Papa oder Die Schweiz liegt in den Tropen

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Im April machten meine Frau und ich eine Sri-Lanka-Tour. Nicht gering war unsere Überraschung, als wir eines Tages im Dorf Waikkal an der Westküste landeten, etwa 50 Kilometer nördlich von Colombo, und dort zahlreiche Häuser und prächtige Villen entdeckten, an denen die Schweizer Flagge wehte. Gepeinigt von der tropischen Mittagshitze suchten wir Zuflucht im einzigen Lokal dieses Ortes, es war ein offener Raum im Schatten eines tropischen Gartens. An der Decke drehte sich ein Riesenventilator, und an der Wand, die die Küche von den Gästetischen abschirmte, hing ein Riesenposter mit der Aufschrift Locarno, auf dem die Schweizer Berge und der Lago Maggiore abgebildet waren. 

Wir waren dort die einzigen Gäste. Nach dem Genuss verschiedener raffinierter Currygerichte bestellten wir freilich Ceylon-Tee, der zu unserer Verwunderung in Tassen mit dem Motiv der Schweizer Flagge serviert wurde. Als ich danach eine Banane aß, fragte ich den jungen singhalesischen Koch auf Englisch, worauf die in diesem Ort vorhandene Schweizbesessenheit zurückzuführen sei. Der Koch sprach einen eigenartigen Mix aus gebrochenem Englisch und einer merkwürdigen Sprache, die ich zwar nicht verstand, aber dem Akzent nach als Schwizerdütsch identifizierte. Er erklärte uns, in diesem Ort habe sich vor vielen Jahren ein Schweizer Unternehmer niedergelassen, dem inzwischen fast das halbe Dorf gehöre. Und auch das Lokal, in dem wir gerade saßen. Der Mann sei nun knapp einhundert Jahre alt und alle Einheimischen würden ihn Papa nennen. Er wohne just um die Ecke, so der Koch. Wir hätten ihn gerne kennengelernt, aber er machte gerade seinen Mittagsschlaf. Ich nehme an, dass in seinen Träumen immer wieder helvetische Alpengletscher vorkamen, während die Klima-Anlage für die damit verbundene Abkühlung sorgte.