Im Viertelfinale des Fußballpokals wurden in dieser Woche drei der vier angesetzten Spiele abgesagt. Der Winter hat auch in diesem Jahr den rumänischen Fußballverband (FRF) überrascht. Schnee im Februar, das konnte natürlich niemand ahnen. Ein besonders abstruses Schauspiel bot der Fußballverband in Zusammenarbeit mit dem FC Hermannstadt. Im Städtischen Stadion sollte der Zweitligist am Dienstagabend den Erstligisten FCSB empfangen. Die Uhr zeigte 18:28 Uhr, als eine kleine Armee an Jugendspielern, bewaffnet mit Schneeschiebern, auf das Spielfeld geschickt wurde, um dieses von Eis und Schnee zu befreien – reichlich spät, bei einem angesetzten Spielbeginn um 18:30 Uhr. Wie nicht anders zu erwarten, folgte 40 Minuten später die Absage des Spiels – reichlich spät, hatte es doch schon am Wochenende geschneit und lagen auch die Temperaturen seitdem konstant unter dem Gefrierpunkt. Nun wurde das Spiel für den Folgetag um 14 Uhr neu angesetzt, oder wie der FC Hermannstadt verkündete: für den 29. Februar.
Die Temperaturen lagen auch in der Nacht zum Donnerstag weit unter dem Gefrierpunkt, an den Konditionen des Spielfeldes wird sich nichts geändert haben. Landesweit wurden für das kommende Wochenende alle Spiele abgesagt, aber Hermannstadt bietet plötzlich optimale Bedingungen! Dass überhaupt versucht wurde das Spiel auszutragen, mag an der Flutlichtanlage liegen, die der FC Hermannstadt für rund 40.000 Euro in Italien anmietete. Diesen Betrag wollte man scheinbar nicht abschreiben und vergaß dabei die Folgekosten, die nun auf die Stadt zukommen. Ein erfahrener Platzwart weiß, dass bei einem Spiel auf Schnee dieser sich verdichtet, die Gräser ersticken und die Blätter ruiniert werden, bei Eis zusätzlich noch ein Luftabschluss hinzukommt, der ebenfalls Gräser und Blätter zerstört, was die Pflanzen irreparabel schädigt und einen Totalausfall im Frühjahr nach sich zieht. Noch mehr zerstört man den Rasen nur, wenn man versucht, ihn von Eis und Schnee zu befreien, denn dann werden die Gräser komplett ausgerissen. Der erfahrene Platzwart knurrt daher launisch: „Rasen bei Eis und Schnee nicht betreten.“
Es stellt sich schließlich die Frage, warum der rumänische Fußballverband seit Jahren versucht, gegen den Winter anzukämpfen und dabei jedes Jahr wieder kläglich scheitert. Darüber hinaus ist es an Dreistigkeit kaum zu überbieten, dass Vereinspräsident Teodor Birţ die Absage des Spiels als Fehlentscheidung der Schiedsrichter bezeichnet. Und schließlich muss die Stadtverwaltung erklären, warum überhaupt das Stadion bei diesen Witterungsbedingungen zur Verfügung gestellt wurde, der FC Hermannstadt wird die 80.000 Euro für einen neuen Rasen sicher nicht übernehmen.