WORT ZUM SONNTAG: Eine feste Burg ist unser Gott

Hier in Siebenbürgen haben Burgen eine große Bedeutung. Die vielen Kirchenburgen sind beeindruckend. Am Sonntag feiern wir Gottesdienst in Deutsch-Weißkirch. Dort steht die berühmte Burg mit mächtigen Mauern und Wehrtürmen. Sie bot Platz für die gesamte Dorfbevölkerung, um bei Gefahr dort Schutz zu suchen. Und innerhalb der Mauern steht die Kirche.

Ein schönes Bild dafür, dass Gott gerade in Gefahr bei uns ist, wenn Feinde uns bedrohen. Gott ist wie eine Burg, die uns beschützt. Auch in der Bibel findet sich der Vergleich von Gott mit einer Burg. Zum Beispiel in Psalm 91: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott auf den ich hoffe.“ Gott ist wie eine Burg. Dieses Bild war auch für Martin Luther sehr wichtig. Sein bekanntestes Lied handelt davon, dass Gott uns gegen unsere Feinde schützt wie eine Burg mit ihren hohen und stabilen Mauern: „Ein feste Burg ist unser Gott“. An Martin Luther denken wir in diesen Tagen besonders. Denn gestern, am 31. Oktober, war der Tag des Gedenkens der Reformation.

Wir gedenken der Erneuerung der Kirche, die durch Martin Luther angestoßen wurde. Allein aus Glauben gehören wir zu Gott und werden selig. Wir brauchen keine Priester als Mittler und müssen kein Geld bezahlen, um in den Himmel zu kommen. Durch Jesus Christus gehören wir zur Familie Gottes. Es war Luther so wichtig, seinen Mitmenschen diese Wahrheiten wei-terzugeben, dass er dafür große Gefahren und Anfeindungen durch die damalige Kirche in Kauf genommen hat. Es kam so weit, dass er selbst auf einer Burg Schutz suchen musste, der Wartburg. Dort lebte er mehrere Monate heimlich, verkleidet und unter falschem Namen und übersetzte das Neue Testament ins Deutsche. Äußerlich bot die Burg Luther Schutz gegen seine Feinde. Doch es wird erzählt, dass Luther immer wieder von inneren Feinden gequält wurde. In der Wartburg wird bis heute auf einen Fleck an der Wand verwiesen, der darauf zurückgehen soll, dass Luther ein Tintenfass nach dem Teufel geworfen habe. Einsamkeit, Angst und Sorgen quälten ihn und drohten, ihm seinen Lebensmut zu rauben.

Manche dieser Leiden teilen wir mit Luther, und oft ist es schwer, ihnen zu entkommen und sich vor ihnen sicher zu fühlen. Luther ist diesen inneren Feinden so begegnet, dass er ihnen entgegenhielt, dass Gott seine feste Burg ist. Hinter Gott hat Luther Schutz gesucht. Er hat dem Teufel entgegenstellt, dass er getauft ist und dass er deshalb nicht selbst mit dem Teufel kämpfen muss, sondern dass der allmächtige und barmherzige Gott ihn beschützt.    

Gott ist auf unserer Seite. Er beschützt uns wie eine Burg ihre Bewohner beschützt. Das bekundet uns die Bibel. Und Luther hat sich ganz auf ihre Worte gestützt. In Schwierigkeiten und Zweifeln ist es nicht immer leicht, darauf zu vertrauen, dass Gott uns hilft. Ich wünsche uns, dass wir Gott trotzdem immer wieder als unsere Sicherheit und unseren Schutz erfahren, gerade wenn Sorgen und Ängste uns quälen. Dann können wir einstimmen in „Ein feste Burg ist unser Gott“ oder in Psalm 91: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott auf den ich hoffe.“