Wir warten auf einen neuen Himmel

Wort zum Sonntag

Wir warten auf einen neuen Himmel
und eine neue Erde nach seiner Verheißung,
in denen Gerechtigkeit wohnt.
(2. Petrus 3, 13)


Ein Mensch geht einsam hinaus in die Natur. Er betrachtet die untergehende Sonne, die Bäume, das leuchtende Wasser. Er träumt von einer anderen Welt, von Zuständen, die nicht so sind wie die, in denen er lebt. Vielleicht gab es daheim Ärger mit dem Ehepartner, mit den Kindern; vielleicht ist er selbst leidend; oder es belastet ihn ein harter Schicksalsschlag; vielleicht muss er eine Arbeit tun, die ihm statt Freude täglichen Verdruss bringt; vielleicht... Doch nun schweifen seine Gedanken in die Ferne, der golden versinkenden Sonne nach, er darf träumen von einer heilen Welt ohne täglichen Ärger und zermürbende Probleme.

Ob das auch so ein Tagtraum ist, wenn einer christlichen Gemeinde geschrieben wird: „Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt“? Denn zunächst gehört hinter diese Aussage ganz gewiss ein Fragezeichen! Ob es das einmal geben wird: Eine neue Erde, wo es wirklich ganz gerecht zugeht? Wo sich keiner beklagen kann: Mich hat man nicht angehört. Auf meine Probleme wurde nicht Rücksicht genommen! Die Welt ist über meine persönliche Not zur Tagesordnung übergegangen! Ob es das wirklich einmal geben kann, wo Leid und Geschrei aufhören, wo Tränen versiegen müssen, wo die Freude nicht einer Eintagsfliege gleicht?

Zum christlichen Glauben gehört dies Warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde dazu. Denn der Herr hat seine Wiederkehr versprochen. Dann aber wird sich alles wandeln. Während es bis dahin noch so mancherlei geben wird, das belastet und Kummer bereitet, wird dann alles neu werden.

So wie Gott dem Heiland in der Auferstehung einen neuen Leib und ein unsterbliches Wesen gab, so wird die ganze Schöpfung einmal verwandelt werden. „Dann wird Gott abwischen alle Tränen von den Augen, der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ So sagt es die Bibel (Offenbarung 21, 4).
 Der Herr wird alles neu machen – nicht durch eine Veränderung der irdischen Zustände, sondern es wird eine neue Schöpfung hereinbrechen. Und auch nicht durch eine weltumfassende Anstrengung der Menschen, sondern durch den Herrn, der dann bei den Menschen wohnen wird. Man muss schon das ganze 21. Kapitel der Offenbarung langsam lesen, um die Tiefe und umfassende Tragweite dieser biblischen Aussagen zu begreifen.

Aber wieder werden wir fragen: Ist das denn nicht ein Tagtraum, eine menschliche Wunschvorstellung? Denn noch beginnt im November das große Sterben in der Natur. Bislang machen uns Krankheiten und Friedlosigkeiten zu schaffen, und es gibt wahrlich noch viele Menschen, die von einer Erde nur träumen können, in der Gerechtigkeit wohnt. Doch offenbar hat es einen Anfang gegeben, damals, als unser Herr über die Erde ging. Da wurde eine Mutter froh, die ihren einzigen Sohn durch den Tod verloren und dann durch Jesus wiederbekommen hatte; damals verloren die Jünger im Sturm ihre Todesangst, weil der Herr im Schiff war, und damals wurden Tausende satt, weil das wenige Brot durch die Hände des Heilands ging.

Damals war es wie das Morgenrot einer neuen, kommenden Welt, die mit dem Gottessohn angebrochen war. Und wir glauben, dass diese Welt endgültig und umfassend im Kommen ist und freuen uns jetzt schon darauf.“