WORT ZUM SONNTAG: Der riesige Sprung

Als der Astronaut Neil Armstrong am 21. Juli 1969 als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte, sprach er die berühmt gewordenen Worte: „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit!“ Wir fragen: „Wohin geht der Sprung? Ins Leere oder auf festen Boden?“ Am ersten Weihnachtstag der Weltgeschichte geschah ein unvergleichlich größerer Sprung: aus Gottes ewigem Reich in unsere vergängliche irdische Welt! Gottes Sohn stieg herab und betrat das „Land der Sterblichkeit“. Dieser riesige Sprung leitete unser ewiges Heil ein. 

Im Laufe der Geschichte haben sich edle Männer um das Wohl ihrer Mitmenschen bemüht: Konfutse, Laotse‚ Buddha, Plato, Sokrates und viele andere weise Männer. Am ersten Weihnachtstag erschien, wie es der Apostel Paulus im Titusbrief formuliert, „die Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Retters!“ Es ist das segensreichste Ereignis der Menschheitsgeschichte. Ein chinesischer Christ bringt dafür einen einleuchtenden Vergleich: Ein Mann war in eine tiefe, dunkle Grube gefallen, seufzte dort jämmerlich, unfähig sich aufzurichten oder gar aus der Grube sich zu befreien. Da kam der weise Konfutse vorbei, trat an die Grube heran, sah den armen Mann und sprach: „Du armer Mensch‚ wie tust du mir leid! Aber wie warst du so unachtsam, da hi-neinzufallen? Ich gebe dir den guten Rat: Solltest du aus dieser Grube herauskommen, gib besser acht, dass dir so etwas nicht nochmal passiert!“ Auch ein Buddhalehrer kam vorbei und sagte zu ihm: „Armer Mensch‚ wie tut’s mir weh, dich in solchem Elend zu sehen! Ich glaube, ich könnte dir helfen, wenn du wenigstens die Hälfte der Grube heraufklettern könntest. So aber muss ich dich dir selber überlassen!“ Der Unglückliche konnte sich nicht einmal aufrichten. 

Da nahte sich Christus und hörte die Hilferufe des Verunglückten. Er trat zur Grube heran, stieg hinab, hob den Verunglückten auf seine starken Schultern und trug ihn hinaus. Dann reinigte er ihn von seinem Schmutz und sprach: „Geh in Frieden und sündige nicht mehr!“ Man könnte noch hinzufügen: Auch der Prophet Mohammed sah ihn und sagte: „Allah bestimmt für jeden Menschen sein Kismet (Schicksal). Trage dein Kismet mit Ergebung!“

Die ganze Menschheit gleicht dem in die Grube gefallenen Mann. Das veranschaulicht das alte Adventslied: „In von Gott verfluchten Gründen herrschten Satan, Tod und Sünden!“ Wir können uns nicht, wie der Lügenbaron Münchhausen, am eigenen Zopf aus dem Sumpf herausziehen. Darum stieg Gottes Sohn in unsere Sündengrube herab, um uns herauszutragen. Erkennen wir diese Rettungstat Christi? Unzählige Scharen von Menschen haben sie erkannt. Die Hellenen wurden seine Jünger, obwohl er keine Philosophenschule unter ihnen gegründet hat; der Brahmane verehrt ihn, obwohl Männer aus der niederen Kaste der Fischer ihn verkünden; der Indianer Kanadas betet ihn an, wiewohl er zu den verabscheuten weißen Männern gehört. In Ihm ist der Unterschied der Farbe‚ Gestalt‚ Sitte und Gewohnheit aufgehoben. Er rettet alle, die sich retten lassen wollen. 

Wie reagieren wir? Wer viel Geld hat, investiert es in ein gewinnbringendes Unternehmen. Es soll sich vermehren. Allerdings ist das mit einem Risiko verbunden. Geht das Unternehmen pleite, verliert der Anleger sein Geld. Dann hat er, um es sportlich auszudrücken, auf das „falsche Pferd“ gesetzt. Wenn wir unser von Gott geschenktes Leben, das unser Kapital ist, nur auf die Güter dieser vergänglichen Welt setzen, haben auch wir auf das „falsche Pferd“ gesetzt und landen letztlich in der Grube der Gottverlassenheit. Christus mahnt uns deshalb im Lukasevangelium: „Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz!“ 

Halten wir uns in diesem Leben an der Hand Christi fest. Wenn es dann zum letzten und größten Sprung unseres Lebens kommt‚ zum Sprung aus der Zeit in die Ewigkeit wird uns dieser letzte und „riesige Sprung“ gelingen.