„… und nähme an seiner Seele Schaden“

Wort zum Sonntag

Christus spricht:
„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme an seiner Seele Schaden?“

Markus 8, 36

In seiner Geschichte „Das kalte Herz“ erzählt Wilhelm Hauff von dem Köhlerjungen Peter Munk, dessen Wünsche nicht schweigen, bis er der reichste Mann weit und breit und der beste Tänzer dazu ist. Aber das alles hilft ihm nicht viel. Er wird grob, grausam und hartherzig und erschlägt schließlich seine Frau.

Nur dem guten Glasmännlein ist es zu verdanken, dass aus dem verlorenen Reichen wieder der arme, aber zufriedene Peter wird.

Diese Erzählung behandelt auch die Frage: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und an seiner Seele Schaden nimmt?“ Jesus stellt sie uns und überlässt es uns, die richtige Antwort zu finden.

Es gibt wohl kaum einen, der mit einem Schaden leben möchte. Schlimm ist es, wenn man mit einem lahmen Bein oder einem kranken Organ leben muss. So ein Schaden am Leib, etwa der Verlust der Sehkraft oder des Gehörs, beeinträchtigt das Leben sehr. Ich erinnere mich an eine taube Großmutter, die oft mit ernstem Gesicht dabeisaß, wenn alle herzlich lachten, weil sie nicht verstand, was so lustig war.

Viel schlimmer aber ist ein „Schaden an der Seele“! Wenn die Bibel von der Seele spricht, so meint sie damit das, was einen Menschen zu einer Person macht. Was den Körper betrifft, sind alle Menschen ziemlich gleich. Dennoch ist jeder eine besondere Person, mit bestimmten Empfindungen, Gefühlen und einem persönlichen Willen. Jeder Mensch ist ein besonderes „Ich“ in dieser Welt.

Man kann die Seele mit der Kommandozentrale eines Flughafens vergleichen. In diesen Raum kommt kaum einer hin. Dennoch gehen von hier alle Befehle aus. Alle gute Ordnung hat hier ihren Anfang.

Wenn hier ein Schaden entsteht, kann das schlimme Folgen für die Sicherheit der Fluggäste haben. Ein Schaden an der Seele zerstört das Leben. Wahres Leben beginnt erst dort, wo einer nicht mehr nur sich selbst und seinen eigenen Wünschen lebt, sondern erkennt, dass sinnvolles Leben nur in der Gemeinschaft möglich ist. Ein Seelenschaden wirkt sich in erster Linie auf die Gemeinschaft zerstörend aus. Aber das Schlimmste: Der Kranke kann seinen seelischen Schaden nicht erkennen. Es ist, als wären ihm die Augen zugehalten.

Die Erleuchtung aber hängt nicht an dem, was einer hat, sondern daran, ob der Geist Jesu in ihm wirkt. Erst dort, wo der Geist Gottes einen Menschen durchleuchtet und durchdringt, wo in der Zentrale der rechte Dienststellenleiter seine Befehle erteilt, kommt es zur inneren Gesundheit. Dann werden wir fähig, alles hinzugeben, notfalls auch das Leben, ohne an der Seele Schaden zu nehmen. Wenn sein Geist unsere Herzen regiert, kann es sein, dass wir erkennen, dass innerer Reichtum alle äußere Armut reichlich aufwiegt.