Werner Stöckl kommt in die Jahre. Am 28. Juni vollendet der ehemalige Weltklasse-Handballer sein 65. Lebensjahr. In Rente geht er jedoch erst zum Jahresende. Das Rentengesetz schreibt es so vor. Den Geburtstag hat er im engen Familienkreis in Griechenland gefeiert.
Etwas üppiger, als die Geburtstagsfeier ausgefallen ist, hat sich ein Handballer-Treffen gestaltet, das vor kurzem in Fundata in der Nähe der Törzburg in Siebenbürgen stattgefunden hat. Dort haben die damaligen Steaua-Spieler auf den Gewinn im Europapokal der Landesmeister vor 40 Jahren angestoßen. 1977 hat die Armee-Mannschaft das Europapokal-Finale der Meister in Sindelfingen gegen ZSKA Moskau 21:20 gewonnen.
An der Feier haben ferner teilgenommen die Spieler der Armee-Mannschaft, die 1968 zum ersten Mal den Pokal der Meister gewonnen hat. Dabei waren sieben Spieler des Siegerteams, darunter der Temeswarer Dieter Christenau. Er gehört zu der Mannschaft, die das Finale von 1968 gegen Dukla Prag gewonnen hat. Nicht nach Fundata gekommen ist aus der erfolgreichen Mannschaft von 1968 der Mercydorfer Josef Jakob. Auch Stöckl hat auf den vorerst letzten Erfolg von Steaua im Europapokal der Meister von 1977 in Fundata angestoßen.
Stöckl, Jahrgang 1952, erlernt das Handballspiel in seiner Geburtsstadt Reschitza. Vom Sportgymnasium wechselt der 1,90 Meter große Modellathlet 1969 zum Arbeitersportklub Reschitza in die zweite Liga. Ein halbes Jahr später geht er nach Bukarest, und 1970 ist er schon Meister mit Steaua.
Von nun an eilt er mit Steaua von Erfolg zu Erfolg. Weitere zehn Meistertitel sollen hinzukommen. Stöckl bestreitet sein erstes Länderspiel 1971. Den ersten internationalen Erfolg feiert er ein Jahr später bei den Olympischen Spielen in München mit dem Gewinn der Bronzemedaille. 1974 wird er in Ostberlin mit der rumänischen Nationalmannschaft als jüngster Spieler Weltmeister. Im Finale besiegt das rumänische Team die DDR mit 14:12. Bei den Olympischen Spielen in Montreal 1976 gewinnt Stöckl Silber, nachdem die rumänische Mannschaft der Sowjetunion 14:18 unterlegen ist.
1978 nimmt Werner Stöckl an einer zweiten WM teil, doch diesmal bleibt ihm eine Medaille versagt. Bis zum Abschied aus der Nationalmannschaft 1980 kurz vor den Olympischen Spielen in Moskau spielt Werner Stöckl 177-Mal für Rumänien. Der Abschied ist eng verbunden mit einem gegen ihn verhängten Ausreiseverbot.
1981 wechselt er mit seinen Mannschaftskollegen Gabriel Kicsid und Stefan Birtalan zu Carpati Mârsa, wo er bis 1984 spielt. Drei Jahre später siedelt er mit seiner Frau nach Deutschland um. Sein 1976 in Bukarest beendetes Sportstudium sichert ihm heute noch Arbeit. Werner Stöckl ist Sporttherapeut im Psychiatrischen Krankenhaus Wiesloch bei Heidelberg.
In Deutschland angekommen, lässt ihn der Handball noch immer nicht los. Simon Schobel vermittelt ihn zum TuS Hofweier, wo er in der Saison 1988/89 noch ein Jahr Bundesliga-Luft schnuppert. Danach spielt Stöckl ein halbes Jahr lang für den TV Rintheim, mit dem er in die Regionalliga absteigt, um ihn anschließend als Trainer zurück in die Zweite Bundesliga zu führen.