„Banat Brunch“ und „Frühstück in Margina“

Tourismus geht durch den Magen – Region durch traditionelle Küche gefördert

Banat Brunch: Ab diesem Sommer sollen Dorfgemeinschaften in den westrumänischen Kreisen Temesch, Arad und Karasch-Severin ihre Gäste mit traditionellen Gerichten empfangen. Foto: Banat Brunch

Lokalproduzenten aus der Gegend der Gemeinde Margina können ab nun ihre Produkte unter dem Markennamen „Mic dejun la Margina“ vermarkten. Fotos (3): Mic dejun la Margina/ Centrul Turistic Margina

In der Peșă-Waldlichtung können Touristen ein Picknick halten.

Nicht nur kulinarische Produkte, auch Seife oder Lavendelwasser werden unter diesem Markennamen verkauft.

Eine Reise durch das Banat, ein Frühstück oder ein Brunch mit traditionellen Gerichten, die von Dorfbewohnern zubereitet wurden, zu organisieren, dabei die Dörfer und Gemeinschaften näher kennenlernen und den Gästen sogar anbieten, an Workshops für traditionelles Handwerk teilzunehmen – das alles nimmt sich der Verein für Tourismusförderung und Entwicklung des Verwaltungskreises Temesch/Timiș (APDT) vor. Gleich mehrere Programme wurden in dieser Hinsicht bereits ins Leben gerufen. Zahlreiche Touristen nahmen die Einladung entgegen.


Das neue Programm „Banat Brunch“ wurde vor Kurzem in Temeswar/Timișoara vorgestellt. Gleich sechs Dörfer in Westrumänien, Kreis Temesch, als auch in den Verwaltungskreisen Karasch-Severin/Caraș-Severin und Arad, sollen in diesem Jahr eine solche kulinarische Reise organisieren.


„Brunch“ ist der englische Begriff für die Mischung von Frühstück und Mittagessen. Auch wenn der Name verenglischt worden ist, sollen die Gerichte typisch und traditionell rumänisch sein, sagen die Tourismusförderer. „Dies ist ein Event über das Zusammensein und das zusammen Essen. Touristen sollen das Dorfleben, die Tradition und das Essen aus der Gegend näher kennenlernen“, betont Delia Barbu, die Vorsitzende des Temescher Vereins für Tourismusförderung bei der Vorstellung des Projekts im Mehrzweckraum der Temeswarer Theresien-Bastei.


Die erste Veranstaltung wird am 1. und 2. Juni in Sat B˛trân, das zur Gemeinde Armönisch/Armeniș gehört, im Verwaltungskreis Karasch-Severin ausgetragen. Die Gemeinde beherbergt seit mehreren Jahren das europaweit größte Auswilderungsprojekt von Wisenten. Den Tieren stehen 160 Hektar zur freien Bewegung zur Verfügung. Hier werden auch geführte Touren zum Besuch und Kennenlernen dieser vor Jahrhunderten in allen Wäldern und Sümpfen Europas in freier Wildbahn lebenden Tiere veranstaltet. Allein für den Banat-Brunch in Buzad (Gemeinde Bogda), im Verwaltungskreis Temesch steht noch das genaue Datum fest. Er soll während des Electroruga-Festivals am 1. September stattfinden. Im Juli soll der Brunch auch nach Margina, im August nach Criciova/Poieni (Gemeinde Pietroasa) und nach Stanciova in der Nähe der Kleinstadt Rekasch/Recaș, sowie im Oktober nach Sarand/Zarand (Kreis Arad) einladen.


Die genauen Daten werden jeweils 30 Tage vor dem Event auf den sozialen Netzwerken angekündigt. Auch ein Teil der Gerichte, die zu diesem Anlass verzehrt werden können, werden auf der Facebook-Seite des Events hochgeladen. Etwa 15 hausgemachte Spezialitäten werden die Tische decken – kalte und warme Gerichte, Kuchen, traditionelle Getränke, Obstsirupe usw. werden dabei angeboten. Interessenten müssen ihre Tickets im Vorhinein auf der Webseite www.eat-local.ro erwerben. Eine Karte wird ungefähr 100 Lei (ohne Fahrt) kosten. Etwa 80 Prozent der Summe geht an die lokale Gemeinschaft.


Das Banat-Brunch-Projekt bietet mehrere Vorteile für Touristen. Sie können lokale Spezialitäten kennenlernen, die Dörfer besichtigen und sich Geschichten anhören sowie an verschiedenen Workshops teilnehmen. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative des APDT und des Vereins „My Transilvania“ aus Hermannstadt/Sibiu, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen vor Ort. In Siebenbürgen, aber auch in Oltenien und Muntenien werden bereits solche Brunch-Ereignisse organisiert. Details dazu kann man von der Webseite des Hermannstädter Vereins mytransylvania.ro abrufen. Zunächst sollen die Führungen durch die Dorfgemeinschaften in rumänischer Sprache organisiert werden. Führungen in englischer, deutscher und ungarischer Sprache seien jedoch auf Anfrage möglich, so die Projektinitiatoren.


„Letztes Jahr wurde innerhalb des ´La Pas/Slowing Down`-Projektes des Kulturhauptstadtvereins TM2021 in Zusammenarbeit mit dem CRIES-Verein und Ressourcenzentrum der Wettbewerb ´Gustul ca patrimoniu´ (Geschmack als Kulturerbe) organisiert. Die besten Banater Kochrezepte wurden dabei ausgezeichnet. Dadurch haben wir bemerkt, dass das Interesse an der Beziehung Lebensmittel - Kultur sehr hoch ist. Durch den Banat-Brunch wolle man genau diesen Zugang zur Gemeinschaft herstellen, erklärt Delia Barbu. 
Das Projekt könnte auch der erste Schritt zu weiteren ähnlichen Projekten sein, ergänzt Cristian Cismaru seitens des Hermannstädter Vereins „My Transilvania“. „Die Besucher können auch nach dem Brunch mit diesen Gemeinschaften im Kontakt bleiben und von ihnen Lebensmittel erwerben. Wie wäre es, wenn sie vor einem Ausflug in der Gegend bei einem Lokalproduzenten vorbeischauen und sich das Paket für die Mittagspause von dort holen, anstatt sich eine Jause im Supermarkt zu kaufen? Das Projekt nimmt sich vor allem auch vor, jungen Leuten und Kindern zu helfen, sich ihre ungesunden Fast-Food-Angewohnheiten abzugewöhnen“, schließt Cismaru.


Frühstück in Margina


Den regionalen Tourismus durch traditionelle Küche zu fördern ist keine Neuigkeit für das Banat. Bereits seit zwei Jahren werden Touristen zum „Frühstück in Margina“ und einer „dörflichen Erfahrung“ in der Gegend eingeladen. Das Projekt „Mic dejun la Margina“ (Frühstück in Margina) ist ebenfalls eine Initiative des Vereins für Tourismusförderung und Entwicklung des Verwaltungskreises Temesch (APDT) und steht unter der Schirmherrschaft des Temescher Kreisrates. Über 2000 Touristen aus dem In- und Ausland nahmen die Einladung bisher entgegen.


„Frühstück in Margina“ ist als Tagesausflug mit zahlreichen Freizeitangeboten gedacht: Touristen können nach dem köstlichen Frühstück mit einer von Pferden gezogenen Kutsche oder mit dem Fahrrad die Gegend erkunden, dabei das Dorfmuseum in Sintești besichtigen oder ein Picknick auf der Peșă-Waldlichtung am Dorfrand von Zorani halten. Reisende können u.a. auch Holzkirchen und traditionelle Häuser besuchen, sich mit den Dorfeinwohnern unterhalten und das Mittagsessen in einer Schäferei einnehmen. Seit Beginn des Jahres haben etwa 800 Touristen die Gegend besucht, allein im April kamen über 400 Leute nach Margina. Details zu den Frühstücken, Produkten und Aktivitäten vor Ort kann man auf der Webseite www.discovertimis.com oder im Infozentrum in Margina bekommen. 
Die Fahrten mit der Kutsche kosten etwa 20 Lei pro Person. Wer einen solchen Ausflug unternehmen will, muss sich über die E-Mail-Adresse infocentrumargina@yahoo.com oder telefonisch unter 0723124952 (Kontaktperson: Damaris Sivu, Tourismusführerin und Vertreterin des Infozentrums) im Vorhinein anmelden.


Die Einwohner rund um die Gemeinde im Verwaltungskreis Temesch, die u.a. Schnaps, Käse, Brot, Honig und Kuchen herstellen, können nun ihre Produkte unter dem Markennamen „Mic dejun la Margina“ vermarkten, denn der Name wurde vor Kurzem zur offiziellen Marke der kleinen Produzenten aus der Gegend. Alles, was sie dafür tun müssen, ist, eng mit der Leitung des Infozentrums in Margina zusammenzuarbeiten. Bisher profitieren von dieser Möglichkeit sechs solche Produzenten.


Die Tourismusinitiative „Mic dejun la Margina“ ist jedoch nur als Tagesausflug gedacht, denn Unterkunftsmöglichkeiten gibt es nur wenige vor Ort. Jedoch hoffen die Vertreter des Kreisrats durch ihre Initiativen Investoren zu überzeugen, in der Gegend Gaststätten und Pensionen zu errichten. Bis das geschieht, nimmt sich der Temescher Kreisrat zunächst vor, das Haus des rumänischen Astronauten Dumitru Prunariu für Touristen einzurichten. Dumitru Prunariu ist der erste und bisher einzige Rumäne, der ins Weltall geflogen ist – am 14. Mai 1981 mit der Crew Sojus 40. Obwohl in Siebenbürgen geboren, hat der ehemalige Pilot seine Wurzeln im Banat. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte er in der Nähe der Kleinstadt Fatschet/Făget, im Temescher Dorf Groși, das zur Gemeinde Margina gehört, von wo sein Vater stammt. Das Haus im Dorf Groși soll auch eine Sternwarte im Hof beherbergen.