Verantwortung der Gemeinschaft für die Kleinsten

Verein Ovidiu Ro startete vor fünf Jahren die Initiative „Kindergarten für jedes Kind“

Landesweit hat der Schauspieler Florin Piersic Jr. die Herzen der Zuschauer erobert. Ein Besuch im Kindergarten von Apaţa im Kronstädter Kreis wurde somit zu einem besonderen Erlebnis.
Foto: OvR-Verein

Vor fünf Jahren startete der Verein Ovidiu Ro die Initiative „Fiecare copil în grădiniţă“/FCG (Kindergarten für jedes Kind), ausgehend von der Lage der Kleinsten in den benachteiligten Familien, besonderes derer der Roma. Dadurch ist es gelungen, Hunderte Kinder in die Vorschulausbildung einzubeziehen und diese für den folgenden Schulbesuch zu begeistern. Aber nicht nur die Kinder, sondern auch deren Eltern dafür zu gewinnen, war kein leichtes Unterfangen. Nach fünf Jahren können die Gründerinnen dieser landesweiten Initiative – Leslie Hawke, Oana Stănescu, Maria Gheorghiu – mit Genugtuung auf den Erfolg zurückblicken und hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Der diesbezügliche Bericht für das Schuljahr 2014/2015 ist dementsprechend umfangreich ausgefallen.

Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden

Das Erfolgsrezept ist die Zusammenarbeit des Vereins Ovidiu Ro mit den lokalen Behörden und mit den Menschen, die sich in diese Bildungsaktion einbringen. Die Zusammenarbeit geschieht nicht von heute auf morgen, da die Eltern Zeit benötigen, um ihre Mentalität zu ändern und sich der uneingeschränkten sozialen Hilfe bewusst zu werden. Auch müssen die anderen Eltern lernen zu verstehen, wie es zu dieser Armut kam. Häufig liegt es am geringen Einkommen und den unzureichenden Wohnverhältnissen. So müssen sich alle an die tägliche Anwesenheit von sehr armen Kindern aus diesen benachteiligten Familien im Kindergarten gewöhnen. Die Entwicklung der Gemeinschaft hängt von der Lokalverwaltung ab, die eine Ortsgruppe für die Implementierung des Programms einsetzt. Der Lokalrat stellt jährlich 150 Lei zur Verfügung für die Kleidung der in das Programm aufgenommenen Kinder.

Der Ortsgruppe, bestehend aus Schuldirektor, Lehrern, Sozialassistent, Schulvermittler, fällt auch die Aufgabe zu, die durchzuführenden Aktivitäten festzulegen. Der OvR-Verein sichert die Gutscheine im Wert von 50 Lei pro Kind und Monat, abhängig von dem täglichen Kindergartenbesuch. Zudem setzt er sich auch für die Ausbildung der Mitglieder der örtlichen Gruppen ein. Die Regierung hat sich dieser Unterstützung angenommen, indem durch einen Erlass beschlossen wurde, die Teilnahme von Kindern zwischen dem 3. und 6. Jahr, die aus sozial benachteiligten Familien kommen und am Vorschulunterricht teilnehmen, mit Gutscheinen im Wert von 50 Lei monatlich zu fördern. Diese dienen ausschließlich dem Kauf von Lebensmitteln, Hygieneprodukten, Kleidung, Schulsachen. Die Erteilung dieser Gutscheine ist abhängig vom regelmäßigen Kindergartenbesuch und von dem Monatseinkommen der Familie, wenn dieses unter 284 Lei pro Familienmitglied liegt. Die Gutscheine werden von den Bürgermeisterämtern ausgeteilt.

Auswirkungen der Initiative

Durch die Initiative von OvR konnten mehr arme Kinder einen Kindergarten besuchen. Durch die Zuwendung wird den Eltern die Möglichkeit geboten, die Ernährung der Kleinen zu verbessern und diese auch besser zu kleiden. Durch die verstärkte Anwesenheit dieser armen Kinder im Kindergarten ist auch die jeweilige Generaldirektion für Kinderschutz des Kreises aufgefordert, den benachteiligten Familien mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Auf lange Sicht wird so eine bessere Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Institutionen erreicht, die es bisher nicht oder kaum gab. Es wird die Voreingenommenheit der Lehrkräfte gegenüber der Lernfähigkeit der Romakinder beseitigt. Die Kommunikation zwischen armen Eltern und Lehrkräften wird verbessert, den lokalen Behörden und den Romavertretern wird ein neues Ziel und eine Vision offeriert.

Die Zusammenarbeit des Vereins mit den Kreisräten Kronstadt/Braşov, Dâmboviţa und Dolj hat sich besonderes positiv auf die Romagemeinschaften ausgewirkt. In Ortschaften des Kronstädter Kreises mit einem größeren Anteil an Romaeinwohnern wie Augustin, Ormeniş, Apaţa, Budila, Tărlungeni, Săcele waren die Erfolge sichtbar. In einigen dieser Gemeinschaften konnte sogar ein Anstieg von 45 Prozent der Kindergartenbesuche durch Kinder aus benachteiligten Familien verzeichnet werden. In jedem der drei Verwaltungskreise haben sich Fachleute der jeweiligen Kreisräte und Schulämter in dieses Projekt eingebracht, haben neue Ortsgruppen gebildet, die sich diesem Anliegen der Aufnahme von armen Kindern in die Kindergärten gewidmet haben.

Freiwilliger Lehrer für einen Tag

Ein besonderes Ereignis für Kinder ist der Besuch einer bekannten Persönlichkeit, die sie vom Bildschirm her kennen, in ihrer Mitte. Die Initiative ist unter der Bezeichnung „Lehrer für einen Tag“ gelaufen. So freuten sich Kinder aus Budila über den Besuch des Journalisten Adelin Petrişor und seine Erzählungen über die vielen Kriegsgebiete, die er als Berichterstatter besucht hat, oder über den des Schauspielers Florin Piersic Jr. und von Dana Dulciu von der Raiffeisenbank in der Ortschaft Apa]a im Kronstädter Kreis. In der Zeit vom 15. August bis zum 15. September 2015 wurden in den drei Kreisen eine Kampagne und mehrere Veranstaltungen organisiert, um das Publikum über die Initiativen zu informieren. In einer zweiten Etappe lief eine Spendenaktion über SMS. Mehrere Radio- oder Fernsehgesellschaften, Moderatoren, Supermärkte haben die Aktionen von OvR unterstützt und Werbung für diese gemacht.

Um die Initiative „Kindergarten für jedes Kind“ in ein erfolgreiches Landesprogramm umzuwandeln und auch Finanzierung aus öffentlichen Geldern zu erhalten, hat OvR sich drei Ziele gesetzt:
1. Klärung der Gesetzgebung, damit die lokalen Behörden problemlos Unterstützung für benachteiligte Kinder erteilen können.
2. Die Entwicklung einer Methode, um das Programm zu implementieren und den landesweiten Erfolg zu sichern.
3. Die Erteilung von Hilfe seitens des Vereins für die lokalen Behörden, um den Übergang vom privaten Management zu einer öffentlichen Finanzierung zu sichern.

Geschichtlicher  Rückblick

OvR hat 2010/2011 gemeinsam mit dem Bildungsministerium den Verein „Kindergarten für jedes Kind“ ins Leben gerufen. Dabei wurden alle Bürgermeister des Landes aufgerufen, sich dafür einzusetzen, dass alle benachteiligten Kinder einen Platz im Kindergarten erhalten sollen. Waren es anfangs 13 Gemeinschaften, die konkrete Schritte einleiteten, waren es 2011 schon 20. Im Jahr 2012 wurde die Initiative der Botschafter für eine frühzeitige Bildung verzeichnet, die zum Ziel hatte, dem Wirtschaftssektor und den Regierungskreisen zu zeigen, wie wichtig eine solche Bildungsmaßnahme ist. Ein Jahr später unterzeichnete der OvR-Verein ein zweijähriges Abkommen mit dem Bildungsministerium, um die erzielten Ergebnisse des OvR zu analysieren und deren landesweite Verbreitung aufzunehmen. Bereits 2014 hat eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern des Bildungsministeriums, des Arbeitsministeriums, des Ministeriums für Europäische Fonds, Vertretern der Kreisräte und dem OvR, eine Richtlinie ausgearbeitet, um benachteiligten Kindern eine staatliche Unterstützung zu gewähren, was schließlich im Herbst 2015 umgesetzt wurde.