Wort zum Sonntag: Ratschläge


Aus Europa zogen im Laufe der Zeit viele Leute in fremde Erdteile und Länder. Naturforscher durchstreiften die entlegensten Gegenden der Erde, um das Wissen um fremde Länder und Völker zu vermehren. Das ist gut und lobenswert. Aber es zogen auch gewissenlose Abenteurer in die fernen Länder und suchten nach Schätzen. Kaufleute brachten zwar Handelswaren in diese Landstriche, aber der Warenaustausch war ungleich, zum Schaden für die Eingeborenen. Die Triebfeder der Abenteurer und Kaufleute war der nackte Eigennutz. Noch schlimmer wurde es, als die Europäer mit Heeresmacht Kolonialkriege entfachten. Da sie mit ihren Feuerwaffen den Eingeborenen weit überlegen waren, eroberten sie deren Länder, setzten Kolonialregierungen ein und plünderten die Kolonien aus. 

Christus gab seinen Aposteln ebenfalls den Auftrag, in fremde Länder zu ziehen. Sie sollten den fremden Völkern die Frohbotschaft der Befreiung vom Bösen bringen und ihren Seelen das Bewusstsein, dass auch sie Kinder Gottes und zum ewigen Leben berufen sind, einwurzeln. Ganz ohne Eigennutz sollten sie den Völkern das höchste geistige Gut bringen und kein irdisches Gut als Gegenleistung einfordern. Die Apostel hielten sich genau an die Forderung Christi, die der Apostel Paulus so formuliert hat: „Geben ist seliger als nehmen!“

Die Glaubensboten, die in allen folgenden Jahrhunderten in fremde Länder zogen, waren die Einzigen, die uneigennützig mit den Eingeborenen verkehrten. Ein Ordensoberer sandte die Brüder zu zweit in die Ferne. Er gab jedem Paar gute Ratschläge mit auf den Weg. Zu den beiden Ersten sagte er: „Ihr werdet Leute treffen, die eine andere Sprache sprechen. Was aber auch sie verstehen, ist euer Lächeln. Schaut sie freundlich an! Zögert nicht, euch die Hände schmutzig zu machen, wenn sie eure Hilfe brauchen! Geht, und der Heilige Geist sei euer Begleiter.“ Dem zweiten Brüderpaar empfahl er: „Die Not im Lande dauert schon lange. Viele, die euch begegnen, werden euch fragen: „Warum müssen gerade wir solche Not leiden?“ Spielt dann nicht die Rolle von einem, der meint, alle Zusammenhänge zu durchschauen. Sagt lieber schlicht, dass ihr darauf keine Antwort wisst, aber sagt auch, dass ihr einen kennt, der versichert hat, kein Erleiden sei sinnlos. Seine Zusage ist wahr, denn er ist aus dem Himmel gekommen. Geht also, und der Heilige Geist sei mit euch.“ Den Dritten gab er den Rat: „Lasst euch nicht irre machen, wenn es um Wert und Würde des Lebens geht. Gebt zu erkennen, dass ´Leben haben´ eine Kostbarkeit ist und dass ihr fest an die Wahrheit glaubt, die ihr verkündet: Das irdische Leben wird einmal gewandelt werden und nie mehr zu Ende gehen. Und wenn die einen dann ungläubig lächeln und andere vor Verbitterung lästern, fügt ohne Erregung hinzu: Wir glauben das wirklich, weil es einen, nämlich Jesus Christus gibt, der von den Toten auferstanden ist. Geht, und der Heilige Geist sei euer Begleiter.“ Dem vierten Brüderpaar legte der Obere die Hände auf die Schultern und sagte: „Leicht kann es sein, dass ihr beschimpft werdet, aber damit die Kirche gemeint ist. Dann schweigt zunächst und lasst sie aussprechen, was sich an Enttäuschung und Ärgernisnehmen angestaut hat. Klopft schließlich an eure Brust und antwortet vernehmlich: Wir sind arme Sünder! Aber dann fügt hinzu: Kirche ist Kirche aus Menschen. Es gibt auch in unserer Zeit welche, die Heilige sind, aber noch mehr, die sich aufrichtig bemühen, gute Christen zu sein. Weil aber Gott dem Menschen das königliche Geschenk der Freiheit, das er dem Menschen geschenkt, nicht wieder wegnimmt, gibt es auch im Kirchenbereich Sünde und wird es sie weiterhin geben. Jesus Christus, der die Kirche wollte, hat diese Grundausrichtung so formuliert: ‚Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken!‘ Und dann sagt auch noch: Im Innersten bleibt diese ‚Kirche der Sünder‘ immer heilige Kirche, denn ihre Herzensmitte ist jener, der ganz und gar heilig ist: Jesus Christus, unser Bruder und Herr. Bei ihm kann man sich, wenn einem der Tag oder das ganze Leben mühselig und beladen vorkommt, aussprechen und ausruhen. Geht also, der Heilige Geist sei euer Begleiter!“

Für alle Zeit bleibt es die heilige Aufgabe aller christlichen Glaubensboten, die Botschaft Christi von Glaube, Hoffnung und Liebe in die Welt zu allen Völkern zu tragen.