Schülerwettbewerbe über Grenzen hinweg

Zwei Beispiele für internationale Schülerwettbewerbe

Eine gute Gelegenheit für Kinder und Jugendliche aus Schulen mit deutscher Unterrichtssprache ihre Heimat kennenzulernen und gleichzeitig Kontakte zu Schülern aus Deutschland zu knüpfen sind gemeinsame Schülerwettbewerbe. Diese werden u.a. von den deutschen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern in regelmäßigen Abständen zum Schuljahresanfang ausgeschrieben. Dabei werden jeweils aktuelle und interessante osteuropäische Themen aufgegriffen und daraus verständliche und altersgerechte Wettbewerbsthemen erstellt.

Die Kategorien reichen über Quiz für Grundschüler („Suchen und Finden“), künstlerisch-kreative Arbeiten bis hin zu Referaten über zu vergleichende Landesgeschichte oder Natur („Schreiben und Gestalten“). Die Preise in Form von Reisen, sowie Geld-, Sach- und Gutscheinpreise können sich ebenfalls sehen lassen, sie werden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung übergeben. Manchmal ist es sogar möglich, die schriftlichen oder künstlerischen Beiträge als schulische Leistung anrechnen zu lassen.

Im vergangenen Schuljahr 2021/2022 war sowohl in Bayern als auch in Baden-Württemberg Rumänien das Schwerpunktland der Schülerwettbewerbe. In Baden-Württemberg war in der Kategorie der Mittelstufenschüler u.a. ein Vergleich der Nationalparks in Rumänien mit dem relativ jungen Nationalpark Schwarzwald vorgesehen, während das Kreativthema die Entwicklung eines Spiels über die Donau beinhaltete, die bekanntlich beide Länder verbindet. Außerdem konnte man eine Sage erfinden, welche die Entstehung der Schlammvulkane von Berca in der Walachei erklärt oder sich ein richtig gruseliges „Dracula-Menü“ ausdenken, kochen und dokumentieren.

Die Oberstufenschüler konnten sich mit der Wahl des Schwarzwälders Dominic Fritz zum Bürgermeister von Temeswar/Timi{oara in Form eines Filmbeitrages beschäftigen oder eine Wandzeitung zur aktuellen Situation der Rumäniendeutschen erstellen. Die Schüler hatten u.a. die Wahl zwischen einem Vergleich der Revolutionen von 1989 in der DDR und in Rumänien, der Erstellung eines Kurzfilms über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen oder der Analyse einer Karikatur des Cartoonisten Nel (Ioan Cozacu). Für die Preisträger des Wettbewerbs war eine Rumänienreise vorgesehen, welche leider aufgrund der Corona-Einschränkungen abgesagt werden musste. Stattdessen fand am 22. Juli eine feierliche Abschlussveranstaltung mit Preisverleihung für die Schüler aus Baden-Württemberg im Innenministerium im Stuttgart statt, wo auch die prämierten Beiträge präsentiert wurde. Die teilnehmenden Schüler aus Rumänien, z.B. vom Johannes-Honterus-Lyzeum in Kronstadt, wurden vor Ort geehrt.

Die Abschlussveranstaltung des von Bayern organisierten Schülerwettbewerbs fand vom 26. bis 28. Juli 2022 in Regensburg statt. Hier durften Vertreter der prämierten teilnehmenden Gruppen der Schulen aus Rumänien (Arad, Kronstadt, Bukarest, Hermannstadt und Sathmar) anreisen und ihre Beiträge gemeinsam mit den bayerischen Schülern vorstellen, was einen besonderen Höhepunkt des Wettbewerbs darstellte (siehe Bericht in der ADZ vom 30. Juli 2022).

Die knapp fünfzig Siegerinnen und Sieger des 69. Nordrhein-Westfälischen Schülerwettbewerbs „Begegnung mit Osteuropa“, der unter dem Motto „Spürbar Europa“ stand, wurden aus 4200 Jugendlichen mit etwa 1500 schriftlichen und künstlerischen Beiträgen aus NRW und aus osteuropäischen Ländern ermittelt. Die feierliche Urkundenverleihung und Übergabe des Preisgeldes von 300 Euro fand am 23. Juni in Oberhausen statt, während die preisgekrönten Wettbewerbsbeiträge im Rahmen einer Wanderausstellung landesweit vorgestellt werden.

Die Wettbewerbe sind also sehr vielseitig ausgestaltet und bieten eine wunderbare Gelegenheit, sich in ein Thema zu vertiefen, vorausgesetzt, die Unterstützung durch Schule und Lehrkräfte ist gegeben. Um letzteres zu ermöglichen, wäre es allerdings von Vorteil, die Wettbewerbe der einzelnen Bundesländer besser zu koordinieren. Es ist schade, wenn zwei oder mehr deutsche Bundesländer zeitgleich dasselbe östliche Schwerpunktland aussuchen, wie es mit Rumänien im Schuljahr 2021/2022 geschehen ist. Dadurch entsteht eine Konkurrenzsituation für die Schülerinnen und Schüler aus Rumänien, die sich neben den Themen auch nach den in Aussicht gestellten Preisen richten. Eine Koordination über das Department für interethnische Beziehungen (DRI) von rumänischer Seite mit den entsprechenden Kultusministerien wäre im Vorfeld sehr sinnvoll. Im Rahmen der Deutsch-Rumänischen Regierungskommission für Angelegenheiten der deutschen Minderheit in Rumänien (gegründet 1992), für welche das Thema Jugendförderung (s. Protokoll vom 2.-3. Juni n Berlin) zentral ist, könnte diese Abstimmung möglich sein.

Weiterhin wäre die rechtzeitige Ankündigung und Bewerbung der Wettbewerbe in den deutschsprachigen Medien sehr wünschenswert. Für Nordrhein-Westfalen sei hiermit auf den laufenden Wettbewerb hingewiesen, mit der Einreichungsfrist zum 31. Januar 2023. Er steht unter dem Motto: „70 Jahre Begegnung mit Osteuropa – ein Friedensprojekt!“. Wie bisher auch steht er sowohl für NRW-Schülerinnen und Schülern als auch für denjenigen osteuropäischer Schulen mit deutschem Unterricht offen.

Es wäre wunderbar, wenn durch die Schülerwettbewerbe „Unsere Nachbarn im Osten / Begegnungen mit Osteuropa“ möglichst viele Kinder und Jugendliche nach der Corona-Pandemie miteinander Kontakte knüpfen können über das verbindende Element ihrer Heimat.


Genauere Infos zu den Wettbewerben finden sich unter:
km.bayern.de/lehrer/unterricht-und-schulleben/landeswettbewerbe/oestliche-nachbarn.html
nachbarn-im-osten.de/files/custom_template/media/Downloads/2021/Haus-der-Heimat_Sch%C3%BClerwettbewerb_Broschuere2021_2022.pdf
schulministerium.nrw/nrw-schuelerwettbewerb-begegnung-mit-osteuropa