WORT ZUM SONNTAG: Kommt her und kauft ohne Geld?!

Wohlan, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst. Warum zählt ihr Geld für das, was kein Brot ist und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Höret, so werdet ihr leben!  (Jesaja 55,1-5)

„Herzlichen Glückwunsch, wir können ihr Abonnement billiger machen.“ So sagte mir der Vertreter einer Telefongesellschaft und unterbreitete mir seinen Vorschlag. Wenn ich noch weitere zwei Jahre Kunde der Firma bliebe, so würde ich dafür belohnt. Ich bekam auch die schriftliche Version meines Vertrages, allerdings beglückwünschte ich mich da nicht mehr, sondern wünschte sofort meinen alten Vertrag wieder. Vorsicht mit Verträgen, die am Telefonhörer abgeschlossen werden. Das lehrt die Erfahrung.

Im Predigttext für den kommenden Sonntag wird der Prophet auf den Markt geschickt, um für Gottes Wege und seinen Willen Reklame zu machen. Die Menschen sollen hören, was zu hören ist. In marktschreierischer Manier tritt der Prophet auf: „Warum bezahlt ihr viel Geld für Essen, welches euch nicht satt macht. Kauft ohne Geld Wein und Milch.“ So klingt die Werbung, die der Prophet hinausposaunt. Kann man solcher Werbung trauen?

Wo liegt der Haken? Ob ihn wohl viele gehört haben, als er am Marktplatz so auftauchte und redete? Ich weiß es nicht, auf jeden Fall, die Propheten hatten es nicht leicht, ihre Botschaft unter das Volk zu bringen. Und wir, wir haben es uns angewöhnt, das Wort Gottes in der Kirche zu hören oder – in der Kirche zu verstecken. Niemand steht gerne an der Straße und redet von den geistlichen Dingen des Glaubens. Es sind auch nicht viele, die sich auf der Straße auf seelsorgerliche Gespräche einlassen. Vielleicht fallen uns Worte der Bibel ein – man soll nicht die Perlen vor die Säue schmeißen. Und das, oder die Erfahrungen mit „günstigen Angeboten“ sind für uns genügend Argumente, um Sachen des Glaubens in der Kirche zu lassen.

Doch die Bibel sagt uns: Gib nicht auf. Die Botschaft von Gottes Kommen zum Menschen muss verkündigt werden. Der Mensch soll die Chance bekommen, von Jesu Liebe zu hören. Wer resigniert und sagt, das hat alles keinen Sinn, der verliert unter Umständen auch das Gefühl für die Chance des Augenblicks.
Da kam ein Mann nach vielen Jahren der Abwesenheit wieder in den Gottesdienst. Es war Weihnachten. Da sagte jemand zu ihm: „Was machst du denn in der Kirche, kannst du denn noch das Vaterunser?“ Nun, der Mann fehlte wiederum ein paar Jahre aus der Gemeinschaft der Kirchgänger. Wiederum zeigte sich jemand nach langer Zeit wieder im Gottesdienst, der Mensch konnte nur wenig Deutsch. Darum wurden etliche Elemente des Gottesdienstes auf Rumänisch gesprochen. Für den Besucher war es gut. Andre fühlten sich fremd und er merkte das gleich. Im Epheserbrief, bei der Lesung dieses Sonntags, hören wir in Kapitel 2,17 ff, dass Christus gekommen ist und er das Evangelium verkündet hat denen, die fern waren und denen, die nahe waren. So seid ihr nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen...  Es ist schön zu hören und zu lesen, dass Menschen, die fern waren, nun zur „Gemeinschaft der Heiligen“ dazufinden, wie sie in unserem apostolischen Glaubensbekenntnis heißt. Aber sie ist schwer zu leben. Angeblich freuen sich im Himmel die Engel über einen jeden Menschen, der Buße tut und umkehrt, aber auf der Erde haben wir so unsere Schwierigkeiten mit der Freude.

Jesus hat im Johannesevangelium die Worte des Propheten Jesaja aufgegriffen, als er sagte: Ich habe Wasser, welches dich satt macht. Und an andrer Stelle: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten“ (Joh 6,35). Es sagte einer: Wenn manche Leute wüssten, was es bedeutet Christ zu sein, den Trost zu spüren und die Kraft, die Gott uns gibt, dann würden sie nicht aus der Gemeinschaft der Kirchgänger fehlen. Sie wissen es aber nicht. Vielleicht hatten sie bisher diese Chance nicht.

Darum schickt Gott uns ab und zu auch auf den Markt, vielleicht treffen wir da den Menschen, der diese Botschaft hören muss, weil Gott sein Herz vorbereitet hat.