Randbemerkungen: Pläne der Erdscheiben-Gläubigen

Aus den USA wollen sie ab 2025 einen „geldregierten Gottesstaat“ („Der Spiegel“)  zimmern. Die durchs Weltall rasende Erdkugel pressen sie vorkopernikanisch zur Scheibe zusammen, wo es nie menschenbeeinflusste Klimakatastrophen gibt oder gab. Kevin Roberts erklärt im apodiktischen Ton Trumpscher Gotteskrieger: „Wir erleben gerade die zweite amerikanische Revolution. Und sie wird unblutig bleiben. (…) Wenn die Linke das zulässt.“ Unterton drohend. Bereitschaft, ideologisch das Gegenteil als gleichgute Wahrheit zu vertreten.

Roberts gehört zum Autorenteam der erzkonservativen, von Amerikas Reichen großzügig unterstützten „Heritage Foundation“ (aus der fleißig und positiv in den rumänischen Intellektuellen-Publikationen zitiert und kommentarlos übernommen wird), die einen rund 900-Seiten-Leitfaden für die künftige Trump-Regierungszeit veröffentlichte – die Grundlage für die Umwandlung der USA in einen „christlichen, fossilen Gottesstaat“ (Spiegel). Dass diese Absicht ernsthaft ins Auge gefasst wird, beweist Trumps Entscheidung, den borniert-konservativen Senator J. D. Vance zu seinem Vizepräsidenten (und möglicherweise Nachfolger, ab 2028 …) zu küren. Dessen Vorfeld-Lobpreisungen der „Heritage Foundation“ und ihres „Project 2025“ sind vielen politischen Beobachtern aufgefallen, bereits als er noch ein grimmiger Trump-Gegner im Republikaner-Lager war. Trump selber findet, die Stiftung verrichte „unglaubliche Arbeit“, indem sie „die Grundlagen dafür“ lege, „was unsere Bewegung tun wird.“

Bei diesen „Grundlagen“ handelt es sich nicht nur um Regierungsrichtlinien und -orientierungen, sondern auch konkret um lange Listen von „loyalen Reaktionären“, die rund dreißigtausend Beamte bisheriger Regierungen ersetzen sollen – Pläne zur Durchsetzung des Staates USA mit „Loyalen“, lies: Trumpisten. Die dessen frühmittelalterliches Denken teilen und über seinen Geisteshorizont hinwegzublicken unfähig oder nicht willens sind. Es geht, wie in der Küche, ums „Entbeinen des Fleisches“. Ziel: Aufbau eines „reinen“ Präsidialstaats unter Münchhausens Alleinerbe Trump.

Entsetzt vernahm der Teil der amerikanischen Öffentlichkeit, der noch Vernunft kennt, dass das „Project 2025“ Minderheitenrechte abbauen bis streichen will, verschiedene fortschrittliche Behörden - auch Ministerien - zu schließen gedenkt, Klimaregulierungen rückgängig machen will, fossile Energien unendlich lange zu fördern bereit ist („weil sie Wohlstand geschaffen haben und garantieren“), Militärrekrutierungen in allen staatlich geförderten Schulen einführen möchte (die privaten und die religiösen der reichen Evangelikalen natürlich ausgenommen…), Transpersonen sollen aus dem Militär entfernt werden. Bezüglich Steuern sollen, grob gesehen, die unteren und mittleren Schichten geschröpft, die Reichen massiv verschont werden. Maßnahmen zu Pandemievorbeugung und -schutz sind laut „Project 2025“ „Unterdrückung menschlicher Grundrechte“. In der Entwicklungshilfe wolle man nur noch mit „glaubensbasierten Organisationen“ zusammenarbeiten. Auch in der gemeinen Außenpolitik soll generell mehr mit den „faith-based organisations“ zusammengearbeitet werden - die von der US-Verfassung garantierte Glaubensfreiheit, eine der Grundlagen der Besiedlung Amerikas, ist den Trumpisten schnuppe…

Die Tipps für die Trump-Regierungszeit besagen, dass gewisse Forschungsrichtungen in Medizin, Biologie, Biotechnologie oder in der Klimaforschung ausgeklammert werden, hingegen wird eindeutig Stellung bezogen zugunsten von Verschwörungsgläubigen und Wissenschaftshassern. Zitiert wird die Direktorin des Energie- und Klimazentrums der Heritage Foundation, Diana Furchtgott-Roth, die der „New York Times“ antwortete: „Wir brauchen mehr Erdgas“, als sie zur Bekämpfung des Klimawandels befragt wurde. 

Bringt Trump uns ein Mittelalter à la USA?