Ratschlag eines Schriftstellers

Es war mir ein Rätsel, wieso ich zum diesjährigen Internationalen Festival „Tage und Nächte der Literatur in Neptun“ (10. Auflage!) des Rumänischen Schriftstellerverbandes eingeladen worden bin: Erstens bin ich nicht Mitglied und zweitens bin ich nicht gerade öffentlichkeitsverwöhnt. Okay, vielleicht lag es am Rahmenthema: Exil, inneres Exil… Und, na ja, als Dichter, egal wo man lebt, lebt man heutzutage ja stets auch auf die eine oder andre Weise in einer Art Exil, und wohl dies umso mehr, wenn einer als Siebenbürger Sachse in der Moldauhauptstadt Jassy/Iaşi lebt…
Die deutsch(sprachig)e Präsenz war übrigens insgesamt spärlich: Außer mir war bloß noch die gebürtige Hermannstädterin Dagmar Dusil (heute Bamberg) angereist.

Wie dem auch sei, ich wurde eingeladen und bin hingefahren. Und möchte hier bloß auf einen Ratschlag des seit 1987 in Frankreich lebenden rumänischen Dichters, Erzählers und Dramatikers Matei Vişniec eingehen. Nachdem er am letzten Tag zum Schluss des Themenkolloquiums das Wort ergriff, beschrieb er sein Exil als ein durchaus glückliches, habe er doch gleich in den ersten Tagen in Paris eine Menge Rumänen getroffen, alle bereit, ihm zu helfen, sodass er sich habe fragen müssen, was das denn nun für ein Exil ist, wo Paris eine Art Klein-Bukarest zu sein schien!?

Zum Schluss lancierte er folgende sympathische Idee: Es wäre wohl mehr als angebracht, für die ausländischen Journalisten, die Rumänien bereisen, eine Liste mit 150 negativen Themen zusammenzustellen und diese ihnen bei Betreten des Landes auszuhändigen – „damit sie doch auch endlich mal nuancierter schreiben, damit wir auch endlich mal wie ein normales Land erscheinen” und damit sie nicht mehr alles durch das Prisma der 5-6 ewigen Themen sehen und beschreiben: Zigeuner/Roma, Straßenhunde und -kinder, Korruption und Ähnliches...