Heutzutage kann man mit nur 9 Euro von Bukarest nach Berlin fliegen. Die Welt wird immer kleiner und die vielen günstigen Angebote führen dazu, dass man die meisten Urlaube und sogar manche Wochenenden im Ausland verbringt. Zum Skifahren fährt man nach Österreich, ans Meer nach Griechenland oder Bulgarien. Dabei vergisst man, dass sich im eigenen Land wunderschöne Orte befinden, manche davon noch relativ unbekannt. Anfang März fangen viele an, ihren Sommerurlaub zu planen. Warum nicht in Rumänien? Es folgt eine kleine Auswahl von Orten, wo man im Sommer 2019 Aktivurlaub machen kann: fischen, reiten, wandern, Boot fahren, paddeln. Und auch wunderbar übernachten und essen. Man könnte sich vornehmen, wenigstens zwei neue Orte pro Jahr im eigenen Land zu entdecken.
Wandern und Mountainbike-Fahren im Doftana-Tal
Der Kreis Prahova ist besonders dank der beliebten Bergkurorte Sinaia und Bușteni am Fuße des Bucegi-Gebirges bekannt. Doch manche Touristen beginnen, diese Ortschaften zu meiden. Der Stau auf der Nationalstraße DN1, die immer höheren Preise, die umgekehrt proportional zur Qualität stehen, und die Tatsache, dass man sich dort wegen des Lärms nicht mehr erholen kann, führen dazu, dass man andere Varianten für den Wochenend-Ausflug oder den Urlaub sucht. Nicht weit entfernt vom Prahova-Tal, in der Nähe von Câmpina, befindet sich das noch unterschätzte Doftana-Tal (Valea Doftanei). Wer noch nicht dort war, sollte es unbedigt in diesem Jahr kennenlernen. Die Lage ist wunderschön und man kann viel unternehmen: im Paltinu-Stausee schwimmen oder Boot fahren, die Doftana-Klamm und das Naturreservat Glodeasa mit 200-jährigen Tannen besuchen. Begeisterte Bergsteiger können im nahegelegenen Baiului-Gebirge wandern. Etwa bis auf den Neamțu-Gipfel (1923 Meter) oder den Gipfel Gagu Mare (1660 Meter). Über den Cazacu-Gipfel (1753 Meter) kommt man in sechs bis acht Stunden bis nach Azuga. Im Doftana-Tal wird auch besonderes guter Käse hergestellt, dessen Rezept geheim bleibt. Anfang September wird sogar ein Käse-Festival organisiert. Wohnen kann man in einer der vielen Pensionen in der Gegend. Die schönste davon ist Atra Doftana, Gewinnerin mehrerer Architekturwettbewerbe, die sich am Ufer des türkisfarbenen Paltinu-Sees befindet. Gourmet-Essen, Mountainbike-Touren und Lagerfeuer - das alles wird hier angeboten. Oder man kann einfach im Liegestuhl faulenzen und die wunderschöne Aussicht genießen.
Auf einem Baum wohnen in Predeal
Predeal ist zwar kein Geheimtipp, sondern einer der populärsten Bergkurorte Rumäniens, jedoch wissen wenige Leute, dass man dort ein ganz besonderes Wochenende verbringen kann. Fast jeder von uns hat als Kind davon geträumt, einmal in einem Baumhaus zu schlafen, wie in amerikanischen Filmen. Doch es ist nie zu spät, sich einen Kindheitstraum zu verwirklichen. In Predeal befindet sich seit einigen Jahren ein kleines Paradies: Auf mehreren Bäumen sind Holzhäuschen angebracht, die von Laub bedeckt sind und in denen man übernachten kann. Drinnen gibt es elegante Zimmer mit Whirlpool oder Retro-Gusseisen-Badewanne. Die Gäste können auch Essen bestellen, das aus einem Restaurant in Predeal angeliefert wird. „Complex Harmonie“ besteht aus fünf Holzvillen, drei Baumhäusern und einem Observatorium, wo man nachts Sterne beobachten kann und während des Tages eine schöne Aussicht auf die Berge genießt.
„Bio“ essen in Colibița
„Das Meer in den Bergen“ – so wird Colibița, 50 Kilometer entfernt von Bistritz/Bistrița, in den Medien genannt. Die Ortschaft mit der reinsten Luft Rumäniens, die auf 830 Metern Höhe liegt, ist seit ein paar Jahren ein beliebtes Urlaubsziel. So beliebt, dass man schon im April seine Unterkunft buchen muss, falls man im Juli oder August ein paar Tage dort verbringen will. Trotzdem scheint der ehemalige Kurort nie überlaufen zu sein. Das liegt vielleicht daran, dass die Pensionen weit entfernt voneinander liegen. Nicht nur der hohe Ozongehalt der Luft und die märchenhafte Schönheit des Sees ziehen Touristen wie ein Magnet an. Es sind auch die vielen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, die sich hier bieten: ein Picknick am See, eine Wanderung in den Bergen, Bootfahren, Mountainbiken, Segeln, Fischen - man langweilt sich auf keinen Fall.
Die Inhaber der Pensionen und Hütten am Rande des Sees oder auf den vielen Hügeln, die diesen umgeben, sind besonders gastfreundlich und offen. Ihre Gäste werden mit einem Glas scharfer Palinca willkommen geheißen, mit dem Geländewagen abgeholt, falls sie der Regen auf einer Wanderung überrascht und bezüglich ihrer Freizeitgestaltung bestens beraten. Die Wirte sind stolz auf ihr kleines Paradies mitten in den Bergen und wünschen sich, dass alle, die jemals hier waren, auf jeden Fall zurückkehren wollen. Wenn man in Colibița eine Übernachtung sucht, hat man die Wahl zwischen Pensionen am Rande des Sees, die alle einen Steg haben, oder einer Unterkunft auf dem Hügel an der Straße. Beide Varianten lohnen sich. Falls man direkt am See wohnt, hat man den Vorteil, dass man an warmen Sommervormittagen nach dem Frühstück gleich ins Wasser springen kann. Diejenigen, die nicht am See wohnen, gehen gerne zu „Fishermans“. Das ist der größte Freizeitkomplex am See, wo auch Touristen willkommen sind, die nicht dort wohnen. Hier findet man künstliche Strände mit Sonnen- und Liegestühlen. Da die Auswahl an Restaurants in der Gegend eher klein ist, ziehen es die meisten Touristen vor, in der Pension zu essen, wo sie auch übernachten. Überall gibt es frische Produkte, nichts stammt aus dem Großhandel - von den Eiern oder der Milch am Frühstücksbuffet bis zu den Tomaten im Salat zum Abendessen. In manchen Pensionen ist sogar das Brot selbstgemacht und man kann Tee aus Kräutern trinken, die in der Gegend gepflückt wurden.
Wilde Pfingstrosen in Enisala bewundern
Nur drei Autostunden von Bukarest entfernt befindet sich Enisala, die einzige mittelalterliche Festung in der historischen Region Dobrudscha, die bis heute erhalten geblieben ist. In unmittelbarer Nähe kann man im „Enisala Safari Village“ übernachten und essen. Die Anlage liegt nahe am Donaudelta und nicht weit entfernt von einem Reservat, wo im Frühjahr wilde Pfingstrosen blühen. Der Ort eignet sich perfekt für einen Mini-Urlaub von zwei bis drei Tagen, am besten mehrmals im Jahr. Bis Tulcea sind es 40 Kilometer, der wilde Strand von Vadu ist eine Autostunde entfernt und bis zur Ibida-Burg braucht man etwa eine halbe Stunde. Übernachten kann man in weißen Häuschen mit Schilfdächern und blauen Fensterläden. Die Inhaber der Pension organisieren für ihre Gäste Ausflüge ins Donaudelta, Bootsfahrten auf dem Razim-See und Wanderungen zur Enisala-Festung oder zum Wildpfingstrosen-Reservat. In einem Umkreis von vier Kilometern befinden sich die Donauklöster der Dobrudscha. Auch wenn die Zeit der Pfingstrosen vorbei ist, kann es dort sehr schön sein. Im Herbst bedeckt ein goldener Blätterteppich den Boden und mit einer köstlichen Fischsuppe kann man die Kälte aus dem Körper vertreiben.