Zunächst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech hinzu. Diese Aussage von hohem Unterhaltungswert wird in Fußballerkreisen gern aufgerufen. Für die rumänische Fußballauswahl und ihren Auftritt im letzten Gruppenspiel bei der Europameisterschaft in Frankreich, gegen Albanien, passt sie ausgezeichnet: Ein grober Fehler von Torhüter Ciprian Tătăruşanu, ein fälschli-cherweise angezeigtes Abseits, ein Lattentreffer und die Verletzung von Stürmer Denis Alibec. Rumänien unterlag 0:1 und verpasste so auch den dritten Tabellenplatz, der unter Umständen doch noch ins Achtelfinale geführt hätte.
Rumänien bleibt mit unrühmlichen Zahlen in der Historie dieser EM: Ein einziger Punkt aus drei Partien, zwei Tore – beide von der Elfmetermarke erzielt – und die erste Niederlage gegen Albanien seit 68 Jahren. Dazu kommt nun auch eine Klage der UEFA wegen unsportlichen Verhaltens der Fans.
Wenn Medien und Fachwelt noch in den Partien der Rumänen gegen Frankreich und die Schweiz positive Aspekte erkennen konnten, ging die Truppe von Trainer Anghel Iordănescu im alles entscheidenden Spiel gegen Albanien buchstäblich unter. Nur in den ersten Spielminuten sah es danach aus, als könnte Rumänien gegen die Albaner gewinnen. Doch bald zeigte sich, dass die fünf Umstellungen im Team gegenüber der Partie gegen die Schweiz bestimmt nicht die Wende herbeiführen könnten. Măţel musste notgedrungen auf die linke Abwehrseite, nachdem Raţ und Steliano Filip verletzungsbedingt ausgefallen waren. Nicuşor Stanciu konnte keineswegs den an ihn gestellten hohen Erwartungen eines Spielführers gerecht werden. Im Angriff blieb Denis Alibec, die dritte Sturmspitze im dritten Spiel der Rumänen; genauso blass wie seine beiden Vorgänger, Andone und Keşeru.
In der zweiten Halbzeit brachte Iordănescu mit Lucian Sânmărtean den einzigen Kicker aus seinem Aufgebot, dem man Kreativität im Angriff zutraut. Hektik hatte sich jedoch im RFV-Team breitgemacht und auch die Zeit reichte nicht, um zu sehen, ob der Trainer den alternden Sânmărtean zu lang auf der Bank gelassen hat, oder ob auch er perfekt ins kraftlose Spiel seiner Mannschaft gepasst hätte. Der Trainer war also im Endeffekt bis zum Ausscheiden auf der Suche nach einer Startformation, nach einer Struktur und einem Spielsystem.
Die Enttäuschung über das frühe und klägliche Ausscheiden aus dem EM-Turnier der Mannschaft war im Karpatenland deutlich. Ein Fan soll über die Notrufnummer gar Todesdrohungen in Richtung Iordănescu vom Stapel gelassen haben. Unter diesen Voraussetzungen kam die RFV-Auswahl in der Nacht von Montag auf Dienstag in Bukarest an. In einer totalen Anonymität landeten die Rumänen in Bukarest. Sie waren in Frankreich nicht nur spielerisch unterlegen, sondern auch physisch und kämpferisch. So muss nicht nur Auswahlcoach Iordănescu infrage gestellt werden, sondern auch der Konditionstrainer und die medizinische Abteilung. Rumänien bleibt bei einem einzigen Sieg bei EM-Beteiligungen, konnte aus einer allgemein günstigen Konstellation kein Kapital schlagen und belegte den letzten Platz in der Gruppe A.