WORT ZUM SONNTAG: Unser Zugang zu Gottes Welt

„So haben wir nun Frieden mit Gott und Zugang zu Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn“ (Röm 5,1-2)

 

Viele Menschen, die nach Mediasch kommen, schauen hoch zum schiefen Turm (2,3 m abweichend!) mit dem Turrepitz und wollen Zugang haben, um die Stadt von oben zu sehen. Der Turm mit seinen 69 Metern überragt das ganze Stadtbild, doch leider führt kein Lift hinauf. Einer der Mitarbeiter hat fast täglich da zu tun, um das mechanische Uhrwerk zu richten. So manche würden vielleicht auch gerne in der Kirche die Abendmahlskelche sehen, welche große Rosetten haben und aus einer Zeit stammen, als die Pest die Bevölkerung dezimierte. Doch einer, der Küster, hat Zugang zu diesem Schrank und stellt diese einmal im Monat heraus.

Jeder mit seiner Verantwortung. Dieser hat Zugang zum Bankkonto und kann mit einem Tastenschlag die Gehälter für 10 Angestellte überweisen, ein anderer hat einen riesigen Schlüsselbund, um damit alle Türen zu öffnen, um da Ordnung zu machen. Diese Art von Zugängen ist klar geregelt. Schwieriger ist es, Zugang zu Menschen zu haben. Nicht jeder kann einfach so mit dem Präsidenten von Rumänien sprechen, und auch sich mit dem Bürgermeister einer Kleinstadt über ein Thema zu einigen, ist nicht einfach. Wenn du dich aber mit dem einen oder anderen gut verstehst, kann dein Anliegen schnell erledigt werden. Wiederum eine andere Situation ist jene, wo du eine schöne Frau kennenlernen willst und du einen Freund fragst, ob er dir die Verbindung schafft – keine so leichte Aufgabe ist das.

Von einer anderen Art von Zugang habe ich gelesen, da ich mit meinen Kindern gerne mal Filme schaue. „Die Chroniken von Narnia“ ist eine Buchserie, welche von vier Kindern erzählt, die auf einem Schloss in England durch einen Kleiderschrank hinüber in eine Märchenwelt gehen, wo Fabelwesen leben, leiden und lieben und wo die Kinder ihre besondere Rolle entdecken – in diesem Land Königskinder zu sein. Sie machen die Bekanntschaft eines Löwen, der große Macht, aber auch ein gütiges Wesen hat, der die Kinder vieles lehrt.

In dieser Welt machen die Kinder Erfahrungen des mutigen Kämpfens, des geheimen Verrates – aber auch der Vergebung und des stellvertretenden Sterbens. Sie kommen nach einiger Zeit in ihre Welt zurück, doch ganz verändert durch die Erfahrungen. Sie haben Zugang zu dieser Welt und wandern noch so manches Mal hinüber und herüber.

 Diese Ausflüge veränderten die Kinder, denn sie lernten da Dinge kennen und machten Erfahrungen, welche sie sonst nicht machen konnten. Und, das wissen wir ja, Erfahrungen verändern uns und jede Begegnung mit einem Menschen verändert unser Leben – manchmal sehr wenig, manchmal sehr viel. Manchmal wird unser Leben zur Hölle durch einen Menschen, manchmal zum Himmel.

Diese Geschichte der Kinder aus Narnia hat ihre Bedeutung gerade bei so einem Wort der Bibel, wo es heißt, dass wir Zugang zu Gott haben. Ähnlich wie bei den Kindern aus Narnia erfahren wir in der Bibel, dass Gott uns ein Erbe zugedacht hat. Wir können Kinder Gottes sein, und als solche haben wir das Recht, seine Kinder zu sein und Zugang zu haben zu seinem Herzen, zu seinem Leben, zu seiner Gnade. Der Zugang zum Reich Gottes ist somit ein besonderer Schatz, an dem wir uns freuen können.

Ähnlich wie die Kinder aus Narnia können wir diesen Zugang immer wieder wahrnehmen, denn uns wurde Zugang gewährt. Denn im Reich Gottes machen wir Erfahrungen, welche uns sicherlich verändern, wir lernen geistliche Güter schätzen. Paulus, der Apostel, erzählt von seinen Erfahrungen, denn er hat erlebt: Wir haben Frieden mit Gott; auch einer, der ein Gauner war, kann verändert werden; wir lernen bei Gott Geduld, wir werden bewährt, wir bekommen Hoffnung trotz vieler Bedrängnisse und wir entdecken, dass Gott seine Liebe in unsre Herzen ausgeschüttet hat.

Dieses alles bekommen wir nicht automatisch, sondern indem wir den Zugang aktivieren, indem wir immer wieder in Gottes Welt hineinspazieren und von ihm lernen. Sicherlich sind diese geistlichen Güter nicht unbedingt das, was wir gerne für unser Leben wollen, wir wollen vielleicht Geld, sofortiges Glück, Erfolg. Doch das Geheimnis des Glaubens ist sicherlich, dass unser Glaube durch Erfahrungen mit Gott an Tiefe gewinnt, dass Geduld, Bewährung in der Trübsal und Hoffnung uns viel mehr geben können für unser Leben als das augenblickliche Glück, welches wir uns wünschen.