Unser Lebenskrug

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Jeder vernünftige Mensch bemüht sich, sein Leben erfolgreich zu gestalten. Rührige Unternehmer sind der Überzeugung, dass nur eine gesicherte materielle Basis für die Zukunft ausschlaggebend sei. Darum besteht ihr ganzes Leben aus einer wilden Jagd nach Geld und Gut. Künstler wollen ihre Talente in der Öffentlichkeit darstellen und sehen in der Anerkennung ihres Könnens von Seiten der Bewunderer ihren Lebensinhalt. Machtgierige Menschen wollen ihre Mitmenschen überragen und sehen in der Erringung einer Machtposition die Erfüllung ihres Lebens. Sind das die richtigen Lebensinhalte?

Ein Professor versuchte, mit einem Experiment seine Zuhörer in ihrer Lebensauffassung zu beeinflussen. Er nahm einen großen Glaskrug, füllte ihn mit großen Kieselsteinen und fragte seine Hörer, ob der Krug voll sei. Alle antworteten: „Ja!“ Nun nahm er einen Becher mit feinem Kies und schüttete diesen darüber. Dabei bewegte er den Krug und der Kies glitt in die Leerräume zwischen den Steinen. Wieder fragte er: „Ist der Krug nun voll?“ Diesmal reagierte das Publikum zögernd. Als Nächstes nahm er eine Dose mit Sand und kippte diesen in den Krug. Natürlich füllte der Sand auch den kleinsten verbliebenen Freiraum. Erneut kam die Frage, ob nun der Krug voll sei. Diesmal antworteten die Hörer mit „nein“. Schließlich holte er eine Kanne mit Wasser und füllte den Krug bis zum Rand.

Der Professor fragte nun: „Was können wir aus diesem Experiment lernen?“ Einige Hörer meinten, dass man auch in einem vollen Zeitplan immer noch einen Termin unterbringen könne. Doch der Professor erklärte: „Wenn man die großen Kieselsteine nicht als Erstes in den Krug legt, werden sie später niemals hineinpassen. Wer sich in seinem Leben zuerst um Banalitäten kümmert, hat nicht genug Zeit, um sich um die wichtigen Dinge zu kümmern. Überlegen Sie also, was die „Kieselsteine“ in Ihrem Leben sind, und legen Sie diese zuerst in den Krug!“

Die Frage ist nun die: Was halten wir in unserem Leben für das Wichtigste? Welches sind bei uns die großen Kieselsteine und was ist nur Kies und Sand? Viele unserer Zeitgenossen sind mehr oder weniger geistig sehbehindert. Sie sehen den Kies und den Sand der materiellen Güter als große Steine an und füllen damit ihren Lebenskrug. Christus, das „Licht der Welt“, will unser geistiges Auge schärfen, damit wir „recht sehen“. Im Matthäusevangelium ermahnt er uns: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben werden!“ Mit geschärften Glaubensaugen unterscheiden wir richtig, was große Kieselsteine sind und was nur Kies und Sand ist. Füllen wir aber unseren Lebenskrug nur mit dem feinen Kies und Sand der vergänglichen materiellen Güter, dann haben Gott und seine Verheißungen keinen Platz mehr darin. Was wird dann unser Endschicksal sein?

Im Lukasevangelium führt uns Christus das vor Augen. Ein reicher Mann hatte so viele Güter angehäuft, dass er sorglos sagen konnte: „Nun hast du großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich des Lebens!“ Noch in der gleichen Nacht starb er. Christus mahnt: „Wem wird all das gehören, was er angehäuft hat? So ergeht es jedem, der nur für sich Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist!“

Seien wir kluge Menschen. Füllen wir unseren Lebenskrug zuerst mit den großen Kieselsteinen unseres christlichen Glaubens und seiner Verheißungen. Deswegen kommen wir im Leben nicht zu kurz. Es bleibt noch genügend Platz für die Dinge, die unseren Alltag erleichtern, verschönern, erfreuen und die uns dazu anregen, in das Volkslied mit einzustimmen: „Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht!“