Wort zum Sonntag: Der Gifttopf

Das Alte Testament berichtet über ein eigentümliches Ereignis, das sich zwischen dem Propheten Elischa und seinen Schülern abgespielt hat. Damals herrschte im Lande große Hungersnot. Der Prophet befahl seinem Diener, einen großen Topf aufs Feuer zu setzen und den Prophetenjüngern ein Mahl zu bereiten. Der Diener suchte auf dem Feld essbare Pflanzen und pflückte auch Früchte von einem Rankengewächs, das er nicht kannte. Das alles kam in den Kochtopf. Als die Männer von dem Gericht aßen, riefen sie erschrocken: „Der Tod ist im Topf!“ Da streute Elischa Mehl in den Topf. Das Schädliche wurde sofort neutralisiert.

Schon viele Menschen starben, weil sie unbekannte giftige Früchte oder vergiftete Speisen gegessen hatten. Der Tod saß buchstäblich im Topf. Deshalb sind wir bei der Zubereitung der Speisen vorsichtig, damit nichts Schädliches in den Topf komme. Das könnte tragische Folgen haben. Aber nicht nur der Leib benötigt Nahrung, auch die Seele hat Nahrung nötig. Natürlich besteht die Nahrung der Seele nicht aus Brot und Gänsebraten, sie muss der Eigenart der Seele angepasst, also geistige Nahrung sein. Doch hier ist die Gefahr der Vergiftung ungleich größer als bei der Nahrung für den Körper. Wenn der Leib vergiftete Nahrung aufgenommen hat, zeigen sich die Folgen sofort: Unwohlsein und Brechreiz. So kann man dem Gift schnell entgegenwirken.

Bei der Nahrungsaufnahme von geistigem Gift zeigen sich die Folgen nicht sogleich, aber auf die Dauer sind sie viel gefährlicher und folgenschwerer als bei der Aufnahme von körperlichem Gift. Das bessere Ich im Menschen stirbt ab, die niederen Triebe übernehmen die Herrschaft und die Taten des Menschen werden böse. Sehen wir uns einige dieser geistigen Nahrungsgifte an:

Eines der gefährlichsten ist der Rassenwahn. Als im vorigen Jahrhundert in Amerika den Farbigen die gleichen Menschenrechte wie den Weißen zuerkannt wurden, entstand der gefürchtete Ku-Klux-Klan. Durch Terror und Mord suchte er die Farbigen an der Ausübung ihrer Rechte zu hindern. Während der „braunen Herrschaft“ wurden die „Arier“ mit dem Gift des Antisemitismus reichlich genährt. Die Folgen waren schrecklich: Sie erschlugen, erschossen und vergasten Millionen von unschuldigen Menschen.
Ein anderes Nahrungsgift ist der Klassenhass. Er kam mit dem Beginn der Oktoberrevolution in Russland voll und ganz zum Ausbruch. Viele Jahrzehnte hindurch wurden Menschen enteignet, vertrieben, gefoltert, in Arbeitslager gepresst oder wie Ungeziefer erschlagen, bloß darum, weil sie Vermögen besaßen. Das Gift des Klassenhasses verwandelte die Menschen in reißende Raubtiere.

Das Gift des hochgezüchteten Nationalismus zeitigt schauerliche Wirkungen. Er spricht anderen Völkerschaften das Recht auf eigene Sprache, eigene Gebräuche und Traditionen ab. Die Stärkeren metzeln die Gegner nieder, vergewaltigen Mädchen und Frauen und vertreiben die schwächeren Völkerschaften aus ihrer Heimat. Wer dieses Gift in sich aufnimmt, wird buchstäblich „entmenscht“.

Das sind einige geistige Nahrungsgifte, die ganze Menschengruppen anstecken. Es gibt aber noch eine Menge anderer Nahrungsgifte, die einzelne Personen infizieren. Solche sind: der religiöse Fanatismus, glaubensfeindliche und sittenlose Bücher, Filme, die Gewalt und Mord verherrlichen, Pornoprodukte, die die eheliche Treue und Anständigkeit verspotten und der Jugend ein total verderbtes Bild von der Gottesgabe der Geschlechtlichkeit vermitteln. Solche Erzeugnisse sind für die Seele so verheerend wie es für den Leib Gerichte von verdorbenem Fleisch sind. Für alle diese aufgezählten geistigen Nahrungsgifte gilt der Schreckensschrei der Prophetenjünger: „Der Tod ist im Topf!“

Die besten Mittel gegen seelische Gifte sind: geschlossene Augen, geschlossene Ohren, geschlossenes Herz! Streuen wir in unseren geistigen Nahrungstopf das Mehl der Lehre und Liebe Christi. Dann machen wir die sichere Feststellung: „In diesem Topf ist das Leben!“