Sechsmal Zwanziger

1520 erscheint in frühneuhochdeutscher Sprache, mit einer Startauflage von 4000 Exemplaren, Luthers „Kriegstrompete“ (Johannes Lange) mit dem Titel „An den Christlichen Adel deutscher Nation von des Christlichen Standes Besserung“, womit der Start für diejenige Rebellion gegen Papst und Rom gegeben wird, die als „Reformation“ in die Geschichte einging. Die Broschüre wendet sich an den Adel und implizit an den frisch gewählten Kaiser des Sacrum Imperium Romanum, Karl V. (es folgten weitere 16 Auflagen). Luther erklärt den Papst (Leo X. aus dem Haus Medici) zum Antichrist und postuliert das Priestertum aller Getauften. Der zweite Bruch in der Christenheit, nach 1054, beginnt seinen blutigen Lauf.

1620 ist der 30-jährige Krieg bereits in voller Entfaltung, und Reformierte und Katholiken schlachten sich gegenseitig ab. Gábor Bethlen, der Fürst von Siebenbürgen, wird vom Landtag zum König von Ungarn gewählt und startet prompt den Krieg gegen die Habsburger. Hundert Jahre später nimmt sich das Georg Rákóczi II. zum Vorbild: Polen/Litauer liefern sich am Pruth eine Schlacht gegen ein osmanisches Heer. Der Preis sind, wie so oft im ausgehenden osteuropäischen Mittelalter, die Donaufürstentümer.

Am 16. September gleichen Jahres sticht die „Mayflower“ mit 102 Personen („pilgrim fathers“) aus dem mittelenglischen Plymouth in See. Nach der Landung gründen sie die Kolonie Massachusetts und unterzeichnen den Mayflower Compact, eine Art Verfassung, die den Gründervätern als Vor- und Grundlage der heute noch gültigen US-Verfassung diente.
1720 wird der Urvater aller Politiker, „Lügenbaron“ Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen, im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg geboren. Im selben Jahr kommt Emmanuel-Armand de Vignerot du Plessis de Richelieu, duc d’Aiguillon, zur Welt und aus der 1560 gegründeten Kunstkammer der Wettiner wird in Dresden das Kupferstichkabinett. Johann Sebastian Bach beendet in Reinschrift die „Sonaten und Partiten für Violine solo“, es enden sowohl der Große Nordische Krieg (Schweden, Dänemark, Russland, Preußen) mit dem Frieden von Frederiksborg als auch der Krieg der Quadrupelallianz (Großbritannien, Frankreich, Österreich und die Niederlande) gegen Spanien mit dem Frieden von Den Haag. Im Banat läuft nach dem Frieden von Passarowitz/Pojarovac (1718) die erste Ansiedlungswelle mit den späteren „Banater Schwaben“. 

1820 führt Spanien nach einem Staatsstreich die konstitutionelle Monarchie ein. Die Wiener Schlussakte wird das zweite, gleichwertige Bundesgrundgesetz neben der Bundesakte. Der Troppauer Fürstenkongress beschließt gemeinsame Vorgangsweisen und Interventionsbereitschaft bei aufkeimenden republikanischen Ideen in den Monarchien Europas (Intervention zaristischer Truppen in Österreich beim Ungarnaufstand 1848-49). Unterzeichner: Zar Alexander I., Kaiser Franz I. und Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen. Großbritannien verweigert unter Protest die Unterschrift. Die USA haben 9.638.453 Einwohner, davon sind 1.537.022 versklavt.
1920 werden mittels Diktatverträgen in Versailles (Deutschland) und Sévres (Osmanisches Reich) die „Grundlagen“ für den Zweiten Weltkrieg gelegt. Wilson-Doktrin. Antisemitismus. Holocaust. Polnisch-sowjetischer, polnisch-tschechoslowakischer Krieg. Berlin als Vier-Millionen-Stadt ist kulturelles Zentrum Europas (die UFA produziert mehr Filme als Hollywood…). Boomjahre, Weltwirtschaftskrise. Admiral Miklós Horthy wird Reichsverweser Ungarns. Frankreich und Großbritannien legen die Grundsteine für schwelende Nahost-Dauerkonflikte durchs Torpedieren von Unabhängigkeitsbestrebungen. Lenin: „Den Kapitalismus einholen und überholen!“ Siegeszug von Jazz und Blues.

2020? Trump. Johnson. Putin. Erdogan. Macron. Chamenei.