Unsere Wasserquelle des Heils

Ein Mann fuhr mit seinem Auto seit zwei Tagen durch eine Wüste. Er traf einen Wasserverkäufer. „Was kostet eine Flasche Wasser?“ fragte er. „Zwei Euro“, war die Antwort. „Das ist mir zu teuer“, sagte der Reisende und fuhr weiter. Am dritten Tage ging sein Auto kaputt. Am vierten Tage ergriff ihn das Fieber und am fünften Tage schrie er in die weite, leere Wüste hinein: „Tausend Euro für einen Becher Wasser!“ Dann fiel er in Ohnmacht und erwachte am siebten Tage, als Eingeborene ihm Wasser einflößten. Er dankte Gott für das köstliche Nass.

Welchen Wert hat für uns das Wasser? Wir gehen mit ihm gedankenlos um. Es ist ja in so überreicher Fülle vorhanden. Wasser scheint uns eines der banalsten Dinge zu sein. Erst wenn der Verschmachtungstod nahe ist, geht uns ein Licht auf, welch kostbares Gut das Wasser für uns ist. Unser Irrtum liegt in der Meinung, dass nur das Rare kostbar sei. In Wirklichkeit ist das kostbar, was für uns lebensnotwendig ist.
Christus saß einmal am historischen Jakobsbrunnen bei Sychar. Er bat eine Frau, die eben Wasser aus dem Brunnen schöpfte, um einen Trunk Wasser. Dann verhieß er der Frau: „Wer von diesem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt! Er wollte damit sagen, dass seine Botschaft vom Reiche Gottes für unsere ewige Existenz genau so notwendig ist, wie das Wasser für unsere irdische Existenz.

Das haben schon die Propheten im Alten Bund erkannt und das Volk wegen seiner Begriffsstutzigkeit schwer getadelt. Jesaias klagt: „Spruch des Herrn: Mein Volk hat doppeltes Unrecht verübt: Mich hat es verlassen, den Quell des lebendigen Wassers, um sich Zisternen zu graben, Zisternen mit Rissen, die das Wasser nicht halten!“ Offenbar haben die Propheten einen Blick in die Zukunft bis in unsere Zeit getan. Auch heute ersinnen Menschen Ideologien und preisen sie als wahre Quellen der Weisheit an. Man braucht bloß in ein Buch der Philosophiegeschichte zu blicken, um die angepriesenen Quellen der angeblich wahren Erkenntnis wahrzunehmen. Keines der philosophischen Systeme hat uns Menschen so anspornen können, dass wir begeistert das Gute tun und das Böse meiden. Das wäre doch die eigentliche Aufgabe des Wassers, das sie uns geben wollen. Es wäre ein Unikum, wenn auch nur ein einziger Mensch deshalb ein Heiliger geworden wäre, weil er seine geistige Kraft aus einem der modernen philosophischen Systeme geschöpft hätte. Die Menschen, die sich nach ihnen richteten, sind im gleichen Trott geblieben oder sind, statt besser, böser geworden. Alle menschlichen Weisheiten, die nicht aus dem Brunnen der Weisheit Gottes stammen, sind nur brackiges Zisternenwasser. Die Klage des Propheten Jesaias trifft auch auf unsere moderne Zeit zu.

Soll Wasser unserer Gesundheit dienen, muss es von Krankheitskeimen frei sein. Oft war das nicht so und dann wüteten die Pest und Cholera unter den Menschen. Manche Gegenden wurden fast entvölkert, weil die Menschen von Krankheitskeimen verseuchtes Wasser getrunken hatten. Dem Forscher Max von Pettenkofer (1818 – 1901) haben wir es zu verdanken, dass diese Gefahr erkannt wurde und das Trinkwasser sorgfältig von Krankheitskeimen geschützt wird und Kanalisationen gebaut wurden. Heute wird das Trinkwasser genau überwacht. So trinken wir nur keimfreies Wasser.

Leider gibt es auf dem geistigen Gebiet keine rigorosen Überwachungen. Darum grassieren unter uns Ideologien, die geistiges Gift verabreichen. Das Gute und Edle wird dann im Menschen getötet. Man hat erkannt, dass heute der Fanatismus, eines der giftigsten Geisteswasser, eine große Gefahr ist. Da wäre es doch das Normalste, dass wir nur gesundes, keimfreies Wasser auch für unseren Geist benützen. Christus bietet uns sein Wasser des Heils an (Joh 7,37 f): „Wer Durst hat, komme zu mir und trinke!“ Die Wirkung: „Wer an mich glaubt, aus dessen Innern werden Ströme von lebendigem Wasser fließen!“ Wer dieses Geisteswasser täglich trinkt, bleibt geistig gesund. Folgen wir deshalb dem Aufruf des Sehers Jesaia: „Auf, ihr Durstigen, schöpft alle voll Freude aus den Quellen des Heils!“