Raus aus der Komfortzone: Sport hält Körper und Geist fit

Ein paar gute Gründe, um nicht an die Churchill‘sche Weisheit zu glauben

Maria Catargiu läuft heute um ihr Leben gern, am liebsten in der Natur.

Laufschuhe, auch die billigsten, machen den Unterschied, wenn es ums Laufen geht. Die Jogger warnen: Auf keinen Fall Sneakers anziehen (rechts im Bild)!

Mit der kostenlosen App Strava kann man seine Sport-Erfolge auch messen und das motiviert zusätzlich. | Fotos: Raluca Nelepcu

Für das Training zu Hause: eine Yoga-Matte und ein Laptop reichen, um mit dem ersten Workout zu beginnen.

„Sport ist Mord“ – das Sprichwort stammt vom ehemaligen englischen Premierminister Winston Churchill. Er war ganz und gar nicht der Sport-Typ, hatte hohen Blutdruck, erlitt zwei Schlaganfälle und einen Herzinfarkt. Ein lustiger Fakt trotz seiner gespannten Einstellung dem Sport gegenüber: Winston Churchill wurde 91 Jahre alt. Soll man der Churchill‘schen Weisheit nun vertrauen? Kategorisch „nein“, meinen Experten. Denn regelmäßige körperliche Aktivität wirkt sich positiv auf Immunsystem, Herz-Kreislauf-System, den Bewegungsapparat und vieles mehr aus. Täglicher Sport fördert außerdem die psychische Gesundheit.

Die Feiertage sind längst vorbei und die warme Jahreszeit ist nur noch etwa vier-fünf Monate weit weg. Für viele Frauen heißt das: Das Rennen um einen perfekten Badeanzug-Körper darf beginnen, weg mit dem Festtagsspeck! Es gibt kaum eine Frau, die im Laufe ihres Lebens nicht mindestens eine restriktive Diät ausprobiert hat. Die Rina-Diät, das Intervallfasten, Essen zu genauen Uhrzeiten, die Eiweiß-Diät oder, sehr modern heutzutage, Low Carb. Es gibt Dutzende an Diäten – und alle haben etwas gemeinsam: Sie verursachen ab einem gewissen Zeitpunkt Frust, denn sie gehen mit Einschränkungen einher, und wer mag es schon, auf Leckerbissen zu verzichten? Mit Sicherheit kann man viel abnehmen, wenn man die eine oder andere Diät durchhält. Doch wie schafft man es, sein Idealgewicht auf Langzeit zu halten? Das Geheimnis liegt in der regelmäßigen Bewegung, die nicht nur dem Körper, sondern auch dem Geist gut tut. 

Eine gute Motivation braucht man, um mit dem Sport (wieder) anzufangen. Aber die gute Nachricht lautet: Dafür ist es nie zu spät. Und jetzt ist immer der richtige Zeitpunkt dafür. Es bedarf, zumindest am Anfang, keinerlei besonderen Ausrüstung, um so langsam wieder in Form zu kommen. Man kann es zu Hause tun oder draußen, im Freien. Nachdem man in Schwung gekommen ist, läuft alles viel, viel leichter, sind sich jene einig, die regelmäßig Sport treiben.

Sport in den Alltag einbauen 

Wie wäre es, wenn man damit beginnt, mal das Auto zu Hause zu lassen und zu Fuß zur Arbeit zu gehen? Oder, noch besser: Das Fahrrad wieder zu nutzen? Jede Minute, in der man in Bewegung ist und nicht im Auto sitzt, ist für Körper und Geist eine gewonnene Minute. Auch kann man, wenn man auf dem Nachhauseweg ist, nach Hause laufen. Es mag komisch klingen, doch wen stört es, wenn man verschwitzt zu Hause ankommt? Der eigene Körper wäre bestimmt sehr dankbar dafür. 

Auch kann man, während man zu Hause verschiedenes erledigt, kurze Pausen einlegen, um mal schnell 20 Kniebeugen, zehn Liegestützen oder 30 Crunches zu machen.

Verschiedene Aktivitäten ausprobieren

Wer mit dem Sport erst anfängt, sollte es langsam angehen. Stretching, Yoga, Pilates – alles für Anfänger. Oder auch: 30 Kniebeugen/Bauchpressen für den Beginn, jede Woche zehn weitere hinzufügen. Wichtig ist auch, verschiedene Aktivitäten auszuprobieren, um zu sehen, was einem Spaß macht. Allgemein gilt nämlich: Sport muss Freude machen!  

Laufen, gehen, laufen

Wer mit dem Joggen anfangen möchte, der sollte einfach loslaufen, und zwar nicht ab Montag, sondern schon heute. Gute Sportschuhe und sonstige Sportkleidung sind natürlich von Bedeutung, doch für den Beginn reicht es, Laufschuhe und keine Sneakers anzuziehen. Am Anfang kommt man schnell außer Atem, doch nicht verzweifeln! Wenn man nicht mehr weiter laufen kann, dann sollte man einfach weiter gehen. Nach dem Gehen kann das Laufen wieder aufgenommen werden, jeder mit seinem eigenen Rhythmus. Wichtig ist, stets weiterzumachen und nicht stehen zu bleiben.

Fast alle Menschen, die heute einen (Halb-)Marathon bewältigen können, haben so angefangen. Aller Anfang ist schwer und das Laufen stellt mit Sicherheit keine Ausnahme dar. 

Für Maria Catargiu aus Temeswar/Timișoara war das regelmäßige Laufen einst etwas Unvorstellbares. Bis sie vor einigen Jahren auf den Geschmack kam. „Man braucht Motivation, man muss sich die Veränderung für sich selbst tatsächlich wünschen. Was mir geholfen hat, im Rennen zu bleiben, war, eine Sport-App zu installieren. Sobald ich die Ergebnisse meiner Anstrengung sehen konnte, schaffte ich es, mich selbst zu motivieren und weiterzumachen. Wie zum Beispiel: ´Heute werde ich einen Kilometer mehr laufen´, oder ´heute werde ich schneller laufen´. Die kleinen Siege motivieren natürlich“, sagt die Temeswarerin. Die junge Läuferin, die sich inzwischen jährlich an verschiedenen Lauf-Events beteiligt, empfiehlt Anfängern gute Rennschuhe und technische Socken, aber auch einen guten Sport-BH für Frauen. „Du musst schon die besten Bedingungen schaffen, um in Bewegung zu bleiben, ansonsten ist es sehr leicht, Entschuldigungen zu finden und nach den ersten zwei-drei Versuchen aufzugeben“, findet sie. 

Kein Fitnesssaal nötig für den Anfang

Viele Menschen glauben, man braucht eine besondere Ausrüstung, um Sport zu treiben. Zumindest für den Anfang reicht es, den eigenen Körper zu benutzen. Fitness-Sternchen Pamela Reif gehört beispielsweise zu jenen, die für diese Art von Training plädieren. Denn: Das Verletzungsrisiko ist beim Ganzkörper-Workout geringer, das Training ist abwechslungsreich und effektiv. Gerade Sportanfänger können damit anfangen, am besten zu Hause. Anregungen dafür gibt es genug. Die deutsche Influencerin Pamela Reif selbst bietet jede Menge Videos auf Instagram und YouTube an, die jeder Internetnutzer kostenlos abrufen kann. 

Und das Beste dabei: Man kann verschiedene Trainingsarten ausprobieren und sich schließlich für das entscheiden, was einem Spaß macht. Außerdem: Training mit dem eigenen Körpergewicht ist billig und kann überall ausgeübt werden.

Der Anfang ist gemacht

„Informiere dich sehr gut, setze dir klare Ziele, gehe sicher, dass du stets eine Aufwärmrunde vor dem Sport machst. Du brauchst Balance und Geduld. Vernachlässige Essen und Ausruhen nicht. Erzwinge nichts und überstürze nichts“, sagt Valentin Bosioc. Der aus dem Banater Bergland stammende, derzeit in Bukarest lebende Bodybuilder und persönlicher Fitnesstrainer ist überzeugt, dass man im Sport wie auch im Leben keine Abkürzung nehmen sollte, egal, um welchen Sport es sich handelt. „Es kann sein, dass es manchmal schwer und sogar langweilig wird. Die Routine tritt ein, die Menschen langweilen sich… in diesen Fällen empfehle ich einen guten persönlichen Trainer, der dich motivieren und beraten kann“, sagt der Sportler. „Sport kann Leben retten, Sport bedeutet Gesundheit, Sport bedeutet Leben“, betont Valentin Bosioc.

Ein Sportsfreund, der mittrainiert

Menschen sind soziale Wesen. Deswegen hilft es, beim Einstieg in ein sportlicheres Leben oft, einen Freund zu finden, der mit trainiert. „Manche Menschen sind motivierter, wenn sie zusammen mit einem Bekannten rausgehen, um Sport zu treiben. Wenn du nur sesshafte Freunde hast, kannst du immer noch einer Facebook-Gruppe beitreten und dort Menschen finden, die mit dir laufen wollen“, empfiehlt Maria Catargiu. 

Eine interessante, aber etwas anspruchsvollere Variante (Anm. d. Red.: man muss eine Halle finden und eine Gebühr bezahlen), um Sport zu treiben, ist das Klettern. Andrei Preda, Inhaber der OneMove-Kletterhalle in Temeswar, empfiehlt das Klettern allen Menschen zwischen 6 und 60 Jahren, die eine mittlere Kondition aufbringen. „Am besten mit einem Kletterkurs von acht Sitzungen anfangen, idealerweise mit einem Freund oder einer Freundin zusammen“, sagt der Absolvent der deutschen Nikolaus-Lenau-Schule, der selbst erst nach dem Abitur mit dem Klettern angefangen hat. 

Dass regelmäßiger Sport die Gesundheit fördert, ist schon längst nachgewiesen worden. Es liegt also nur an der eigenen Motivation, damit anzufangen und am Ball zu bleiben. Wie man doch so schön sagt: Wenn du müde bist, dann tue es müde!