WORT ZUM SONNTAG: Hoffnung auf Erlösung

„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ Lukas 21, 28

Liebe Glaubensgeschwister,

„Das Ende der Geschichte, d. h. das Ende von Unrecht, Gewalt, Leid und Tod ist nahe. Die Thematik von Wiederkunft und Gericht prägt den Charakter des Sonntags vom 2. Advent.“ So lese ich im Evangelischen Gottesdienstbuch. Der Anfang des neuen Kirchenjahres zielt also schon wieder aufs Ende: Auf die Erfüllung der Zeit, der wir entgegengehen. Am Ende aber wird Freude sein! Wir wissen nicht, wann es kommt, aber wir wissen, wer am Ende kommt: Jesus, der Sohn Gottes.
Zum Glück: Nicht als bedrohliche Katastrophe, sondern als inständig erflehte, sehnlich erhoffte Erlösung, wird das endliche Kommen Christi geschaut und beschrieben: „Sehet auf und erhebt eure Häupter, darum, dass sich eure Erlösung naht“, wie es der Wochenspruch und Kernsatz des Evangeliums Lukas 21 aussagt. Das Wochenlied nimmt diese freudige Stimmung auf: „Ihr lieben Christen freut euch nun, bald wird erscheinen Gottes Sohn.“ (Gesangbuchlied  Nr. 12)

Der Lehrer der Kirche Rudolf Spieker sieht den obigen Wochenspruch in einem weiten Zusammenhang: „Das Gebet des Herrn mündet in der Bitte, dass Gott uns erlösen wolle von dem Übel“, das heißt aus der Macht des Bösen. Wer um Erlösung bittet, der weiß, dass seine Gebundenheit stärker ist und sein Schade tiefer, als dass er selber oder irgend ein Mensch ihm helfen könnte. Dem aber, dem Erlösung verheißen ist, geziemt das erhobene Haupt und der aufwärts gerichtete Blick: beides als Sinnbild und Ausdruck der sieghaften Freudigkeit, die die Verzweiflung hinter sich gelassen hat, des vorwärtsdrängenden Mutes, der sich vor nichts fürchtet, der alles überwindenden Hoffnung, die weiß: Ich werde nicht zuschanden gehen.

Ich las über eine ergreifende Begebenheit, wie 1945 in einem Konzentrationslager ein Mann eines Abends seine Freunde in eine Ecke rief, ein Streichholz hielt an einen improvisierten Docht, der sich aus einem Rest Margarine den Brennstoff holte, und noch bevor er das Chanukkagebet (zum Lichterfest der alttestamentlichen Gemeinde) beginnen konnte, protestierte sein Sohn dagegen, Lebensmittel zu verschwenden. Der Vater sah das Licht an, dann seinen Sohn und sagte: Wir beide haben gelernt, dass wir im Ernstfall drei Wochen ohne Essen auskommen können. Wir haben einmal fast drei Tage ohne Wasser überlebt. Aber du kannst keine drei Minuten überleben ohne Hoffnung!

Wer an Gott glaubt, hat Hoffnung. Erlösung naht! Und ich möchte dieses Wort durchbuchstabieren und aktualisieren können (ich würde mich freuen, bekäme ich eine E-Mail von jemand, der das noch klarer und besser kann):

E wie Erwartung, dass Gott auch in unsere Existenz  heute neu spürbar und erfahrbar eingreift.
R wie Rettung aus den Bindungen des Bösen, der Schuld verstrickung und der Angst.
L wie Lösung der verzweifelten Probleme, in die wir  völkisch, kirchlich, persönlich schuldhaft oder unverschuldet hineingerieten.
Ö wie Öffnung der Sinne und der Herzen für Gottes Wort und Wirken, für sein Gebot und seinen Geist.
S wie Sehnsucht nach Gott, wie  Sinn des Lebens, wie  Sündenvergebung durch den gläubigen Brauch der  Heiligen Sakramente.
U wie Umkehr von irreführenden selbstgewählten eigenwilligen Wegen, die in Sackgassen führen.
N wie Neuanfang aus Gottes Gnade durch das „Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist“.
G wie Gnadenwahl Gottes in der Heiligen Taufe, zur  Gemeinschaft der Heiligen – am Heiligen.

„Erhebet Eure Häupter!“ Adventszeit ist Allezeit! Wir müssen also gar nicht bis zum Ende warten. In Jesu Geburt hat Gott den Anfang mit uns gemacht. Den dürfen wir gerade jetzt neu befestigen. Gerade jetzt, ganz gleich in welcher emotionalen oder geistlichen Verfassung wir uns befinden: Laden wir Gott neu ein; vertrauen wir uns Ihm neu an; und vor allem: Nehmen wir einander neu an, wie Er uns angenommen hat! „Der Herr ist nahe!“, sagt der Apostel Paulus, Philipper Kapitel 4. „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!  Und der  Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“ Amen