Wort zum Sonntag: Herz und Mund – ein Akkord

Ein orientalischer König lud eines Tages acht seiner engsten Vertrauten zu sich. Er sprach: „Sagt mir, was ihr von meiner Macht, von meiner Regierung des Landes und von meinem Ruhme haltet. Wer mir die Wahrheit aufrichtig sagt, soll einen von diesen Diamantringen zum Geschenk erhalten.“ Dabei zeigte er acht Ringe, die an seinen Fingern prangten. Die Hofleute dachten: Einem König die ungeschminkte Wahrheit zu sagen, ist gefährlich. Könige und Machthaber wollen gelobt und gepriesen werden. So überbot ein Höfling den andern an Ausdrücken der Bewunderung für des Königs weise Staatsführung und Heldentaten. Nur einer schwieg. Der König wollte aber auch seine Meinung hören. So gab er die Antwort: „Ich will dir es so sagen, wie ich auch denke: Du bist mein Herr und König, aber auch du bist nur ein Mensch, von Gott aus Erdenstaub geschaffen. Du hast manches Vortreffliche geleistet, aber auch oft Fehlentscheidungen zum Nachteil deines Volkes getroffen.“ Da gab der König jedem der anderen sieben Hofleute einen Ring. Den aufrichtigen Mahner behielt er zurück und ernannte ihn zu seinem Ratgeber.

Am anderen Tag fragte der König die sieben beschenkten Höflinge, wie ihnen die Ringe gefielen. „Sie sind uns teurer als das Leben“, war die Antwort, „doch können wir nicht verhehlen, dass der Händler, der sie dir verkaufte, dich betrogen hat: Die Diamanten sind nämlich falsch.“ Da sprach der König lächelnd: „Glaubt ihr, ich hätte das nicht gewusst? Ihr habt mir falsches Lob gespendet, ich gab euch dafür falsche Steine. Ich habe euch nur mit gleicher Münze heimgezahlt.“

Jeder Schmeichler ist ein Heuchler. Er sagt nicht, was er denkt, sondern was der andere nach seiner Meinung hören will. Wir sind für Schmeichelei sehr anfällig. Warum? Obwohl wir unsere Fehler und Schwächen genauer kennen als die andern, haben wir trotzdem von uns die beste Meinung. Die wollen wir auch von anderen bestätigt sehen. 

Wo ist der beliebteste Tummelplatz des Schmeichlers? Dort, wo etwas Vorteilhaftes für ihn herausschaut. Er bezahlt es mit dem Geld, das am leichtesten herzustellen ist: schöne Worte! Die kosten nichts, aber man kann damit gewinnen. Der Schmeichler verschwendet seine schönen Worte aber nur dort, wo er etwas zu ergattern hofft. Das ist die eine Art der Schmeichler. Es gibt noch eine andere, gefährlichere Art, nämlich die, die den andern aufs Glatteis führen zu wollen, um ihn zu Fall zu bringen. Solche Heuchler stellt uns das heutige Evangelium vor. Da tun sich arglistige Pharisäer und Anhänger des Despoten Herodes zusammen, um Jesus in einer Falle zu fangen. Eine Tierfalle bedeckt man mit Moos und Gras, damit das arglose Tier hineintappt. Um einen Menschen hereinzulegen, maskiert man die Absicht mit schmeichlerischen Worten. So tun es die Leute des heutigen Evangeliums. Sie sagen: „Wir wissen, dass du wahrheitsliebend bist und den Weg Gottes in seiner ganzen Wahrheit lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen, denn du siehst nicht auf die Person.“ Um die Falle, die sie Jesus stellen, noch mehr zu maskieren, heucheln sie Gewissensbedenken, ob ein gläubiger Israelit dem heidnischen Kaiser Steuer zahlen darf. Sie stellen die Frage so, dass jede Antwort Christus kompromittieren muss. Sagt er „ja“, verliert er die Gunst des Volkes; sagt er „nein“, kann man ihn als Aufwiegler gegen die römische Besatzungsmacht denunzieren. Christus durchschaut ihre Arglist und sagt: „Ihr Heuchler! Warum stellt ihr mir eine Falle?“ Souverän entgegnet er: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört.“ 

Ein wahrer Christ wird nie ein Heuchler sein. Denken und Reden müssen das Gleiche anzeigen, sonst kann man sich auf sein Wort nicht verlassen. Wenn der Mund spricht, was das Herz denkt, dann ist es gut. Wenn aber der Mund anders spricht als das Herz, dann wird es schlimm. Wir wollen wahre Christusnachfolger sein. Das Kennzeichen dafür: Herz und Mund sind ein Akkord!