WORT ZUM SONNTAG: Das Warngerät

Heute leben wir in einer Zeit, in der die Spionagetätigkeit Hochkonjunktur hat. In allen Ländern werden Spione ausgebildet. Diese spionieren andere Regierungen aus, nicht nur feindliche, sondern auch verbündete. Es werden militärische Einrichtungen, Wirtschaftsunternehmen, Banken und viele andere Institute ausspioniert. Weiß man, was die anderen denken und tun, kann man Maßnahmen ergreifen, um daraus Nutzen zu ziehen. Früher hielten sich Räuber in den Wäldern auf, jetzt sitzen sie vor dem Computer. Die „Hacker“ knacken der Reihe nach die Codes, um an die intimsten Geheimnisse anderer heranzukommen. Das ruft die Gegenspionage aufs Feld. Jedes Land hat solche Personen, welche die Aufgabe haben, die eigenen Interessen zu schützen. Dieser Wachsamkeit wird größte Aufmerksamkeit geschenkt. Wer die Wachsamkeit vernachlässigt, muss mit großem Schaden rechnen.

Es war am 22. Februar 1848. In ganz Frankreich gärte der Aufruhr. Doch im Königsschloss der Tuilerien zu Paris wiegte man sich in voller Sicherheit. König Louis Philipp lag des Abends in seinem Lehnstuhl am Kamin und beschwichtigte die aufgeregte Umgebung: „Wer so viele Revolutionen erlebt hat wie ich, der lässt sich durch die heutigen Vorgänge in Paris nicht aus dem Gleichgewicht bringen.“ Zwei Tage später floh er außer Landes. Die Erdbebenwelle der Revolution ging über ganz Europa hinweg. Der Mangel an Wachsamkeit und das falsche Sicherheitsgefühl brachte mehrere Throne ins Wanken. Es bewahrheitet sich immer wieder das Sprichwort: „Durch Schaden wird man klug!“ So war es auch nach der Titanic-Katastrophe. Ein Eisberg brachte ihr den Untergang. Man stellte nun die Eisberge gleichsam unter polizeiliche Aufsicht. So oft ein solches fahrplanwidriges Ungetüm vom grönländischen Festland sich ablöst und nach Süden schwimmt, wird es von Beobachtungsschiffen verfolgt, die seine Geschwindigkeit ausmessen und das Ergebnis an die Zentralstelle in Neufundland funken. Heute ist die Überwachungstechnik gewaltig vorangeschritten. Satelliten im Weltall können schnell auf die Eisberggefahr aufmerksam machen.

Nicht nur die vom Staat bezahlten Wachdienste müssen dieses Amt ausüben, wir alle müssen Wächter sein. Allerdings müssen wir nicht Regierungspaläste, Kasernen, Fabriken, Banken und sonstige strategische Einrichtungen bewachen, sondern uns selbst. Jeder von uns ist in Gefahr sein höchstes Gut, sein geistiges Ich, an das Böse zu verlieren. Darauf macht uns Christus selbst eindringlich aufmerksam. Wir sollen wachsamen Dienern gleichen, die auf ihren Herrn warten. Diese Wachsamkeit sollen wir nie ablegen. Er mahnt: „Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet!“

Auch das Alte Testament der Bibel will uns zur Wachsamkeit anleiten, soll es uns nicht wie dem berühmten Simson ergehen. Allzu vertrauensvoll ließ er sich von der Dirne Delila umgarnen. Diese ließ sich für ihren Verrat kräftig bezahlen. Simson schlief auf ihren Knien ein. Sie rief die Philister herbei. Diese überwältigten den nichtsahnenden Simson und stachen ihm die Augen aus. Als David König wurde, war Ischbaal der letzte lebende Sohn Sauls. Zwei Männer wollten sich bei David einschmeicheln. Sie schlichen in das Haus, in dem Ischbaal wohnte. Die Magd, die ihn bewachen sollte, schlief am helllichten Tage. So konnten sie leicht den letzten Spross aus dem Hause Saul ermorden. Hätte die Magd gewacht, wäre der Mord nicht geschehen.

Sind auch wir „schlafende Wächter“? Eines Tages sahen die Leute am Ufer des Niagara-Flusses ein Boot den Fluss hinabtreiben. Es war anscheinend leer. Als sie aber genauer hinsahen, entdeckten sie im Boot einen schlafenden Indianer. Sie riefen ihm zu, so laut sie konnten, um ihn auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen. Der Schlafende aber hörte nichts. Das Boot trieb dem großen Wasserfall zu. Erst das Tosen des Wasserfalls weckte ihn. Da war es zu spät. Das Boot wurde in den Abgrund gerissen.
Was kann uns als Wächter vor dem Schlaf bewahren? In jedem Flugzeug ist ein Funkgerät eingebaut. Über dieses Gerät wird der Pilot vor Schlechtwetterzonen gewarnt und ihm wird mitgeteilt, wo und wie er das Flugzeug gut landen kann.

Ohne diese Verbindung wäre die Landung oft voller Risiken. So hat auch Gott uns auf unserer Reise durchs Leben ein geistiges Warngerät eingebaut: Das Gewissen! Folgen wir seinen Warnrufen, dann geht alles gut. Wir können seine Warnrufe auch missachten, aber zu unserem Schaden. Gott hat jedem die freie Entscheidung gelassen. Er zwingt niemanden, sondern weist uns die Richtung an, wohin wir unser Lebensschiff steuern sollen. Mahatma Gandhi (1869-1948) warnt uns vor anderen Stimmen, die dieses geistige Warngerät übertönen wollen: „Ich finde es verkehrt, Sicherheiten in dieser Welt zu erwarten, wo alles, außer Gott, der die Wahrheit ist, ungewiss ist!“ Wir wollen wach bleiben und unser Leben stets nach diesem Warngerät einrichten.