Wort zum Sonntag: Für ein Leben im Geist

Der Apostel Paulus sieht in Geist und Fleisch die beiden Triebkräfte, die jeweils das Leben eines Menschen in Bewegung halten, wobei die eine der anderen entgegenwirkt. In Römer 8,12-17 sagt er klar, dass die Christen verpflichtet sind, ihr neues Leben nach dem Geist zu führen und den Taten des Fleisches zu entsagen. Gegenwärtig aber ist es unmöglich, den Großteil der Christen nach ihrer Lebensführung von Gottlosen zu unterscheiden, weil die Impulse des Fleisches von den Wissenschaften mit scheingeistlichem Sinn ausgestattet werden, während die Schultheologie den geistlichen Weg mit seiner Zielführung als einen von vielen darstellt. Wir sind heute dort, dass sogar Prediger verkündigen, Geist und Fleisch wollten dasselbe.

Der hl. Paulus entlarvt diese Verdrehung der Wahrheit, indem er Jesu Lehre gemäß da-rauf hinweist, dass ein Leben nach dem Fleisch mit dem Tod endet, während in einem Leben nach dem Geist die Taten des Fleisches abgetötet und zurückgelassen werden, so dass nur noch das Göttliche, das Unsterbliche am Menschen übrigbleibt und er in das ewige Leben eingeht. Wie sieht aber ein Leben im Geist aus? Die Kirche kann da mit unzähligen Christen als Muster aufwarten, aber leider hat sie um diese erfolgreichen Athleten der Frömmigkeit he-rum eine  Mauer der Heiligkeit aufgerichtet, die nur noch erlaubt, sie in der Höhe zu verehren. Christus nachzuahmen geht noch, es aber einem Heiligen gleichtun zu wollen, das traut sich keiner.

Und dabei ist das der kürzeste, leichteste und sicherste Weg zu einem Leben im Geist: wenn wir dem Beispiel der Heiligen folgen, von ihnen lernen und mit ihnen wetteifern. Es sei daran erinnert, dass der Apostel Paulus die Empfänger seiner Briefe des öfteren mit dem Prädikat der Heiligkeit ausstattet – ja, lebende Heilige können und sollen Christen sein. Es ist doch so, dass der Glaube an die Gemeinschaft der Heiligen, den wir im Apostolikum bekennen, nicht nur die Verbindung mit unseren lebenden Brüdern und Schwestern meint, sondern auch mit allen verstorbenen Vorgängern. Ganz gleich ob sie im Leben sind oder schon entschlafen, in ihrer Gemeinschaft gilt es, zu verbleiben und ihr begonnenes Werk weiterzuführen.

Wer Jesus Christus lieb hat, der ist imstande, die Triebe des Fleisches zu besiegen und sich vom Geist Gottes treiben zu lassen. Der Geist aber ist gebunden an das Wort der heiligen Schrift, und so wird er uns als Erstes zu den Mahnungen Christi führen, denn die sind Geist und sind Leben. Das Leben im Geist beginnt mit der Erfüllung der Gebote, die zugleich eine Abtötung des Fleisches bewirkt. Die Behauptung, dass die Gebote Christi nicht eingehalten werden können, gehört zu den destruktivsten Fake News aller Zeiten. Sie stammt von denen, die die Welt ohne Christus erlösen wollen und den Menschen Seligkeit ohne Kreuz und Leid versprechen. Erbarmungswürdig sind alle, die sich darauf einlassen.
Der Geist sei Herr über den Körper. Das ist überall dort möglich, wo Menschen Ernst machen mit ihrer Rechtfertigung durch den Glauben und daraus die nötigen Konsequenzen ziehen. Ja, Gott ist barmherzig: er nimmt an, er macht gerecht und er rüstet aus zum geistlichen Kampf, aber kämpfen muss jeder für sich. Es ist wunderbar, zu erleben, wie der Geist jenen hilft, die im Vertrauen auf die Worte Christi alles hinter sich lassen und den Weg der Gebote gehen. Sie gelangen allmählich in eine Sphäre, in der Liebe, Friede und Freude herrschen. Und man weiß nicht, ob sich ihre Belastbarkeit erhöht oder ob Gott einen Schutzschild um sie legt; Tatsache ist, dass kaum noch unwiderstehliche Versuchungen an sie herantreten. Amen.