Michael (Mischi) Redl ist nicht mehr. Der wohl beste Handball-Torsteher der Welt der 1960er Jahre ist am Mittwoch, 21. August, um 14.30 Uhr nach schwerer Krankheit im bayerischen Schongau gestorben. Mischi Redl ist 77 Jahre alt geworden. Für den aus Marienfeld stammenden ehemaligen rumänischen deutschen Nationalspieler Hansi Schmidt war Redl „der große Garant für die unsagbaren Erfolge der rumänischen Auswahl der 1950er und 1960er Jahre“. Schmidt weiter: „Mischi war ein großer Sportler und ein wunderbarer Mensch, er war stets gut gelaunt“. Petre Ivănescu, Mischis früherer Vereinskamerad bei Dinamo Bukarest und in der rumänischen Nationalmannschaft, sagt, er sei „der beste unter uns gewesen, bescheiden und humorvoll“. Mischi oder die „Schwarze Katze“, wie ihn die deutsche Presse genannt hat, sei einer der größten Sportler aller Zeiten gewesen.
Der am 23. April 1936 in Lugosch geborene Redl war als Torwart einer der Garanten für den Gewinn der Weltmeistertitel 1961 in Deutschland und 1964 in der Tschechoslowakei. Die „Handballwoche“ meint in ihrer Ausgabe vom 14. März 1961, „die Säulen des rumänischen Sieges sind schnell gefunden: im Endspiel war es in erster Linie Torhüter Redl“. Im Finale in der Dortmunder Westfalenhalle gegen die Tschechoslowakei führt der 1,86 Meter große Mischi die rumänische Mannschaft als Kapitän nach zwei Verlängerungen mit 9:8 (7:7, 7:7, 4:4) zum Sieg gegen Schweden. Der Torhüter von Dinamo Bukarest wird nicht zufällig zum besten Torhüter des WM-Turniers 1961 gekürt. Diese Ehre war ihm schon 1959 bei der WM auf dem Großfeld in Österreich zuteil geworden, das Mischi mit der rumänischen Nationalmannschaft als Vizeweltmeister beendet hatte.
Zusammen mit der rumänischen Mannschaft verteidigt Mischi erfolgreich den in Dortmund errungenen Weltmeistertitel 1964 in der Tschechoslowakei. Ein Jahr darauf gewinnt er mit Dinamo den Europapokal der Landesmeister in Paris. 1967 ist Mischi bei der vierten Weltmeisterschaft dabei und gewinnt in Schweden Bronze.
Mischi wird 129mal in die rumänische Nationalmannschaft berufen. In der Landesmeisterschaft wird er 440 Spiele absolvieren: 154 auf dem Großfeld und 286 auf dem Kleinfeld. Insgesamt wird er elf Jahre lang für Rumänien spielen. 1970, nach Beendigung der aktiven Laufbahn, wird Mischi Trainer bei Dinamo.
Den Weg ins Handballtor hat er rein zufällig gefunden. 1950 beginnt er Fußball zu spielen. Zuerst als Feldspieler, dann als Torwart beim Arbeitersportklub Lugosch. 1953 spricht ihn jemand aus der Handballmannschaft von Constructorul an, der Torwart sei erkrankt. Mischi springt ein und macht ein hervorragendes Spiel. Und dieses Spiel soll ihn zum Handballer machen, zu einem der weltbesten. 1956 ist er schon in Bukarest bei Dinamo. Dort wird er eine fast sagenhafte Karriere absolvieren. Er wird zweimal den Landeswettbewerb (Vorläufer der Meisterschaft) auf dem Kleinfeld gewinnen und neunmal den Landesmeistertitel auf dem Kleinfeld. Dem steht ein einziger Landesmeistertitel auf dem Großfeld entgegen.
1982 kehrt sein Sohn Michael von einer Reise aus Deutschland nicht heim. Für Mischi und seine Frau beginnt ein langer Kampf um den Pass. 1987 bekommen sie die Ausreisegenehmigung. Mischi lässt sich in München nieder, und wird Trainer beim MTSV Schwabing, wo sein Sohn Michael das Tor hütet. Auch Hansi, sein Jüngster, wird bei Schwabing Torwart. Doch nach einem Jahr ist alles vorbei, denn die Schwabinger Mannschaft hat keinen Geldgeber mehr, die Spieler zerstreuen sich in alle Winde.
Mischi Redl wird am 31. August im bayerischen Tannenberg beigesetzt.