Randbemerkungen: Nachfolgekandidaten stehen Schlange

Das mediale Spekulationsgewusel in Rumänien rund um den nächsten (Spitzen-)Posten, den Präsident Klaus Werner Johannis besetzen könnte (oder es sich wünschte…), ist abgeflaut. Andere Namen sind im Gespräch für die Nachfolge Stoltenbergs bei der Nato oder von der Leyens bei der EU. So konzentrieren sich die Berufsspekulierer dieses Landes auf die Nachfolge von Johannis, der (leider, oder: zum Glück? Echt schwer zu sagen…) im Spätherbst 2024 nicht mehr kandidieren kann.

Eines der Szenarien bezieht sich auf den neuen Regierungschef Marcel Ciolacu, dem Erfolg bei den Präsidentschaftswahlen im Voraus beschieden wird, sollte er a) als alleiniger Kandidat von PSD und PNL antreten (was auch hieße, dass der Deal, im Gegenzug, wieder einen PNL-Ministerpräsidenten brächte…) und b) in der Stichwahl gegen den Rechtsextremen George Simion von der Allianz für die Vereinigung der Rumänen (AUR) antreten müssen. Ein solches Szenario gab´s schon mal: Iliescu gegen Vadim Tudor im Wahljahr 2000. Der Rechtsextreme fiel gegen den Altkommunisten durch.

Im selben Spekuliertopf rumort auch der Johannis zugesprochene Wunsch, dass sein untertänigster Protegé Nicolae Ciucă, der PNL-Vorsitzende (von Johannis´ Gnaden), Ex-Regierungschef (von Johannis´ Gnaden) und als Drei-Sterne-General Ex-Generalstabschef (von Johannis´ Gnaden), gemeinsamer Kandidat von PNL und PSD sein sollte. Doch das scheint zur Stunde und angesichts dieses weltfremden  Faux-Pas-Generals mit viel Jovialität, den wir bis Anfang Juni als Regierungschef hatten, eine glatte Fehlspekulation. Was, leider, hierzulande gar nichts heißen muss…

Der Start Ciolacus als Regierungschef, der vollmundig mit Versprechungen von vielerlei Geldregen um sich wirft (jüngst für die von den Überschwemmungen Betroffenen), deutet klar auf Popularitätshascherei hin, die den künftigen Präsidentschaftskandidaten sympathisch und wählbar machen soll. Das Ciolacu/Ciucă-oder-Umgekehrt-Szenario sei, egal wer von den beiden das Rennen macht, Johannis genehm, wird unterstellt, insofern jeder der beiden bereit wäre, wird behauptet, für diesen Posten dem Ex-Inhaber desselben Immunität vor dem Gesetz zu garantieren.

Es gibt noch einen einflussreichen Flügel der PNL (Klausenburgs Bürgermeister Emil Boc, der Kreisratschef von Bihor, Bolojan, und einige andere), die eine politische Umgruppierung mit Laura Codru]a Kövesi, der amtierenden EU-Chefanklägerin, als Zentralgestalt anstreben. In diesem Fall rechnet man mit einer Sammlung der aktuellen Opposition von USR, PMP, For]a Dreptei des Ex-Premiers Ludovic Orban und einiger weiterer Kleinparteien (die zusammen mehr als 20 Prozent des momentanen Wählervertrauens bündeln) rund um eine (wahrscheinlich geschwächte, aber ideologisch ins Ur-Bett zurückgekehrte) liberale PNL (der, bei ideologischem „Großreinemachen“, auch wieder um die 20 Prozent Wählerstimmen sicher sein könnten). Kövesi werden starke Fürsprecher in jenem Ausland nachgesagt, auf das traditionell in Rumänien gehört wird…

Ein nicht unsympathischer, weil ernster und gut informierter, dabei auch US-genehmer möglicher Kandidat wäre auch der Stellvertreter des Nato-Chefs Jens Stoltenberg, Mircea Geoan², der 2009 schon einmal fast Präsident geworden wäre (als sein Gegner Traian Băsescu war, alias der ehemalige Securitate-Spitzel „Petrov“ – Geoan² fehlten 0,34 Prozent der Stimmen). Allerdings bräuchte er die Unterstützung der Partei, deren Vorsitzender Geoană zeitweilig war, der PSD. Dort sitzt aber jetzt ein Ambitionierter fest im Sattel, der zwar angeblich noch nie in einem geregelten Arbeitsverhältnis stand, der aber die Populismuslektion erfolgreich verinnerlicht hat: der amtierende Regierungschef Ciolacu.
Überschaut man dieses Kandidatenspektrum, befällt einen Verzweiflung: Irgendeine Änderung ist nicht in Sicht.