Wort zum Sonntag: Wozu ein Tauferinnungs-Gottesdienst?

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (2.Timotheus 1,7)
Das kleine Mädchen konnte wegen der Coronaeinschränkungen erst getauft werden, als es schon über zwei Jahre alt war. Die Brüder schöpften Quellwasser aus dem Brunnen des Pfarrhofs und gossen es in das Taufbecken. Die Mutter trug das Mädchen zum Taufbecken und der Vater, die Brüder und die Taufpaten  stellten sich dazu. Kleine und Große legten die Hand segnend auf den Kopf des Kindes und die Pfarrerin taufte es im Namen des Dreieinigen Gottes. 

Das bedeutet, es wurde hineingetauft in den Raum des Glaubens, wo die Liebe des Vaters, die Stärke des Sohnes und die Gegenwart des Heiligen Geistes wohnen. Der Taufspruch aus dem 2. Timotheusbrief 1,7 ist eine Ermutigung, daran festzuhalten, selbst dann, wenn andere Mächte uns aus dem Raum des Glaubens herausreißen wollen.

Das Kind ließ alles mit großer Aufmerksamkeit geschehen. Den ganzen Tag stand es im Mittelpunkt. Immer wieder ruhten freundliche Blicke auf ihm. Der Tauftag war bis zum Abend ein Raum voller Kraft und Liebe, erfüllt von liebevoller  Besonnenheit der Feiernden. So viel Glück auf einmal! Zur Abendbrotzeit lag es müde in Mutters Arm und murmelte: „Nochmal Taufe!“ 

Vielerorts, auch in unserer Kirche in Hermannstadt, wird von Zeit zu Zeit ein Tauferinnerungs-Gottesdienst gefeiert. Die Kinder kommen mit ihren Taufkerzen zum Taufbecken und werden gesegnet und erinnert, dass sie im Raum der Liebe Jesu Christi stehen und ein Leben lang in diesem Raum des Glaubens  bewahrt bleiben. Der Apostel Paulus bekräftigt das im 8. Kapitel des Römerbriefes in den Versen 38-39: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“  

Was bedeutet uns Erwachsenen unsere Taufe? Fühlen wir uns geborgen und getragen in unserem Glauben, wenn der Geist der Furcht uns angreift und ins Dunkel ziehen will? Er herrscht ja ununterbrochen weiter in unserer Welt. Er breitet sich aus, wo Menschen in Kriegen sterben, wegen ihres Glaubens verfolgt werden, angesichts unheilbarer Krankheiten oder anderer Missstände ihren Mut verlieren und immer mehr Jugendliche durch Mobbing und Einsamsein am Leben verzweifeln. 

Es wird angenommen, dass Paulus in seiner Gefangenschaft in Rom dem jungen Christ Timotheus diesen ermutigenden Zuspruch sandte. Timotheus lebte in einer Zeit, in der Christen wegen ihres Christseins angefeindet wurden. Paulus, in Unfreiheit, ist stark, weil der Geist der Kraft Gottes in ihm gegenwärtig ist. Er kann anderen Menschen Mut zusprechen, weil er im Geist der Liebe Gottes handelt. Wer so lebt, der erfährt, dass er geborgen, geliebt, beschenkt und beschützt ist und kann, so wie Paulus, im Geist der Besonnenheit auch andere Menschen zum Leben ermutigen. 

Wir brauchen täglich Kraft, Liebe und Besonnenheit. Bitten wir darum, dass diese Geistesgaben auch in uns immer wieder lebendig werden, denn wir stehen ja im Raum des Glaubens. Das wurde uns bei unserer Taufe zugesagt! Unter uns gibt es viele, die zum Leben ermutigen. Schon kleine Dinge der Zuwendung sind ein Zeichen. Erleben und teilen  wir Freude in Gemeinschaft. Nehmen wir auch die uns unbequemen Nächsten wahr und teilen weiter. Die Adventszeit lädt uns dazu besonders ein.