An diesem Tag wollte kein Kind schnell nach Hause nach dem Unterricht. In der Banater Kleinstadt Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare fand nämlich kurz vor dem internationalen Kindertag der Projekttag „Deutsch mit Spaß“ im Hof des deutschen Kindergartens statt. Es beteiligten sich Vorschul- und Schulkinder der deutschen Abteilung der Nestor-Oprean-Gymnasialschule Nr.2 in Großsanktnikolaus daran. Zum dritten Mal richteten die Schule und das Demokratische Forum der Deutschen in Großsanktnikolaus diese Veranstaltung aus, um den Kindern Gelegenheit zum Austausch und Spielen mit Gebrauch der deutschen Sprache zu bieten. „Es ging um das gegenseitige Kennenlernen zwischen den verschiedenen Klassen, besonders aber um den Spaßfaktor und ein bisschen auch darum, zu zeigen, was man selbst schon alles auf Deutsch kann“,  sagt Lehrerin Ramona Roosz-Suba, als eine der Hauptveranstalterinnen.

Von Kindergarten bis zur sechsten Klasse hatten alle je ein Projekt vorbereitet, um es ihren Mitschülern und den anderen Lehrern zu zeigen. Je nach Alter und Deutschkenntnissen fiel das Thema aus: Die Kindergartengruppen präsentierten zum Kindertag die bunte Welt der Farben mit Handabdrücken auf einer Erdkugel und Regenbogen, die Vorschulklasse das in diesem Jahr erlernte Alphabet, sie sagten zu jedem Buchstaben Wörter, die damit begannen. Die erste Klasse lud alle zu einer Reise rund um die Welt ein, hatte Plakate mit dem Globus gemalt und präsentierte die Kontinente mit dem Lied der Mak-Mak-Ente. Die Reise im Hof des Kindergartens führte zu den Projektplakaten der zweiten Klasse hinüber, deren Kinder die unterschiedlichsten Fahrräder und Roller sowie große und kleine Uhren präsentierten, natürlich mit dem Lied „Große Uhren, kleine Uhren“. Bevor, die weiteren zwei Klassen aus der Grundschule zeigten, was sie auf Deutsch schon alles können, gab es für die Kleinen eine kurze Theatervorstellung von den „großen“ Sechstklässlern. Sie führten eine Folge der Märchenserie „Der Räuber Hotzenplotz“ auf. Die Interpretation war sehr humorvoll und begeisterte das Publikum. Die Lehrer freuten sich, die Klasse auch mal anders und besonders positiv im Vergleich zum Unterricht erlebt zu haben - so auch Ana Circa, die Deutschlehrerin der Klasse, die gemeinsam mit den Schülern die Inszenierung gemacht hatte. „Das ist ein weiterer Vorteil dieses Projekts: Es kommen die Stärken und Talente von Schülern zum Vorschein, die man so im Schulalltag kaum entdecken kann“, sagt Dietlinde Huhn, Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Großsanktnikolaus.
Unter dem Titel „Auf der grünen Wiese“ präsentierte die dritte Klasse drei Gruppenarbeiten  zu den Themen „Arbeiten im Garten“, „Blumenwelt“ und „Vögel, Schmetterlinge und noch mehr”, wobei alle Schüler Gedichte und  Rätsel aufsagten, gemeinsam passende Lieder sangen und sogar einen Tanz vorführten. „Schon im Vorfeld dieses Projekttags hatten die Kleinen Spaß, beim Üben der Lieder, beim Zeichnen der Plakate, besonders aber beim Basteln ihrer Kostüme, denn die Mädchen haben sich Blumenröckchen ausgeschnitten und geklebt und auch Blütenblätterhüte, die dann beim Tanz lustig auf und ab flatterten“, berichtet Lehrerin Helene Com-lo{an. Ein ernstes und sehr aktuelles Thema wählte die vierte Klasse, um darüber etwas zu sagen: Frieden. Einige Schülerinnen und Schüler hatten dazu Gedichte entworfen, sie bunt auf weißes Papier geschrieben und auf ihre Plakate geklebt. Darauf hatten sie vorher in sich greifende Hände und Tauben als Friedens- und Freundschaftssymbole befestigt. Ruhe, Freundschaft, kein Krieg  - das verstehen die neun- und zehnjährigen aus der vierten Klasse unter dem Begriff Frieden und wissen sehr wohl, wie wichtig er in der aktuellen Lage der Ukraine ist, wenn in ihren Gedichten auch von Flucht, Tod und Bomben die Rede ist.

Nach einer kurzen Pause mit Imbiss ging dann der Spaß im Hof des deutschen Kindergartens in Großsanktnikolaus richtig los: Bei schönem Wetter standen Bewegungsspiele und Tänze in deutscher Sprache auf dem Programm, die Kinder konnten mit den anderen Klassen zusammen Tore schießen, auf Hüpfbällen toben, Fangen spielen, malen und zeichnen, Sandburgen bauen, an Wettbewerben im Ringwerfen oder Sackhüpfen teilnehmen, oder auch nur ruhig im Schatten auf den Decken sitzen und sich mit Brettspielen ihre Zeit vertreiben. Mit großer Freude, Genugtuung sowie Anerkennung für die Leistungen der Lehrerinnen und Eltern, sah sich die Vorsitzende des Demokratischen Forums in Großsanktnikolaus das Geschehen im Hof des deutschen Kindergartens an: „Die Zusammenarbeit mit der deutschen Abteilung und die Förderung der deutschen Sprache ist für uns immer wieder eine große Priorität. Denn es ist uns bewusst, dass nur auf diese Art und Weise Deutsch in Großsanktnikolaus weiterleben kann, denn es ist ja bekannt, dass die Schüler der deutschen Abteilung größtenteils nicht aus deutschen Familien kommen, wenn es auch solche gibt, die noch relativ gut Deutsch sprechen, zumal sie aus Mischehen stammen. Deutsch mit Spaß ist eine Chance, die Attraktivität der deutschen Abteilung zu steigern und Deutsch schmackhaft zu machen. Aber auch das ist Schule, vielleicht sogar eine auf höherem Niveau, mit verschiedenen Zielen, die man erreichen kann: sich frei bewegen, frei äußern, untereinander kommunizieren. Kinder dürfen an diesem Schultag mehr Spaß an ihrer Kindheit haben. Wir haben noch viele andere Feste, in die wir Schüler und ehemalige Schüler der deutschen Abteilung in die Aktivitäten des deutschen Forums einbinden, um das Forum in ihrem Bewusstsein und das ihrer Eltern zu behalten, damit auch unser Weiterbestand gesichert ist. Umsonst mühen wir uns mit Projekten ab, wenn wir nicht an Nachwuchs und die Zukunft denken. Denn dann ist unsere Arbeit nichts wert oder nur sehr wenig.“
Gefördert wurde der Projekttag „Deutsch mit Spaß“ in Großsanktnikolaus von dem Deutschen Forum, mit Finanzierung vom Departement für Interethnische Beziehungen an der Rumänischen Regierung (DRI).