Österreichischer Bildungsverlag schenkt Mathematik-Lehrbücher

Druckneue Schulbücher für deutschsprachige Grundschulklassen in Rumänien

Eine derzeit in Ausbildung stehende Anwärterin auf eine Lehrstelle im deutschsprachigen Grundschulwesen Rumäniens erforscht Menge und Qualität einer Bücherspende aus Österreich. Foto: Klaus Philippi

Für unzählige Schüler, Eltern, Lehrbeauftragte und Personen, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven persönlicher Beteiligung einer direkten Konfrontation mit den unmittelbaren Folgen der mangelhaften Bildungspolitik Rumäniens stellen müssen, ist die bis dato unzureichend gelöste Frage bezüglich des Lehrmaterials in Gestalt von Schulbüchern längst kein Geheimnis mehr, um das man in der Öffentlichkeit einen großen Bogen schlagen möchte. Vielerorts hat die allgemeine Sachlage alarmierende Zustände erreicht, wodurch deutliche Beeinträchtigungen der Schulbildung in der Sprache der Mehrheitsbevölkerung als auch in den Sprachen der ethnischen Minderheiten zutage treten (nähere Ausführungen im Beitrag „Lehrbücher als Projektionsfläche mangelhafter Bildungspolitik“ in der ADZ vom 12. Februar 2019). Aufgrund dieser Missstände fallen die Bewältigung und Verwaltung des allgemeinen Bildungsauftrages zunehmend in den freiwilligen Tätigkeitsbereich einzelner Lehrbeauftragter, Eltern und Privatunternehmer, deren überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft klaffende Lücken der nationalen Bildungspolitik ausbessern muss. Da alle öffentlichen Ausschreibungen und Beschlüsse des Bildungsministeriums keinen für das gründliche Erarbeiten und Übersetzen neuer Schulbücher nötigen Zeitraum erlauben, sehen sich etliche Lehrkräfte des deutschsprachigen Bildungswesens in Rumänien seit jüngerer Vergangenheit gezwungen, zusätzlich zu ihrer ständigen Unterrichtstätigkeit Übersetzungsarbeit in Zeitraffer-Geschwindigkeit zu leisten.


„Lehrbücher in guter Qualität selber zu erstellen oder zu übersetzen, gelingt uns nur unter der Bedingung, dass wir unsere gesamte Freizeit opfern, was 2018 mehrere Lehrpersonen auch getan haben“, gibt Liane Junesch, Dozentin des Studienganges Grundschul- und Vorschulpädagogik in deutscher Sprache am Departement für die Ausbildung von Lehrpersonal an der Fakultät für Sozial- und Humanwissenschaften der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt/Sibiu (ULBS), zu bedenken. Ausgehend von der scheinbar unlösbaren Problemstellung nimmt sich eine fünfzehn Tonnen schwere und 20.000 Buchexemplare zählende Paketsendung des österreichischen Schulbuchverlages „Veritas“, die Anfang April in Hermannstadt eintraf und dem deutschsprachigen Bildungswesen in Rumänien dankenswerterweise gänzlich kostenfrei zur Verfügung gestellt wird, als unverhoffte Hilfsmaßnahme aus. Die Büchersendung umfasst fast ausschließlich druckfrische und unbenutzte Schulbücher des genannten Verlages für den Mathematik-Unterricht der Klassen 1 bis 4 nach neuestem Erkenntnisstand und reicht aufgrund ihres Umfangs aus, bis zu vier Generationen Grundschüler deutschsprachiger Bildungseinrichtungen in Rumänien mit zeitgemäßen Mathematik-Lehrbüchern auszustatten. Am 17. April waren Dozentin Liane Junesch und ein vierköpfiges Team zukünftiger Pädagoginnen in universitärer Ausbildung in einer Lagerhalle im Nordwesten Hermannstadts damit beschäftigt, eine genaue Bestandsaufnahme der aus Linz eingetroffenen Bücherspende vorzunehmen.


Für die Rechnung des Transportes der zwanzig Großpakete der Bücherspende nach Rumänien war die österreichische Dienstleistungsfirma Elektro Leonbacher GmbH aufgekommen, deren Geschäftsleiter, Ingenieur Michael Leonbacher, auf biografische Wurzeln siebenbürgischer Abstammung zurückblickt und sich als Sponsor an der Frachtsendung beteiligte. Ebenfalls kostenfrei erfolgt die Lagerung der Bücherspende auf einer Fläche in der erwähnten Industriehalle in der Distribuției-Straße im Nordwesten Hermannstadts, die der Importgesellschaft für Lebensmittel JBC Eden angehört und im Auftrag von Geschäftsführer Julius Selea ohne Berechnung eines Mietbetrages bereitgestellt wurde.


Die genaue Auflistung der Bücherspende wird in Kürze im Büro von Andreea Fușle-Țană, Schulreferentin der Hermannstädter Geschäftsstelle des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), aufliegen. Ab Mitte Mai laufenden Jahres können Lehrpersonen unter der Rufnummer 0269/217841 oder schriftlich über die E-Mail-Adresse info@fdgr.ro verfügbare Schulbuchtitel erfragen und logistische Unterstützung für die weitere Zustellung neuen Buchmaterials an jede gewünschte deutschsprachige Grundschulabteilung innerhalb der rumänischen Landesgrenzen anfordern.