Was ist „in“?

Mode – zwischen Trend und Nachhaltigkeit

Plateau-Schuhe waren in den 90ern angesagt. Jetzt feiern sie ihr Comeback. | Foto: ebay

In Second-Hand-Läden sind viele verborgene Schätze vergraben.

Mode in den 80er Jahren | Foto: Pinterest

Ende der 90er Jahre eroberten Schuhe mit einer auffallend dicken Sohle die Herzen aller Teenager. Sie waren die Verkörperung der Girl-Power-Bewegung und viele Stars trugen sie – von den Spice Girls bis zum rumänischen Pop-Duo Andre. Zum ersten Mal wurden die Plateau-Schuhe 1937 getragen – es waren Strandschuhe mit hohen Sohlen aus Kork in den USA – doch ihr goldenes Zeitalter feierten die Schuhe, die irgendwie an Traktorenräder erinnerten, in meiner Teenager-Zeit. Die meisten, die man in Rumänien kaufen konnte, waren schwarz. Es war vielleicht das hässlichste Paar Schuhe, das ich je besessen hatte. Doch ich hatte ganze Nachmittage lang meine Nase an das Schaufenster eines Schuhgeschäfts in der Kronstädter Purzengasse gedrückt, bis ich die Schuhe bekam. 

Plateau-Schuhe trug man überall – morgens in der Schule und nachmittags beim Bummeln durch die Stadt, man trug sie in der Disco zu weiten Jeans und hautengen, knallbunten Tops. Und man trug sie sogar auf Wanderungen in den Bergen. Und ganz neue Schuhe trug man sogar nachts im Bett, weil man so froh war, sie zu besitzen. Im Winter lugten sie unter dicken, langen Daunenmänteln hervor. Und auch im Sommer trug man sie zu geblümten Kleidern mit Spagetti-Trägern. Andere Schuhe brauchte man nicht mehr. Natürlich wollte ich sie auch beim Schulabschlussball zu einem eleganten Kleid tragen. Und habe bittere Tränen geweint, als es mir meine Eltern verboten haben. 

Heute feiern Plateau-Schuhe ihr Mode-Comeback. Laut Google sind die Suchanfragen nach den Schuhen mit klobiger Sohle gegenüber zum Vorjahr aufs Doppelte gestiegen. Man sieht sie immer öfter in den Schaufenstern der Schuhläden. Auch Teenager tragen sie – doch nicht so viele wie früher. Und, was interessant ist – viele erwachsene Frauen tragen sie. Für Jugendliche ist es im Jahr 2022 kaum noch möglich, sich modisch von ihren Eltern abzugrenzen. 

Modetrends kommen immer wieder zurück, doch Modeverhalten ändern sich mit der Zeit. Gibt es überhaupt noch Kleidungsstücke oder Schuhe, die total angesagt sind? Wir haben ein paar Teenager zu ihren Vorlieben, was Mode betrifft, gefragt. 

Coole Prints

Für Ioana und ihre Freundinnen ist das Internet der wichtigste Informationskanal. Über soziale Netzwerke und Mode-Blogs erfährt die 16-Jährige, welche Marken und Modelle gerade angesagt sind. „Der größte Trend sind auf jeden Fall wilde Muster und schwarz-weiß Kombinationen. Ich zum Beispiel stehe auf Psychedelic-Print und Zebra-Muster. Und noch cooler ist, mehrere Muster zu kombinieren. Das macht großen Spaß”. 

Die angesagte Trainingsjacke 

Simona, 17 Jahre alt, mag Second-Hand-Läden und die Mode der 80er Jahre. „Ich liebe Jeansjacken, breite Gürtel, Puffärmel, Rüschen, Pailletten und Metallic. Doch am meisten liebe ich Samt. Neue Klamotten sind von der Qualität her immer schlechter, also schaue ich mich lieber in Second-Hand- Läden um. Mein Plan ist, eine Webseite zu schaffen, wo ich über mehrere Second-Hand- Läden in Rumänien und mehreren Städten Europas schreibe. Und mein Lieblings-Kleidungsstück habe ich in einem Laden in Berlin gekauft. Es ist eine lilafarbene Trainingsjacke. Meine Mutter meint, solche Jacken wären in der Türkei hergestellt. Anfang der 90er Jahre konnte man sie auf den Märkten in jeder Stadt kaufen”. 

Am besten nachhaltig 

Die 18-jährige Daniela steht dagegen auf nachhaltige Mode. „Früher, als ich mit meinen Eltern ins Ausland fuhr, verbrachte ich Ende August ganze Tage in Läden wie Zara oder Mango und kaufte tonnenweise reduzierte T-Shirts und Sommerkleider für drei Euro. Das war nicht okay. Ich habe mein Verhalten geändert, als ich einen Dokumentarfilm über die Textilindustrie auf Youtube sah. Solche Billigmode ist überhaupt nicht gesund. Viele der in der Textilproduktion eingesetzten Chemikalien sind krebserregend. Und sie finden sich inzwischen überall, zum Beispiel in der Küstenluft von Südafrika oder in der Leber von Eisbären”, meint die Schülerin. Deshalb hat sie sich vorgenommen, nicht mehr als ein Kleidungsstück in zwei Monaten zu kaufen. „Und wenn, dann von rumänischen Designern, damit man die lokale Produktion unterstützt. Es gibt wunderschöne handgenähte Kleider, sie kosten vielleicht mehr als ein Kleid von Zara, aber man trägt sie mehrere Jahre”. 

Nicht jeder Trend dauert lange 

Ein anderer Grund, weshalb man eher auf nachhaltige Mode setzen sollte: Die Arbeitsbedingungen in den Kleiderfabriken sind sehr schlecht. Manche Menschen – darunter auch viele Kinder und Jugendliche – müssen jeden Tag und ohne Pause arbeiten und bekommen sehr wenig Geld. Außerdem wird die sogenannte „Fast-Fashion”-Kleidung in riesigen Mengen und in meist nicht so guter Qualität produziert. Dadurch entsteht sehr viel Abfall. Der wird meistens verbrannt oder in Gewässern entsorgt. Das ist schlecht für die Umwelt und für die Menschen, die dort leben.

Deshalb sollte man mehr Kleider auf Flohmärkten, in Vintage-Läden, auf Kleiderbasaren (in allen Städten gibt es Yard-Sale-Events), Onlineplattformen für gebrauchte Kleidung und in Second Hand Läden kaufen und weniger in den „normalen” Kleidungsgeschäften. Eine noch bessere Idee ist eine Kleidungstausch-Party. Falls man seine eigenen Klamotten langweilig findet, kann man im Internet nach Tutorials nachschauen, wie man coole Batikmuster hinbekommt. So können Jeans oder Jacken verschönert werden. 

Falls man trotzdem Lust hat, etwas Neues zu kaufen, sollte man an „Basics” denken, also Kleidungsstücke, die man sehr gut kombinieren kann und die nicht aus der Mode kommen.

Und: Man muss nicht jeden Trend mitmachen. Was heute „in” ist kann morgen schnell wieder uncool sein.


Was ist 2022 angesagt? 

Königliche Farben: Royalblau, Graphitblau und Gold. 

Leichte Stoffe: Lange, weit geschnittene Oberteile und fließende Stoffe – das war 2021 angesagt. Und ist auch jetzt noch „in“. Der Trend zur weiten Kleidung setzt sich deutlich fort. 

Jeansjacken: Falls Jeansjacken überhaupt jemals aus der Mode kamen, sind sie nun wieder sehr beliebt. 

Sportliche Outfits: Legere Hosen, gemütliche Sweater oder lässige Tank-Tops werden auch 2022 gerne getragen.


Wusstet ihr, dass... 

Jugendkulturen
drücken ihr Lebensgefühl über Musik und Mode aus und verändern sich ständig. In der Bronx trug man zum Beispiel zu Beginn der Hip-Hop-Bewegung Schuhe ohne Schnürsenkel und eine Hose ohne Gürtel – die Baggy Pants – aus Solidarität zu den Männern, die im Gefängnis saßen. Denen wurden dort die Gürtel und die Schnürsenkel abgenommen, um Suizide zu vermeiden. Später ist eine ganze Industrie daraus entstanden.

Die erste Jeans wurde von Löb Strauss und Jacob Davis 1873 entwickelt und als Arbeitshose über die eigentliche Hose gezogen. Strauss’ Geschäftspartner Davis war Schneider und hat damals eine Lösung für die ständig aufreißenden Taschenecken gefunden.

Pumps wurden im 17. Jahrhundert erstmals für einen Mann angefertigt. Bereits 1661 wurde der Schuh mit Absatz erstmalig für Monsieur Philipp I. d´Orléans, dem Bruder des französischen Prinzen Louis XIV, angefertigt. Aufgrund seiner geringen Körpergröße wurde der Herzog von seiner Frau verspottet und wollte ihre Erniedrigungen nicht mehr auf sich sitzen lassen.