Wort zum Sonntag: Was die Liebe alles vermag

„Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.“ (2. Thess. 3,5)

Liebe Schwestern und Brüder!   

Das ist ein guter Wunsch am Anfang eines neuen Monats. Denn alles, was zählt und was bleibt, ist Liebe. Wie der Apostel Paulus im 13. Kapitel seines 1. Korintherbriefes im Hohelied der Liebe am Schluss zusammenfasste: „Nun aber bleiben Glauben, Liebe, Hoffnung, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.” Vor unserer Liebe zu unserem Partner, unseren Kindern, unserer Familie und unseren Nächsten steht die Liebe Gottes. Sie ist der Urgrund dieser Welt und unseres Lebens. Gott wollte nicht allein sein und schuf diese Erde und uns Menschen als sein Ebenbild. Er ist gleicherweise zugetan Mann und Frau. Aus Liebe hat er sich das kleine Volk Israel auserwählt.  Aus Liebe hat er um es geworben und ihm immer wieder trotz dessen Abfallens auch vergeben. Aus Liebe hat er es auch bestraft, als sie es aufs Höchste trieben und er sich nicht mehr zu helfen wusste. Aus Liebe hat er sich dann wieder seiner erbarmt und es aus der babylonischen Gefangenschaft nach Hause gebracht und später aus aller Welt wieder nach Israel.

Was die Liebe alles vermag, beschreibt der Apostel ein paar Verse vorher im Hohelied der Liebe: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, sie eifert nicht, treibt nicht Mutwillen, bläht sich nicht auf, verhält sich nicht ungehörig, sucht nicht das Ihre, lässt sich nicht erbittern, rechnet das Böse nicht zu, freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, freut sich aber an der Wahrheit, erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, duldet alles und höret nimmer auf.” 

Auch wenn wir diese Worte oft und gerne auf unsere zwischenmenschliche Liebe beziehen, meint der Apostel hier doch Christus. So sollten wir das lesen und verstehen: Christus ist langmütig und freundlich, Christus eifert nicht, treibt nicht Mutwillen, bläht sich nicht auf, verhält sich nicht ungehörig, sucht nicht das Seine, Christus lässt sich nicht erbittern, rechnet das Böse nicht zu, freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, Christus freut sich aber an der Wahrheit, erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, duldet alles und Christus höret nimmer auf. Diese Liebe, dieser Christus  leuchtet auf in unserem Leben: In dem Wort Gottes, das uns trifft und heilt, in der Gemeinschaft, die uns trägt, in der Familie, die uns Geborgenheit schenkt, in der Kollegenschaft, die uns schätzt, in dem Beruf, der uns gefällt, in den frohen Ereignissen, die wir erleben, in schweren Augenblicken, die uns reifen lassen, im Bewahren vor allem Unglück, im Gefühl des Erfülltseins von unserem Leben und Wirken. 

Und wenn der Apostel den Thessalonichern damals und uns heute nahelegt uns auszurichten auf die Liebe Gottes und auf das Warten Christi, meint er damit, dass wir unser Leben in Liebe leben und auf die Wiederkunft Christi in Liebe warten. Das ist die Wartehaltung eines Christen. Unser Leben läuft nicht zwischen Geburt und Tod ab, sondern von unserer Erschaffung bis zu unserer Erlösung in Ewigkeit. Die Liebe, mit der wir von Gott geliebt werden, aus der wir leben, mit der wir lieben und die wir weitergeben, ist der Schlüssel zum Tor der Ewigkeit. Mit diesem Schlüssel schloss Martin Luther vor gut 500 Jahren das Tor der Reformation der Kirche auf. Mögen wir diesen Schlüssel der Reformation unseres Lebens und Ausrichtung auf die Liebe und auf Christus nie aus den Augen verlieren und stets einzusetzen bereit sein. Amen.