Wort zum Sonntag: In der Welt habt ihr Angst

Als die Christen begannen, die Völker zu missionieren, hatten sie reichlich damit zu tun, den Heiden die vielfachen Ängste, von denen diese umgetrieben wurden, zu nehmen. Sie taten das durch nüchterne und logische Erklärung der geheimnisvollen Erscheinungen und mit dem Hinweis darauf, dass Gott im Himmel der Schöpfer und Erhalter aller Dinge ist und er sich uns Menschen in gütiger Weise zugewandt und sich zum Garanten unserer Sicherheit ausgewiesen hat. Die Botschaft seiner Engel und vollends die Frohbotschaft seines Sohnes Jesus Christus lautet: Fürchtet euch nicht! Seid getrost!, denn es gibt einen, der das Universum beherrscht und steuert; alles was ist oder kommt, alles was sich bewegt oder still steht, erfüllt allein den Willen des Allmächtigen Gottes.

Dann gab es eine Zeit, wo die Wissenschaften, die im christlichen Bereich wunderbar aufblühen und gedeihen konnten, mit ihren Forschungsergebnissen der Kirche zu Hilfe kamen bei dem Bemühen, den Menschen die Angst vor kreatürlichen Vorgängen zu nehmen und das Leben schöner und friedlicher zu gestalten. Fürchten sollte man nur den, der Leib und Seele in der Hölle verderben kann. Dieser Eine, der allein Macht und Gewalt hat, über Gedeih oder Verderb zu entscheiden, ist der große Gott; ihn allein sollen wir fürchten und lieben, dann verschwindet unsere Furcht vor allem anderen und wir können selbst unsere Feinde lieben.

So soll es sein und so könnte es bleiben, wären da nicht die falschen Propheten, von denen die einen predigen, Gott sei nicht zu fürchten, denn er sei der liebe Gott, der zusieht und keinem ein Härchen krümmt, während die anderen mit allerlei Katastrophen drohen und lehren, wir sollen uns fürchten vor Überbevölkerung, vor Rohstoffknappheit, vor Klimawandel und vor Seuchen. All das will auch geglaubt werden, denn die Beweise können nur wenige Fachleute nachvollziehen. Und es wird geglaubt in dem Maße, in dem der Glaube an Gottes Macht und Heilsabsicht schwindet und an seine Stelle die Interpretationen der Forschungsergebnisse und der Statistiken treten. Aber was ehemals zur Aufklärung und Befreiung von Angst diente, damit wird jetzt den Leuten gezielt Angst eingeflößt und ihnen so die Freude am Leben vermiest. 

Was für eine Verkehrung der Aussichten! Der Mensch, der auszog, sich die Erde untertan zu machen und der auf seinem Siegeszug Gott verleugnete, dieser mündige Mensch sieht zunehmend überall Dämonen und böse Geister lauern, die seinen Untergang wollen. Wo man in unserer gesegneten Zeit billigerweise fröhliche und befreite Menschen auf der Straße erwartet, sieht man zornige Aktivisten mit unerlöstem Gesichtsausdruck, die ihre angstbedingten Forderungen in den leeren Luftraum schreien, statt sich demütig an den Herrn des Weltalls zu wenden, dem es ein Geringes ist, die Zustände auf Erden im Gleichgewicht zu halten oder sie zum Wanken zu bringen.

Es ist höchste Zeit, dass wir wieder mit Gott rechnen im Alltag und in der Zukunftsplanung; es ist Zeit, Gott wieder etwas zuzutrauen und ihn wirken zu lassen, nachdem offensichtlich ist, dass wir mit der Regierung und Verwaltung der Welt überfordert sind. Gott ist langmütig und von großer Güte und Treue; er sieht über die Zeiten der Rebellion hinweg  und ist denen gnädig, die sich zu ihm kehren. Wenn wir nach seinem Willen fragen und diesen auch tun, wird er ebenfalls auf unseren Willen achten und ihn erfüllen. Gerade was den Zusammenhang zwischen Umwelt und dem moralischen Leben der Bewohner betrifft, spricht Gott deutliche Worte: Bosheit und Verderbtheit der Menschen lassen fruchtbares Land zur Wüste werden, während Demut und Gottesfurcht das Land aufblühen lassen. Das ist nicht bloß erbauliche Poesie, sondern prüfbarer Kausalzusammenhang.

Darum sei allen Christen gesagt: Tretet heraus aus euren Nischen, bekennt Gott und macht ihn bekannt den Menschen, die ihn vergessen haben. Lasst euch nicht einschüchtern von der Heidenangst um Klima und Umwelt; die mag das Teil jener bleiben, die nicht auf Gott ihre Hoffnung setzen. Lauft nicht den angstgesteuerten Panikmachern hinterher, werdet nicht ihre Werkzeuge, sondern folgt Christus nach und werft alle Sorgen auf ihn, er wird’s wohl machen. Er weiß um unsere Lebensangst in dieser Welt und ruft uns zu: „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ Nichts hebt Christen heute deutlicher von den anderen Menschen ab als die Überwindung der Angst mit ihren vielen Gesichtern. Vielleicht ist Angstfreiheit heute wie zu Urzeiten wieder die wichtigste Botschaft unseres Glaubens.