Es ist bereits Dezember und jeder scheint auf etwas zu warten: Erwachsene auf den Winterurlaub, Kinder auf den Weihnachtsmann und Skifahrer auf den Schnee. Auch wenn es insgesamt in Rumänien nur knappe 190 Skipistenkilometer gibt und nur rund 60 Pisten über einen Kilometer Länge haben, laut einer Studie von „Ziarul Financiar“ – also weniger als in so mancher Wintersportregion in Österreich, Frankreich oder Italien –, haben Liebhaber des Wintersports fast überall im Land zahlreiche kurze Möglichkeiten, ihr Hobby zu genießen.
Die Mutigsten waren vielleicht schon außerhalb der Pisten querfeldein im Fogarascher Gebirge, andere haben auf die Eröffnung der Skigebiete während der Mini-Ferien zum 1. Dezember gewartet. Tatsache ist, dass die Unterkünfte rund um die berühmtesten Skigebiete des Landes bis Ende Februar fast komplett ausgebucht sind. Es gibt aber noch viele andere Optionen, die je nach persönlichen Vorlieben attraktiv sein können.
Die berühmtesten Skigebiete…
… unseres Landes bleiben immer noch die Schulerau/Poiana Brașov und Sinaia. Deren Höhenlage erlaubt eine Nutzung fast die gesamte Saison über. Gleichzeitig bieten sie Pisten für jedermann, sei es für komplette Anfänger oder aber Extremsportler. Rund um diese Gebiete hat sich auch die beste Infrastruktur entwickelt: moderne Sessellifts, flinke Gondeln, sanierte Seilbahnen, moderne Hotels mit zahlreichen Spa-Varianten, unterschiedlichste Apres-Ski-Möglichkeiten, wo sich sowohl Familien entspannen als auch Partymenschen austoben können. Der Nachteil ist natürlich, dass diese Winterurlaubsorte überbucht und übervölkert sind. Nicht wenige Kronstädter bevorzugen beispielsweise in den Ferien das Ausland zum Skifahren. Die heimischen Pisten werden nur während der Woche, nicht selten am Vormittag vor Arbeitsbeginn oder aber kurz vor Pistenschließung, kurzzeitig befahren. Die Wartezeit an der Gondel in der Schulerau betrug vorige Saison während den Winterferien oftmals über anderthalb Stunden, was einem Skifahrer den Spaß komplett verderben kann. Es heißt ja nicht „Skistehen“… Der Vorteil ist aber, dass man hier für alle Niveaus eine passende Piste findet.
Im Prahova-Tal bietet Sinaia, das am höchsten gelegene Skigebiet Rumäniens, die längste Schneegarantie. Auf knapp 2000 Metern über den Meeresspiegel kann man bis in den Frühling auf Schnee zählen. Auch hier zeigen sich aber bald die Nachteile der Übervölkerung und der längeren Warteschlangen an den Sesselliften. Und wer da oben etwas essen möchte, muss sich drängen lernen, denn Möglichkeiten gibt es wenige.
Ganz anders aber in den anliegenden Skiorten Azuga und Predeal: Dort sind die Pisten wesentlich kürzer, bieten aber zahlreiche Verschnaufmöglichkeiten. Auch wenn sie eher von Schülern während der Winterausflüge oder von Skischulen befahren werden, kann man in diesen beiden Skigebieten angenehm gleiten, unabhängig vom Fahrkönnen.
Der neue Trend…
….geht eher in Richtung Rânca (Gorj) und Straja (Hunedoara) sowie Transalpina (Vâlcea) – drei Skigebiete, die in den letzten 20 Jahren eröffnet wurden und sich sehr stark entwickelt haben. Die Pisten sind teilweise kilometerlang, die Anlagen wurden mit EU-Geldern erneuert und die Werbung zieht Tausende Touristen an, sowohl im Winter als auch im Sommer. Leider wurden aber diese Skigebiete eher chaotisch oder fast unkoordiniert entwickelt, denn es fehlt oftmals sogar die grundlegende Infrastruktur, bei-spielsweise ausreichend Parkplätze: In der Hochsaison muss man am Straßenrand parken und Hunderte Meter zu Fuß bis zu den Sesselliften gehen. Auch die Gasthäuser scheinen einfach ins Grüne gepflanzt zu sein, ohne ein einheitliches räumliches oder architektonisches Konzept. Und die Dienstleistungen sind teilweise verbesserungswürdig... zumindest im Vergleich zu Österreich, Italien oder Frankreich, wo alle Leistungen „aus einer Hand“ zu haben sind und ein Skigebiet eine Art „komplettes Ganzes“ zu sein scheint. Trotzdem kann man auch hier Spaß finden, sei es auf Baby-Lifts, auf den normalen Pisten, beim Skifahren nach Sonnenuntergang oder sogar im Tiefschnee außerhalb der Piste.
Skigebiete für Anfänger…
...kommen für Familien mit Vor- oder Grundschulkindern in Frage. Diesbezüglich gibt es landesweit eine große Auswahl, denn fast jeder Landeskreis hat eine kurze Skipiste, auf der die Kleinen Skifahren lernen können. Dies gilt für die Pisten in Toplița und Mădăraș, Kreis Harghita, sowie für Băișoara bei Klausenburg/Cluj-Napoca oder auch in Arieșeni, Kreis Alba. Dort bieten 500 bis rund 1500 Meter lange Abfahrten die beste Gelegenheit für Anfänger, den Sport auf den Brettern zu genießen, ohne den Stress eines unbekannten oder viel zu entfernten Pistenendes.
Eine der besten Skipisten für Anfänger und leicht Fortgeschrittene ist wahrscheinlich Arena Platoș auf der Hohen Rinne/Păltiniș bei Hermannstadt/Sibiu. Die österreichische Investition ist selbsterklärend: Im Vergleich zu anderen Entwicklungen bietet das Skiegebiet seit Jahren schon moderne Skilifte, die richtige Freizeit-Infrastruktur und Unterkünfte in der Nähe der Schipiste, ohne die Skifahrer jedoch zu bedrängen, sowie eine Nachtskianlage, die für Spaß auch nach dem normalem Pistenschluss sorgt. Wer es etwas steiler möchte, kann noch einige Kilometer bergaufwärts ins „alte“ Skigebiet fahren, wo die Anlagen zwar nicht so gut aussehen, dafür aber die Pisten eine höhere Geschwindigkeit erlauben.
Auch in Vatra Dornei könnte man entspannt ein verlängertes Wochenende verbringen, diesmal aber nicht unbedingt auf Skiern, denn die Pisten sind nicht allzu lang, sondern eher, um die neulich sanierte Schlittenpiste auszuprobieren. Im letzten Jahr vor der Pandemie wurden hier sogar die Weltmeisterschaften im Schlittenfahren organisiert.
Das Skigebiet Șureanu im Kreis Alba scheint mit dem Motto„ein verborgenes Paradies“ der Realität tatsächlich nahe zu kommen: Bis vor wenigen Jahren fast unbekannt, hat sich die Region derzeit sehr stark entwickelt und bietet Skispaß für alle.
Und wer seinen Urlaub im Norden des Landes verbringt, kann entspannt einen Tag lang auf der sanierten Skipiste von Cârlibaba (Suceava) heruntergleiten. Zwar sind die Unterkunftsmöglichkeiten dort nicht so zahlreich, dafür gibt es aber auch weniger Volk auf den Pisten.
Geheimtipps…
...gibt es natürlich auch. Sogar erfahrene Skifahrer scheinen einige Skigebiete vergessen zu haben. So können sich Wintersportfans beispielsweise am Muntele Mic, Kreis Caraș-Severin, während der gesamten Wintersaison am Schnee erfreuen, denn das dortige Mikroklima sorgt für Langzeitschnee. Trotz der eher kurzen Pisten können hier auch Extremsportler ihr Können auf die Probe stellen, und zwar beim Heli-Ski: Rein in den Hubschrauber und rauf auf den Gipfel! Das einmalige Erlebnis ist aber nicht billig: ein verlängertes Wochenende kann bis zu 2000 Euro pro Person kosten.
Die älteren Skigebiete in Borșa oder Baia Sprie, beide im Kreis Maramuresch sind zwar nicht die größten im Land, bieten aber teilweise beeindruckende Pisten. Des Öfteren finden dort die Nationalmeisterschaften und manchmal sogar internationale Meisterschaften statt. Schade nur, dass die Anreise für die meisten so lang ist...
Fazit
Auch wenn sich erfahrene Skifahrer darum drängen, den Winterurlaub in Bansko (Bulgarien), im österreichischen Tirol oder in den Dolomiten zu verbringen, heißt das nicht, dass man in Rumänien nicht vergnüglich Skifahren kann. Ganz im Gegenteil: Jedes Jahr werden neue Pisten eröffnet und neue Anlagen gebaut, um den Wintersportfans ein immer besseres Erlebnis zu bieten. Für einen Wochenurlaub ist natürlich ein größeres Skigebiet angefragt, jedoch für ein verlängertes Wochenende oder um den Kleinen das Skifahren beizubringen, muss man gar nicht so weit fahren, denn fast überall in den Karpaten gibt es Skigebiete, die ihren Gästen sowohl auf den als auch abseits der Pisten entsprechenden Spaß bieten.