WORT ZUM SONNTAG: Anziehungskräfte

Haben wir uns schon gefragt, warum das Wasser immer bergab und niemals bergauf fließt? Oder, warum ein Stein, den wir in die Höhe werfen, nicht oben schweben bleibt, sondern immer zur Erde zurückfällt?
Der berühmte englische Astronom, Mathematiker und Physiker Isaac Newton (1643-1723) hat uns das erklärt. Er hat entdeckt: Die Ursache dafür ist die Anziehungskraft der Erde, die sogenannte Schwerkraft, wissenschaftlich Gravitation genannt. Newton ist also der Entdecker der Gravitation. Damit konnte er Ebbe und Flut sowie die Bewegung der Planeten um die Sonne erklären. Natürlich können wir die Anziehungskraft der Erde weder sehen, hören, noch mit unseren Sinnen ertasten. Wir kennen sie aus der täglichen Erfahrung. Sie wirkt immer und überall, unbekümmert um alle Hindernisse. Sie dringt durch Berg und Stein und wo kein Licht und kein Wärmestrahl, ja nicht einmal der Röntgenstrahl hinkommt, da kommt die Anziehungskraft der Erde überall durch.

Wie steht es aber mit unserem Geist? Auf ihn wirkt eine negative Anziehungskraft ein, der wir nur schwer widerstehen können. Wir machen täglich Erfahrungen: Es ist leichter zu ruhen als zu arbeiten; wir gehen lieber Vergnügungen als den Pflichten nach; Romane lesen ist leichter als Rosenkranzbeten. Man kann die Gegensätze wie eine Litanei fortsetzen. Die Bibel stellt diese Tatsache auf ihren ersten Seiten fest: „Der Herr sah, dass auf der Erde die Schlechtigkeit der Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten ihrer Herzen immer nur böse war.“ Weshalb ist das so? Wenn der Mensch sich von Gott, der Quelle des guten Geistes löst, so verfällt er der Anziehungskraft des Bösen in Gestalt der materiellen Güter. Der Mensch hängt dann mehr an der Welt als an Gott. Über dieses Zerissensein zwischen Gott und dem Bösen beklagt sich sogar der Apostel Paulus im Römerbrief: „Ich stoße auf das Gesetz, dass in mir das Böse vorhanden ist, obwohl ich das Gute tun will.“ (7,21) Klagend ruft er aus: „Ich unglücklicher Mensch! Wer wird mich aus diesem dem Tode verfallenen Leib erretten?“

Zur Überwindung der Schwerkraft der Erde hilft die Raketenkraft. Gibt es auch eine Kraft, die uns hilft, das erdsinnlich Böse zu überwinden? Ja, diese geistige Kraft gibt es. Sie kam am ersten Pfingstfest auf die Apostel herab. Auch hier war Feuer am Werk wie beim Abschuss einer Rakete. In der Apostelgeschichte heißt es: „Es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilen; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt!“ Eine überirdische Kraft durchströmte sie und verwandelte sie zu Geistesmenschen. Hatten sie bisher auf ein irdisches messianisches Reich gehofft, nun verstanden sie den wahren Sinn vom Reiche Gottes, über das ihr Herr und Meister so oft gesprochen. Die Kraft des Heiligen Geistes gab ihnen die Fähigkeit, zuerst das „Reich Gottes und seine Gerechtigkeit“ zu erkennen und zu verkünden.

Wir kennen zur Genüge die Folgen, wenn wir von der Anziehungskraft des Bösen auf Erden in Fesseln gelegt werden. Der Apostel Paulus nennt diese Folgen „Früchte des Fleisches“ und zählt sie im Galaterbrief auf: Unzucht, Unlauterkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Feindschaften, Zank, Eifersucht, Gehässigkeiten, Hetzereien, Entzweiungen, Spaltungen, Missgünstigkeiten, Totschlag, Tricksereien, Schwelgereien.“  Wer von der Schubkraft des Heiligen Geistes ergriffen wird, erhebt sich über die Niederungen des Allzumenschlichen. In seinem Herzen reifen die köstlichen „Früchte des Geistes“ heran: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Milde, Enthaltsamkeit. „Nur Menschen, die durch die Schubkraft des Heiligen Geistes in die Anziehungskraft des „Himmels“ gelangen, können eine bessere, lebenswertere Erde schaffen. Nur wenn die „Früchte des Geistes“ im Menschenherzen gedeihen, kann der Mensch eine bessere Welt gestalten. Öffnen wir unser Herz dem Wirken des Geistes Gottes. Seine Schubkraft hilft, uns von der Schwerkraft der Erde zu befreien und wir gelangen in die „Anziehungskraft des Himmels“.