Ein Traum ist für den 62 Jahre alten Christoph Daum in Erfüllung gegangen: Er ist nun doch noch Auswahltrainer geworden. Seine Ernennung in Rumänien war jedoch recht umstritten. Fast die Hälfte der Mitglieder des Exekutivkomitees des Rumänischen Fußballverbands blieben der Sitzung zur Bestimmung des neuen Trainers fern. Andere kamen mit der Wahl eines ausländischen Coachs mental nicht zurecht. Und in manchen Kreisen hätte man es gerne gesehen, wenn der Verband sich für den ehemaligen italienischen Startorhüter Walter Zenga entschieden hätte. Zwar hat dieser auch in Rumänien trainiert, doch seine Erfolge als Übungsleiter lassen sich auch mit reichlich Wohlwollen nicht mit jenen von Daum vergleichen. Totale Implikation forderte seinerseits Daum von seinem künftigen Team. Aus seinen Fehlern der Vergangenheit (Anm.d.Red.: Kokainaffäre vor seiner Ernennung zum Trainer der DFB-Auswahl) habe er gelernt und er sei gestärkt aus jener Zeit herausgekommen, sagte Daum bei Amtsantritt in Bukarest.
Einstige Größen des rumänischen Fußball sprechen sich derzeit gegen den ersten ausländischen Trainer in der modernen Geschichte der rumänischen Auswahl aus. Total daneben benahm sich der einstige Auswahltrainer Cornel Dinu, der glaubt, über dem 62 Jahre alten Daum den Stab brechen zu müssen. Die Aussage von Dinu besteht aus einem Kauderwelsch, dem die Zusammenhänge fehlen – bespickt mit Beleidigungen übelster Art. Daum sei Vereins- und kein Auswahltrainer, er befände sich nie und nimmer auf dem Niveau eines Mircea Lucescu, der ein „gebildeter Mensch“ sei.
Wenige Sekunden später lässt sich Dinu – zitiert von rumänischen Medien – über das Gesicht von Daum aus und vergleicht es mit einem auf dem Boden „herumgewälzten Gesicht eines Führers, nachdem eine Granate explodiert ist und Benzin übergossen wurde.“. Dinu schließt mit Äußerungen, dass Daum sein fehlendes Wissen um den in die Misere geratenen rumänischen Fußball im Wege stehen könne, um eine wettbewerbsfähige Mannschaft aufzustellen. Gerade der von Dinu als gebildet dargestellte Lucescu machte dann auch dieser Bewertung alle Ehre. Er stellte Daum als „seriösen Trainer“ hin, lobte dessen Arbeit, die er aus der Zeit kennt, in der beide in der Türkei trainierten und sagte auch, dass die zuletzt eingelegte zweieinhalbjährige Pause in der Trainerkarriere von Daum seine Arbeit nicht beeinträchtigen werden.
Nach dem Modell Ungarns holte auch Rumänien einen deutschen Trainer, um ein mäßiges Reservoir an wettbewerbsfähigen Kickern salonfähig zu machen. Eine Million Euro erhält Daum für seinen zunächst bis 2018 laufenden Vertrag. Für die Qualifikation zur WM in Russland u.a. in einer Gruppe mit Polen und Dänemark erhält er einen Bonus, der in den Medien zwischen 600.000 und einer Million Euro gehandelt wird.
Es zweifelt niemand, dass die derzeit schwache interne Meisterschaft, mit vorwiegend mangelhafter Nachwuchsarbeit und vielen Vereinen vor der Pleite, für Daum wenig entgegenkommend ist. Doch die gerade abgelaufene EM hat gezeigt, dass eine starke interne Meisterschaft nicht unbedingt Gradmesser für die Erfolge der Nationalmannschaft sein muss. Island und Wales haben wohl eine Meisterschaft, die bestimmt nicht besser als die rumänische ist und die führenden Nationen in Sachen Vereinsfußball- England und Spanien – sind kurz nach Beginn der KO-Phase nach Hause geschickt worden.
Zwar liegen die Trainererfolge des in Zwickau geborenen Christoph Daum schon mindestens zehn Jahre zurück, doch in Rumänien kann sich nur der bereits erwähnte Lucescu mit den Titeln eines Christoph Daum messen. Insgesamt vier Meistertitel mit Stuttgart, Fenerbahce und Besiktas Istanbul, einen Pokalsieg in der Türkei und Vizemeister mit Bayer Leverkusen stehen im CV von Daum. Und dass er vor etwa eineinhalb Jahrzehnten auf der Wunschliste des DFB stand, um Deutschlands Auswahltrainer zu werden, empfiehlt ihn auf jeden Fall.
Mehr denn je werden alle Augen auf den Neuen gerichtet sein, wenn am 4. September die WM-Qualifikation für Rumänien mit einem Spiel gegen Montenegro beginnt.