Randbemerkungen: Et jipt Karrieren – die jehn durch…“

Ein rumänischer Politiker ist eine komplexe Persönlichkeit. Die Schichten, die ihn bilden, wissen nicht, noch wollen sie wissen, was die Nachbarschichten so tun und denken. Er ist grundsätzlich weder pro-europäisch – außer die Demagogie will es und eine Sinekure winkt – noch souveränistisch. Weder liberal, illiberal, noch konservativ. Freiheit ist für ihn, persönlich frei sein. Auch dann, wenn das durch sein rechtswidriges Handeln gefährdet wird. Im CV-Papier ist er tief gläubig. In die Kirche geht er, wenn Wahlkampf ist. Spendet jedoch großzügig Staatsgelder an die sich zur Staatskirche mausernde Orthodoxie. Lippenbekenntnismäßig geht er umsichtig mit den Haushaltsgeldern um. Hütet sich aber wohlweislich, etwas administrativ oder gesetzlich für deren rationellere Nutzung zu initiieren. Starrsinnig versteift er sich, keine Bezüge zu sehen zwischen offensichtlich voneinander abhängigen Dingen. Er zieht seine unbewusst kultivierte multiple „Persönlichkeit“ jeder anderen Persönlichkeitsform vor – es ist die Bedingung für ausreichend Geschmeidigkeit, sich jedwelcher Situation anzupassen. Grundsätzlich leben drei Personen „in seiner Brust“ – das fernsehgeile, öffentlich gezeigte Bildschirmgesicht, der Parteisoldat und der Administrator seines ohne Wenn und Aber zu steigernden Vermögens. Fernsehgeil schlägt er bei jeder Gelegenheit Schaum. Wenn ´ne Kamera da ist. Als Parteisoldat ist er schwurtreu. Solange sein Vermögen dadurch anwächst. Stimmt was pekuniär nicht, ist er für die Nächstbietenden schwurtreuer Parteisoldat. Parteifarbe ist für ihn die Farbe ICH.

Er ist autoritär-anherrschend gegenüber allen hierarchisch unter ihm Stehenden, und kriecherisch vor den ihm hierarchisch Höherangesiedelten. Auf deren Stellung er erpicht ist. Klein, unscheinbar, unauffällig verigelt er sich nach außen. Mystischer Terror verfolgt ihn: immer gibt es irgendwo irgendjemand, der ihm, also seinem „Ländchen“/“]²ri{oara“, Unrecht antut. Oder antun will. Seine Grundeinstellung: damit muss Schluss sein! Dagegen tut er aber nichts. Eigenes, freies Denken ist ihm fremd. Denken ist sein Minenfeld. Ist zu vermeiden! Dröhnende Irrelevanz in der Öffentlichkeit ist Auffälligkeit durch Ideen vorzuziehen. Hauptsache, in der Geldkatze klingen ständig Münzen.

Nach solchem Politikerprofil wählt jetzt Rumänien seine Vorschläge für die EU-Kommission aus, zumal zwei typische Exponenten dieses Musters, die Parteivorsitzenden Ion Marcel Ciolacu und Nicolae-Ionel Ciucă, wohl die Auswahl treffen.

Jüngst war peinlichst-krass dieses Grundmuster nach der Begegnung des Putin-Gesandten in der EU, Viktor Orbán, mit Ion Marcel Ciolacu zu bemerken. Ausgeschlossen, dass Ciolacu nicht wusste, wem er gegenübersitzt. Öffentlich wurde nichts von einer politischen Agenda dieser Begegnung bekannt. Etwa, dass Ciolacu eine rote Linie gezogen hätte zwischen Rumänien, dem Mitglied des Pro-Abendland-Clubs in der EU, und Ungarn, einer Art EU-Gubernium Russlands – das kann man in diesem Fall nicht anders sehen… Im schleimigen Regierungsjargon und mit einem Foto fütterte man daraufhin die Öffentlichkeit beruhigend ab, Orbán werde in Tușnad (diesmal!) nicht gegen Rumänien wettern. Und dass Orbán bis Neujahr den vollen Schengen-Beitritt Rumäniens schaffen wird. Als ob das nicht von seinem westlichen Kumpel Nehhammer abhinge… Nichts über ungarische Staatsinvestitionen in den ungarischsprachigen Gebieten Rumäniens! Nichts von Souveränitätsansprüchen Rumäniens!

Aber Ciolacu steht da nicht allein. Von Marionette Ciucă war nicht mehr zu erwarten, wenn ihm Johannis nichts eingeflüstert hat. Der Zwitter Geoan², NATO-Vize und Präsidentschftskandidat-Gespenst, musste wohl erst (wo? USA?) anfragen, ob er etwas dazu sagen dürfte.  

Orbán konnte in Tu{nad gegen die EU wettern und Russland hochloben. Szeklerlandfahnen flatterten im Wind.