Sooft ich meinen jüdischen Freund, oftmaligen Ratgeber und ehemaligen Büronachbarn in der Erstredaktion des „Neuen Wegs“ in Reschitza mehr oder weniger scherzhaft fragte: „Herr Schnabel, machen wir ein G`schäfterl?!“, antwortete er augenzwinkernd: „Ja, gern, aber wer verdient dabei etwas?!“
Dieser oftmalige Dialog – auch mal in umgekehrter Frage-Antwortfolge – kam mir in den Sinn, als vom punktereichen Trumpschen „Friedensplan“ Gerüchte aufkamen, denen schließlich die Versendung nach Moskau am 21. November und – natürlich Tage später, herablassend – an die Ukraine und die europäischen Hauptstädte folgte.
Der alle Wunschträume der Russen erfüllende „Plan“ zu einem dubiosen „Frieden“ an der Ostgrenze der NATO rief, neben vielen anderen Fragen, eine Hauptfrage auf: Was verdient Trump mit diesem für ihn typischen „Deal“, vermutet man doch, dass er handfeste Firmeninteressen in ganz Europa, vor allem aber in Russland, in Moskau, aber, nicht zuletzt, in den von ihm im „Friedensplan“ diktatorisch den Russen zugeschlagenen Gebieten des Donbass und von Luhansk hat. Befremdlich, dass in Moskau zuerst glaubhaft (sofern Russen international überhaupt glaubhaft sind) versichert wurde, von einem „Friedensplan“ aus Washington nichts zu wissen. Spekulationen über den „Friedensplan“ als Folge der Alaska-Gespräche Trump-Putin, oder als Folge von Geheimtelefonaten Trump-Putin, wo der Pferdeflüsterer Putin dem den Russen gegenüber immer devoten „starken“ Amerikaner den Plan diktiert habe, nährten Verdachtsmomente und weitergehende Spekulationen.
Die Europäer, die etwas zu sagen haben, strichen den 28-Punkte-Plan rot an – und durch: untragbar für Europa, unannehmbar für die Ukraine. Der „Friedensplan“ klang echt russisch. Sie setzten sich mit dem wohl Einzigen aus der US-Regierung zusammen, mit dem man vernünftig reden kann: Marco Rubio. Man folgte der Aussage des Präsidenten Tschechiens, Petr Pavel: „Damit ein Friedensplan gerecht ist, darf er das Opfer nicht bestrafen und begangene Verbrechen nicht ignorieren. Und damit der Friedensplan langanhaltende Folgen hat, muss er die Souveränität der Ukraine garantieren, ihre Fähigkeit untermauern, unabhängig ihren künftigen Weg zu bestimmen und eine würdige Zukunft. Die Europäer und die Ukraine kennen Russland leider zu gut, brauchen deswegen verlässliche Garantien, dass eine solche Aggression sich nicht wiederholt. Das ist der Grund, weswegen die Ukraine und Europa in jeder Situation mit einer einzigen Stimme argumentieren.“ Jan Lipavski, sein Außenminister, erinnerte ans Jahr 1938 und warnte: „(...) die Umstände und Bedingungen dieses Friedensvertrags werden die europäische Sicherheit in den kommenden Jahrzehnten bestimmen.“
Inzwischen ist Trumps Coup, an Thanksgiving den Ukrainefrieden nach seinem und Putins Geschmack zu besiegeln, gescheitert. Zur Erleichterung der Europäer, aber auch ihrer treuen Verbündeten Kanada, Norwegen, Japan – die alle irgendwie den unangenehmen Nachbarn Russland voller Argwohn belauern.
Irgendwie haben die elf Europäer und ihre Freunde – Rumäniens Präsident hatte wohl wieder Besseres zu tun: die Justizkaste beschirmen, Pilgergänge machen und so...! – auch Marco Rubio überzeugen können, zumal sich sogar ein Trump nicht ganz wohlfühlt in seiner Haut: er hatte die Tür zum Dialog einen Spalt weit offengelassen.
Jetzt sind die Russen am Zug, die wieder nur nichts als NJET! auf den Lippen haben. Zumindest ist man in den Verhandlungen so weit gekommen, dass die Territorialverschiebungen im Friedensplan nicht von den durch Moskau bereits verfassungsmäßig festgelegten Grenzen der Oblasts ausgehen, sondern von der Front, den „Kontaktlinien“. Der Fall des ukrainischen Chefunterhändlers Andrij Jermak, des Vertrauensmanns Selenskyjs, hat Turbulenzen erzeugt. Doch die angerissene Richtung war korrekt.





