Zehntes „Timotion“ machte Riesenspaß

Nicht nur Läufer kommen bei „Timotion“ auf ihre Kosten: Auch das Radfahren gehört seit einigen Jahren zur karitativen Wohltätigkeitsveranstaltung dazu. | Fotos: Timotion

Konfetti zum Start für den kürzesten Timotion-Lauf, bei dem jeder mitmachen konnte.

Der Platz vor dem Hunyadi-Schloss und die Straße des 20. Dezembers 1989 waren am vergangenen Sonntag so beseelt wie noch nie. Es war kein normaler Sonntag in Temeswar/Timișoara, sondern der Timotion-Sonntag, der in diesem Jahr auf den 12. Mai fiel. Die Läuferinnen und Läufer mit den roten Startnummern machten sich kurz vor 11 Uhr startbereit. Auf der Bühne vor dem als „MIU“ bekannten I. C. Brătianu-Kolleg stand noch für ein paar Augenblicke die TVR-Moderatorin Roxana Morun, bis sie eine Zumba-Trainerin hoch bat. Die Aufwärmung begann. Etwa zehn Minuten tanzten die Teilnehmer im Musikrhythmus, dann ging es los. Auf die Plätze, fertig, los! Der 5,5-Kilometer-Lauf führte die Teilnehmer über die Mihai-Viteazu-Brücke zum Pârvan-Boulevard und weiter Richtung Pestalozzi-Straße, um auf der anderen Straßenseite, der Bega entlang, durch Kinder- und Rosenpark wieder zum Kastell zurückzukehren. Unterwegs warteten die Timotion-Freiwilligen auf die Läufer. „Renne für dein Lieblingsprojekt“, „Du schaffst es“ oder auch „Du bewegst dich besser als die Regierung“ waren nur einige der Slogans, die die Läufer von den Plakaten lesen konnten. Dazu feuerten die Volontäre die Läufer an, schlugen High Fives, baten ihnen Erfrischungen an. Die Timotion-Fotografen waren ebenfalls im Einsatz, um die Sportler abzuknipsen. 

Die wenigen Regentropfen, die am frühen Sonntagmorgen fielen, schafften es nicht, den Temeswarern, die sich für einen guten Zweck einbringen wollten, einen Strich durch die Rechnung zu machen. Das zehnte „Timotion“, die Temeswarer Traditionsveranstaltung, die die Bürger zum Sporttreiben und zum Spenden für einen guten Zweck (oder mehrere) begeistert, fand am Sonntag in unmittelbarer Zentrumsnähe statt und brachte an die 6000 Mitstreiter zusammen. Rechterhand vom Eingang des (seit Jahren geschlossenen) Hunyadi-Schlosses standen einige Dutzend Stände, an denen verschiedene Sponsoren und Organisationen die Anwesenden mit Informationen und Geschenken begrüßten, aber auch Werkstätten für Kinder organisierten. Öffentliche Institutionen wie der Temescher Kreisrat machten ebenfalls bei „Timotion“ mit. „Timotion“ ist ein Ereignis, das die gesamte Temeswarer Gesellschaft zusammenbringt, die sich für einen gesunden Lebensstil stark macht und nebenbei einen guten Zweck unterstützt. Veranstalter sind die Temeswarer Gemeinschaftsstiftung „Fundația Comunitar˛ Timișoara“ und der Verein „Alergotura“. „Das ist Temeswar. Das ist die Gemeinschaft, die wir aufzubauen versuchen, eine Gemeinschaft, in der wir aufeinander aufpassen“, sagte Dominic Fritz, Bürgermeister von Temeswar, der auch den Startschuss für den Zwei-Kilometer-Lauf gab. 

Wer sich bewegen und zugleich etwas Gutes tun wollte, der konnte in diesem Jahr an acht Lauf- und Radrennen teilnehmen, wobei die Einschreibegebühren einem der 17 ausgewählten Gemeinschaftsprojekte zugutekamen. Darüber hinaus konnten die eifrigsten Teilnehmer als Spendensammler für ihr Lieblingsprojekt aktiv werden und dadurch zusätzliche Spendengelder zur Unterstützung dieses Projekts heranziehen. Vereine wie „Action for People“, „Colț de Banat“, „Copii și Zâne“, „Little People“, „LOGS Grup de Ini]iative Sociale“, „Micile Comori”, „Piticii Monei“, „Școala mamei Junior“, „Seeds of Kenosis – Education“, „Superhumans“ und „United Way“, aber auch die Ärztekarawane und vier Temeswarer Schulen (das Banater Nationalkolleg, die Gymnasialschulen 2 und 27 in Temeswar sowie das Gymnasium in Boldur) hatten in diesem Jahr eigene Projekte bei „Timotion“ angemeldet, wobei jeder Läufer eines dieser Unterfangen auswählen konnte. Im Allgemeinen befassten sich die Projekte mit der Förderung der Bildung in der ländlichen Gegend und einer gesunden Lebensart (physisch wie auch mental), mit der modernen Ausstattung von Schulen, aber auch mit der Unterstützung von Flüchtlingen, Kindern mit besonderen Bedürfnissen, krebskranken Kindern oder Kranken im Allgemeinen. Die Palette an guten Taten war so breit, dass man sich nur schwer entscheiden konnte, für welches Projekt man laufen oder radfahren wollte. Es gab jedoch die Möglichkeit, nebenbei auch für andere Projekte beliebige Geldsummen zu spenden. Neben der seelischen Genugtuung, die das soziale Engagement mit sich brachte, bekamen alle Teilnehmer der zehnten „Timotion“ eine Medaille in Herzform – als Anerkennung für ihre Leistung und als kleines Dankeschön für die Spende.   

Das Interesse seitens der Gemeinschaft war in diesem Jahr riesig, denn mehr als 4400 Menschen hatten sich in die acht Rennen eingeschrieben. Für die Profi-Sportler unter den Teilnehmern gab es einen Marathon- und Halbmarathonlauf, aber auch Zehn- und Fünf-Kilometer-Rennen sowie einen Zwei-Kilometer-Lauf ohne Zeitmessung, bei dem sogar Babys im Kinderwagen mitgenommen wurden oder Menschen im Rollstuhl mitmachten, wurden veranstaltet. Außerdem wurden den Radfahrern ein Zwei-Kilometer- und ein Zehn-Kilometer-Radrennen angeboten. Eigentlich konnte jeder, der sich ein bisschen sportlich betätigen wollte, ein passendes Rennen finden. Die vielen lachenden Menschen, die sich vor dem Timotion-Plakat rechts neben der Bühne fotografieren ließen, waren der beste Beweis dafür, dass auch das diesjährige „Timotion“ Riesenspaß gemacht hat. 

„Timotion“ wurde erstmals vor zehn Jahren in Temeswar veranstaltet. An den Wettrennen der neun verstrichenen Ausgaben nahmen über 26.000 Läufer und Radfahrer teil, über 1000 Freiwillige brachten sich für das gute Gelingen des Ereignisses ein und Spenden in Höhe von über 2,5 Millionen Lei, die für 146 Gemeinschaftsprojekte gesammelt wurden, konnten eingetrieben werden. Die Veranstaltung wuchs im Laufe der Jahre, nachdem sich immer mehr Interessenten bereit zeigten, für einen guten Zweck zu laufen bzw. Fahrrad zu fahren, sodass neue Läufe hinzukamen. So wurde zum Beispiel das Rennen „Timotion Everywhere“ eingeführt, für jene, die zum Zeitpunkt von „Timotion“ verreist sind oder gar im Ausland leben. Auch für dieses Rennen ist die Voranmeldung verpflichtend, jedoch bekommen die Teilnehmer ihre Wettbewerbsnummer digital zugeschickt – sie können diese dann ausdrucken und beim Laufen oder Radfahren tragen. Das Rennen kann jederzeit zwischen dem 1. Februar und dem 26. Mai 2024 bewältigt werden, ein Beweis dafür soll mit dem Hashtag #TimotionEverywhere auf Facebook oder Instagram veröffentlicht werden. 

„Timotion“ geht also weiter – und auch für die diesjährigen Wohltätigkeitsprojekte können Interessenten noch bis Monatsende beliebige Summen spenden. Bis zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels wurden fast 640.000 Lei eingesammelt. Bei sechs der vorgestellten Projekte wurden die Spendengelder, die sich die Initiatoren gewünscht hatten, sogar überboten.