Randbemerkungen: Von wo schmeißt er den Mantel hin?

Eine der bekanntesten Gesten unseres amtierenden Staatschefs Klaus Werner Johannis ist seit der Anfangszeit seines Erstmandats vor fast zehn Jahren jenes wuterfüllte Hinschmeißen seines Mantels auf die Haube des Dienstfahrzeugs – weil gerade kein geflissentlicher guter Geaist in der Nähe war, um dem Ersten Mann im Staat seinen Mantel abzunehmen, bevor er ins Fahrzeug steigt. Die Geste ist psycho-politisch, aber auch psychologisch und psycho-sozial hinreichend um- und uminterpretiert worden und gilt heute noch in breiten Kommentatorenkreisen als charakteristisch für unseren Staatschef: er besteht steif auf ihm dienende Geister um sich.

Als kürzlich die Nachricht in Umlauf gesetzt wurde, dass die Johannis-Partei PNL das Wahlgesetz in Richtung der Ebnung des Wegs für eine Kandidatur von KW Johannis für den Senat novellieren will, fiel vielen Beobachtern jene Geste mit dem Mantel und dem zornglühenden Gesicht des Präsidenten wieder ein, weil ihm in jenem Augenblick kein Diener dienend zu Diensten stand.

Selbstverständlich kann man die Ankündigung des PNL-Ersatzchefs von Johannis´ Gnaden, des Vier-Sterne-Generals a.D. NI Ciucă, auch als Anköderung der Öffentlichkeit betrachten, im Sinne: Wie kommt das an? „Das“ ist keine Kleinigkeit: Johannis als Senats-Kandidat der PNL auf den Listen von Bukarest, wo die PNL meist nicht (so) schlecht abschneidet (wie in anderen Gegenden Rumäniens) und anschließend, mit einigem Ränkeschmieden und massiven Konzessionen / politischen Bestechungen, als Senatspräsident. Der damit zweite Mann im Staat wäre, falls dem Präsidenten (egal) was passiert, als Erster Ersatzmann des Präsidenten u.U. rasch wieder im für ihn so wohligen Schloss Cotroceni. Über den kleinen Umweg Senatspräsidentschaft. Nach dem Platzen des Nato-Traums und (wer weiß welcher?) EU-Idealposten – gar nicht so schlecht. Auf alle Fälle besser als sämtliche Vorgänger, von Iliescu über Constantinescu bis Băsescu. Die aber auch, durch die Bank, postpräsidial katzengleich in Sozialdaunen landeten. Und á propos Präsidentenmantel: er würde dann, schon ab 2025, von fast der gleichen Höhe niedergeschmettert, wenn keine eifrig Dienstbeflissenen sich flugs zeigen sollten.

Die Spielchen des Polit-Tandems Johannis-Ciucă könnte aber auch anders aus(s/g)ehen. Unwahrscheinlicher, aber denkbar: Johannis dankt vorzeitig ab. Um, im Falle einer ausbleibenden Gesetzesnovellierung, für den Senat kandidieren zu können. Automatisch wird der amtierende jetzige Senats-Präsident NI Ciucă Interim-Staatspräsident und kann sich als solcher in voller Pracht seiner Fähigkeiten dem Wahlvolk präsentieren. Und sich damit vielleicht doch noch – jetzt unwahrscheinlich – zumindest für die Stichwahl der künftigen Präsidentschaft qualifizieren. Vielleicht auch das teuerste Buch der Geschichte des rumänischen Bücherwesens (Buchwerbung: vier Millionen Euro, wahrscheinlich Haushaltsgeld…), die Darstellung seiner kriegerischen Heldentaten im Irak-Krieg, vergessen machen.

Fakt bleibt: derartige Szenarien/Spekulationen zeigen die Verzweiflung der Kommentatoren rumänischer Spitzenpolitik. Keine(r) der antretenden Kandidaten für die Besetzung des Präsidialfauteuils ist so heraus-ragend, dass man ihm/ihr ohne Weiteres den Zugang zur Stichwahl zutrauen könnte. Wie an dieser Stelle bereits mehrmals betont: hochgelobte Mittelmäßigkeit bleibt immer nur Mittelmäßigkeit. Gilt, bei aller Sympathie, auch für den ehemaligen Bürgermeister von Hermannstadt, für KW Johannis. Und übrigens: keine Nato-Auszeichnung wird je einen Mircea Geoană vom Iliescu-Stempel des „Dummköpfchens“ reinwaschen, während die Souveränisten sich gegenseitig zerfleischen, während die beiden jüngsten Premierminister Rumäniens durch Unterdurchschnittlichkeit blitzen, die Lasconi mechanisch Tagesthemen drischt.

Charisma und Kompetenz fehlt allen.