Wort zum Sonntag: Lebensspuren sind keine Spekulation

Predigt zu 1.Mose 1,1-4a.26-31; 2,1-4a – Sonntag Jubilate 2022

Liebe Schwestern, liebe Brüder !

Schlagen wir die Bibel an der ersten Seite auf, dann stoßen wir unwillkürlich auf die gewaltigen Worte der Schöpfung. Im Johannesevangelium wird diese schöpferische Gewalt so gut beschrieben. Es heißt darin: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“, denn am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Gewaltig sind die Worte aus dem Schöpfungsbericht, weil wir es nicht vermögen, diese Worte in einer kurzen Predigt zu erklären. Deshalb konzen-trieren wir uns auf ein paar essenzielle Dinge.

Mein Konfirmandenunterricht hat mich vor 50 Jahren sehr fasziniert und auch geformt. Darin hat der Altdechant Pfr. Gustav Barthmes auch von der Schöpfung erzählt, wie alles wüst und leer war, und das Ganze wie ein Chaos wirkte. Nichts sah darin geordnet aus, sondern Materie und Energie, Licht und Finsternis, Gut und Böse, Heiß und Kalt ... alles flog ungeordnet, chaotisch durcheinander. Und weiter erzählte mein Konfirmator: Mitten in dieses Durcheinander sprach Gott mit ernster Stimme: „ES werde Licht !“ – und wie der Pfarrer das sagte, antwortete ein Junge aus der hintersten Reihe: „ – und Petrus fand den Schalter nicht !“ War das ein Hallo, ein Lachen, ein Stoßen, so dass der Pfarrer Mühe hatte Ruhe zu schaffen. 

Aber dann wurde es interessant, wie seine Erklärung von der Schöpfung uns die ganze Natur mit allen ihren Wundern offenbarte und uns somit auf die besonderen Werte des Lebens in dieser Schöpfung aufmerksam machte. In allen diesen Erklärungen blieben mir bis heute seinen Worte in der Erinnerung, wo er sagte: „Ohne Licht gibt es kein Leben !“ Und das stimmt.

Peter Rosegger erzählt von einem Mathe-Prof, der seine Schüler sehr quälte mit komplizierten Hausaufgaben und Formeln, welchen seine Schüler deshalb den „Kakekarl“ nannten. Aber dieser Mathe-Prof war gleichzeitig ein Sportler durch und durch. An einem Wintertag nahm er seine Klasse mit zum Skilaufen. Es ging an dem Tag über Berge und Täler, bis zum Erschöpfen. Sie stießen dabei auf eine einsame Skispur. Da sagte der Lehrer Kakekarl etwas, was man ihm gar nicht zugetraut hätte. „Kinder ... wir folgen einer Spur. Keiner kennt den Mann, der diese Spur gezogen hat und niemand würde behaupten, er existiere nicht. So ist es auch mit Gott. Niemand hat ihn gesehen, aber es gibt überall Spuren Gottes, die wir erkennen können. Es gibt sie in der Geschichte der Völker, in der Geschichte der Kirche und auch in der Geschichte jedes einzelnen von uns. Untersucht euer Leben einmal nach solchen Spuren und ihr werdet sie finden. Manche liegen tief und zeigen schmerzhafte Furchen und Narben, andere liegen hoch und zeigen Freude, Liebe und Segen“

Damit hatte der Lehrer vollkommen recht. Das will auch der Schöpfungsbericht zeigen. Er will nicht beweisen, wer Gott ist, der diese Lebensspur gezogen hat. Er will nicht erklären, wie die Welt entstanden ist und will sich nicht einlassen in wissenschaftliche Theorien und Gottesbeweise. Sondern dieser Bericht aus der Bibel will uns nur zeigen, wie herrlich die Schöpfung doch ist, mit ihrer herrlichen Natur und mit ihren unendlich vielen Bodenschätzen, die zur wirtschaftlichen Verfügung stehen. Gleichzeitig will dieser Schöpfungsbericht auch auf die Verantwortung des Menschen hindeuten, die er hat, um diese Schöpfung zu erhalten. Darin liegt die größte Aufgabe für den Menschen, die in gutem und bösem Sinne jetzt geschieht, die aber weiterhin getragen wird von dem allmächtigen Willen Gottes. 

Denn er lässt uns in Jesus Christus seine Zeichen und Spuren erkennen. Lasst uns also nicht spekulieren was vorher (vor IHM) war, oder über das, was jetzt ist und noch kommen wird. Sondern lasst uns die Schöpfung im Herzen tragen und sie so sehen, wie sie uns Gott geschenkt hat. Lasst uns aber auch gleichzeitig in voller Verantwortung die geschenkte Schöpfung auch bewahren, denn sie ist gut. Dafür brauchen wir unbedingt den Frieden und die klare Sicht für Gottes Wort. Denn Gott befand sein Schöpfungswerk als gut und wir lesen bei jedem seinem Schöpfungsakt: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut !“

Amen