Was ist Sozialfürsorge?

Eine erste Messe der Anbieter von Sozialdiensten im Kreis Hermannstadt

Auch Behinderte können einer sinnvollen Arbeit nachgehen in eigens für sie eingerichteten Werkstätten. Foto: Hannelore Baier

Die Ankündigung war pompös, die Umsetzung bescheiden: Am Donnerstag, dem 28. März, fand erstmals eine Messe der Anbieter von Sozialdiensten im Kreis Hermannstadt/Sibiu statt. Veranstaltet wurde sie von der Hermannstädter „territoriellen Struktur“ des nationalen Kollegiums der Sozialarbeiter mit Unterstützung der Fakultät für Sozialwissenschaften der Lucian-Blaga-Universität und dem Kreisamt für Sozial-Inspektion. Dem ersten Förderer war der Ausstellungsraum zu verdanken – die Eingangshalle des neuen Uni-Gebäudes in der Kaltbrunngasse/Str. Lucian Blaga hinter dem Kreiskrankenhaus, dem zweiten eine Liste von 90 Institutionen, welche die Akkreditierung als Sozialdienstleistende haben. Ausgetragen wurde die Messe im Rahmen der Tage der Sozialfürsorge, die landesweit zwischen dem 15. und 31. März veranstaltet wurden. In Hermannstadt werden dergleiche Tage seit 2007 begangen, wobei man bislang Symposien veranstaltete sowie mit Sendungen und Beiträgen in den Massenmedien auf die Sozialarbeit aufmerksam machte. 

Das Thema der diesjährigen Tage der Sozialfürsorge lautete „Verantwortung, Gemeinschaft, soziale Partizipation“ und erstmals wurde eine Messe veranstaltet. Vorgestellt werden sollten die Angebote, die es im Bereich der Sozialarbeit im Kreis Hermannstadt gibt. Die Ausstellung sollte informieren, wer gute Dienste leistet, zumal einige der Leiter von dergleichen Institutionen in Anerkennung ihrer guten Praktiken Diplome erhielten. Die Teilnehmer hatten die Gelegenheit, einander Erfahrungen mitzuteilen und untereinander auszutauschen, so Valeria Guliman, die Vorsitzende der Hermannstädter Zweigstelle des Verbands der Sozialarbeiter. Zugegen waren sehr viele Studierende, welche die Möglichkeit hatten, mit Fachleuten zu sprechen und sich nach potenziellen Arbeitgebern umzuschauen. Sie drängelten sich am Stand des Polirom Verlags, der Fachliteratur anbot – wohl angesichts anstehender Prüfungen – und kauften an den Ständen ein. Mehrere der als Sozialdienstleister geführte Institutionen beschäftigen nämlich ihre Betreuten und versuchen das von ihnen Gebastelte zu verkaufen, um ihr Budget aufzubessern. Ein wenig ähnelte die Messe einem Osterbasar.

Angesichts der Liste von 90 Institutionen, die im Kreisgebiet Sozialdienste anbieten, war die Zahl  der Messeteilnehmer mit geschätzten ca. 20 klein. Von einigen war nur ein Schild mit dem Namen der Organisationen vorhanden, andere hatten Flyer ausgelegt, in denen über ihre Tätigkeit informiert wurde und wieder andere brachten zusätzlich Erzeugnisse ihrer Arbeit mit.

Sozialdienstanbieter

Dass die Zahl der Sozialdienstleister so hoch liegt, ist sicher auf die – leider – steigenden Zahlen von Betreuungsbedürftigen und -bedürfnissen aller Art zurückzuführen. Zugenommen hat die Zahl der Altenheime zum Beispiel, da die Bevölkerung altert und viele Familien ihre Alten nicht mehr betreuen können. Geführt werden in der Liste aber auch zahlreiche Rathäuser, Krankenhäuser und Pfarrämter, denen verschiedene Sozialdienstleister unterstellt sind – wie das Altenheim in Schweischer/Fişer im Kreis Kronstadt/Braşov dem Landeskonsistorium der evangelischen Landeskirche. Solche Institutionen benötigen eine Akkreditierung von staatlicher Seite, um beispielsweise Pakete verteilen zu dürfen. Zu den zahlreichen Vereinen und Stiftungen gehören sodann Häuser und Einrichtungen, die sich um Waisenkinder, Kinder und Erwachsene mit Behinderungen unterschiedlicher Art, Frauen in Not, psychisch Kranke, Sucht- oder Krebskranke, Bedürftige usw. kümmern. Dergleichen gibt es eine ganze Reihe in Hermannstadt selbst, aber auch in Mediasch, Agnetheln/Agnita, Heltau/Cisnădie, Talmesch/Tălmaciu, Freck/Avrig und in mehreren Dörfern.   

Bekannt sind die beiden Einrichtungen des SOS Kinderdorfes in Heltau und Hermannstadt oder die Behindertenwerkstatt des Diakonischen Werks in der Fleischergasse/Str. Mitropoliei, die bei den Basaren im Deutschen Forum ihre Bastelarbeiten zum Verkauf anbieten und es auch diesmal taten. In der Behindertenwerkstatt gibt es 18 Plätze für 18- bis 45-Jährige, einen Arbeits- und Betreuungsplatz haben 20 Personen gefunden. Gleich mehrere einschlägige Einrichtung wurden in Mediasch eröffnet, von denen bei der Messe ARPEHAM (Asociaţia română pentru persoane cu handicap mental) und der Verband „Phoenix Speranţa“ präsent waren. Infos konnte, wer wollte, ferner über das christliche deutsche Frauenhaus „Estera“ in Mediasch erhalten. Geworben hat für seine Tätigkeiten die Hermannstädter Filiale des Roten Kreuzes, zu sehen und kaufen gab es im Rahmen der Ergotherapie im Psychiatriekrankenhaus erstellte Objekte. Eigene Stände hatten u. a. die Stiftung UCOS, die autistischen Kindern Therapie anbietet, das Volontariatszentrum der Stiftung „Andreea“ oder das Zentrum zur Bekämpfung des Drogenkonsums. Und selbst wenn sie wenig von ihrer eigentlichen Betreuungstätigkeit mitteilten, es war gut zu erfahren, dass es sie gibt.