahl der Anträge auch, und das obwohl auch in diesem Jahr nur knapp über 50 Prozent aller Kandidaten des Bakkalaureats die Prüfung im Verwaltungskreis Temesch/Timiş bestanden haben. Die Anzahl der Interessenten ist in den letzten zwei Jahren stark gesunken – trotzdem besteht für die Temeswarer Universitäten keine Sorge, dass sie keine Kandidaten haben. Entweder vor Ort oder online können sich derzeit die Lyzeumsabsolventen bei einer der Fachrichtungen der jeweiligen Temeswarer Universitäten einschreiben.

Die größte Konkurrenz herrscht, wie üblich, an der Universität für Medizin und Pharmazeutik „Victor Babeş“ (UMF). Etwa 1000 Plätze stehen den Kandidaten zur Verfügung. Insgesamt 580 gebührenfreie Plätze gibt es auch in diesem Jahr an der „Victor Babeş“-Universität. „Wobei drei für Vertreter der Roma-Minderheit reserviert sind“, sagt Miriam Lazăr, die Chefsekretärin der Universität. Gebührenpflichtige Plätze gibt es für das kommende Studienjahr 420 – um 30 Plätze weniger als im Vorjahr und um 166 weniger als 2011. Die Aufnahmeprüfung an den meistbegehrten Fakultäten, wie Allgemeinmedizin, Zahnmedizin oder Balneo-Physio-Kineto-Therapie wird am kommenden Mittwoch, dem 24. Juli, abgelegt. Die Kandidaten für diese Fachrichtungen müssen eine Prüfung ablegen. Diese besteht aus einem Multiple-Choice-Test. Die Aufnahme an den Kurzstudiengängen der Medizinuniversität in Temeswar erfordert keine Prüfung und ist aufgrund der vorgelegten Zeugnisse möglich. Die Studiengebühr an der UMF beträgt 1200 Euro pro Jahr.

Die Temeswarer Technische Universität befindet sich nach der Klassifizierung der Universitäten in Rumänien in der ersten Gruppe, jener der Eliteuniversitäten. Die „Politehnica“ bietet insgesamt zehn Fakultäten mit rund 56 Fachrichtungen an. Bei einigen Fakultäten wird demnächst eine Aufnahmeprüfung abgelegt, bei anderen reicht es, wenn die Kandidaten sich einfach einschreiben. Anhand ihrer Unterlagen, der Abiturnote und der Durchschnittsnote aller vier Lyzeumsjahre können sie einen Studienplatz bekommen. Das Angebot für das Studienjahr 2013-2014 umfasst rund 3000 Plätze, wobei insgesamt 2200 gebührenfrei und 880 kostenpflichtig sind. Die Einschreibung dauert noch bis Ende der Woche und kann auch online auf der Webseite der Universität durchgeführt werden. Anfang der kommenden Woche wird in der TU die Aufnahmeprüfung stattfinden. Eine Aufnahmeprüfung wird hier nur an drei Abteilungen abgelegt: An der Fakultät für Elektronik und Telekommunikationswissenschaften, Automatik und Computerwissenschaften sowie an der Architektur-Fakultät, wo auch eine Eignungsprüfung abgelegt werden muss.

Die Temeswarer TU ist eine der begehrtesten Universitäten der Stadt, vor allem wegen der guten Bedingungen, die sie ihren Studenten bietet. Die TU ist eine der wenigen Universitäten landesweit, die all ihren Studenten, die ursprünglich nicht in Temeswar wohnhaft sind, eine Unterkunft in Wohnheimen anbietet. Die Universität besitzt insgesamt 16 Studentenheime, d. h. Quartier für über 5000 Studenten. Dabei bewirtschaftet die TU auch einige Studentenrestaurants, die den Studierenden Verpflegung zu Sonderpreisen gewährleisten, und eine eigene Sportanlage, wo sich die Studenten kostenlos entspannen können. Dabei stehen ihnen zwei In- und Outdoor-Schwimmbecken, überdachte Fußball-, Tennis-, Volleyball- und Handballplätze, eine Laufpiste und ein Fitnessstudio zur Verfügung. Gratis ist auch das Abo für die TU-Studenten auf allen öffentlichen RATT-Nahverkehrsmitteln  in Temeswar. Die Studiengebühren betragen 2400 Lei pro Jahr für die nicht-technischen Fachrichtungen, wie Kommunikation und Fremdsprachen, und für die technischen Fachrichtungen 3450 Lei im Jahr. Für Architektur fällt eine Gebühr von 4200 Lei im Jahr an.

Das Studienangebot der West-Universität Temeswar umfasst 5833 Plätze in insgesamt elf Fakultäten mit mehr als 70 Lizenzspezialisierungen, 137 Masterstudiengänge und 85 Prozent der Fachrichtungen in der A- und B-Kategorie. Etwa 2000 aller zur Verfügung stehenden Plätze sind gebührenfrei. Doppelt so viele Plätze sind gebührenpflichtig. Im Vorjahr wurde die Anzahl der Studienplätze mit Gebühren um 1000 verringert. Die Aufnahme erfolgt fast überall nur nach Begutachtung der eingereichten Unterlagen. Die Gebühren fürs Studium betragen 2500 Lei im Jahr für eine Lizenzspezialisierung, 3000 Lei für ein Masterstudium und 5000 Lei für das Doktorat. Was die Unterkunft angeht, steht die West-Uni nicht so gut da wie die TU. Neulich fand aber die Grundsteinlegung für den Bau zweier neuer Studentenheime mit etwa 700 Plätzen statt. Der Bau der Heime wird 2015 vollendet. Weitere Infos können von der Webseite www.uvt.ro abgerufen werden.

Bei der Banater Universität für Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin haben die Einschreibungen erst Anfang dieser Woche begonnen. Diese werden bis Ende des Monats dauern. Die Aufnahme wird endgültig anhand der eingereichten Unterlagen erfolgen, dabei zählt die Abiturnote etwa 90 Prozent. Rund 1400 Plätze werden in den insgesamt fünf Fakultäten angeboten. Knapp über 600 dieser Plätze sind gebührenfrei.