Klöster und Höhlen gibt es in Rumänien viele. Das Gebiet, in dem sich besonders beeindruckende Höhlen befinden, liegt zweifelsohne in den Westkarpaten/Munţii Apuseni, während der Norden des Landes für seine Klöster, genauer gesagt die Bukowina, im In- und Ausland bekannt ist. Diese Regionen liegen zu weit entfernt von der rumänischen Hauptstadt, um beide kombiniert als Tagesausflug anzugehen. Es sei denn, man besucht die Ialomiţa Höhle und das gleichnamige Kloster, welches sicherlich einen bleibenden Eindruck bei Erstbesuchern hinterlässt und bestimmt weiterempfohlen werden kann.
Die Höhle mit dem Kloster am Eingang liegt am rechten Hang der Ialomi]a Klamm, die zum Bucegi Gebirge gehört. Erreichbar ist sie mit dem Pkw von Bukarest kommend über zwei Varianten. Entweder fährt man über die Nationalstraße 71 in Richtung Târgovişte mit Weiterfahrt bis nach Moroeni, von wo aus eine Straße in das Ialomiţa-Tal abbiegt. Für Genießer von Berglandschaften empfiehlt es sich, die Route über die Nationalstraße 1 zu wählen. Im bekannten Ort Sinaia biegt man links auf die aus Târgovişte kommende Nationalstraße 71 ab. Nach ca. 15 Kilometer zweigt rechts eine asphaltierte und serpentinenreiche Straße ab, die über den Dichiu Sattel (1700 Meter) wieder bergab in das Ialomiţa-Tal führt.
Unten angekommen, kann man, wenn genügend Zeit vorhanden ist, links zur nahe gelegenen, schönen Z²noaga Klamm abbiegen. Biegt man jedoch rechts ab, überrascht einen die riesige Staumauer des Bolboci Sees, der als Wasserspeicher genutzt wird. Die Straße schlängelt sich am zackigen Ufer entlang, von der man linker Hand den großen See im Sonnenschein glitzern sieht und rechter Hand den dichten Nadelwald bewundert, durch den im weiteren Verlauf die neu asphaltierte Straße führt. Bald darauf gelangt man auf eine weite Lichtung, die Poiana Padina, die vornehmlich bei Jugendlichen und jung Gebliebenen bekannt ist, durch das jährlich im Sommer stattfindende Padina Fest. Das mehrtägige Fest bietet den Gästen verschiedene sportliche Veranstaltungen und Livemusik an.
Tor zu einer anderen Welt
Folgt man dem Weg, gelangt man in kurzer Zeit erneut durch einen dichten Nadelwald fahrend zum Kloster Ialomiţa. Es ist eigentlich ein Klosterkomplex aus neueren Zeiten, in dessem Garten ein angelegter See und ein größeres Gebäude für Mönche und Personal errichtet wurde. Um zum eigentlichen Kloster zu gelangen, folgt man dem Wegweiser zuerst treppenabwärts, dann überquert man einen tosenden Bach, der sich durch zerklüftete Felsen zwingt, und steigt gemächlich auf der anderen Seite des Baches über den breiten Fußweg zum Kloster hinauf.
Die Bergkulisse vor dem Klostereingang ist schon beeindruckend, tritt man aber durch das Tor, so wird man von dem sich bietenden Bild überwältigt: Es ist das kleine Kirchlein, welches überraschend auf einmal vor einem steht. Dann die Enge des Innenhofes: Zur Hälfte liegt er unter der großen Höhlenöffnung, in dessen Mittelpunkt das schöne Kloster mit dem Schindeldach Platz gefunden hat. Es erweckt den Anschein, als ob es dort Schutz suche. Wenn man sich die Erzählungen eines Mönches anhört, wird man vom Gegenteil belehrt. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde dort eine Holzkirche errichtet, die von Einsiedlerklausen umgeben war. Diese brannte 1818 ab und wurde später wieder aufgebaut. Auch Steinschläge beschädigten die Kirche im Laufe der Zeit und 1961 fiel sie dann erneut einem Brand zum Opfer. Die Schäden konnten in kurzer Zeit behoben werden. 1994 begann man mit der Errichtung einer neuen Kirche, die 1996 geweiht wurde. Wie schon erwähnt, befindet sich der Eingang zur Ialomiţa-Höhle genau im Anschluss an den Innenhof.
Steile Holzleitern und ein Felsenaltar
Die Höhle wurde im 13. Jh. entdeckt und hat eine Länge von 480 Metern, davon sind 400 Meter den Besuchern zugängig. Die Tropfsteinhöhle fasziniert nicht unbedingt durch die vielen Stalagmiten und Stalaktiten, die in dunkelbrauner oder grauer Farbe in der Höhlenbeleuchtung zu sehen sind und eher „abgenutzt“ erscheinen. Vielmehr sind die engen und steilen Verbindungen von einem zum anderen Saal beeindruckend. Entweder muß man gebückt oder auf steilen Holzleitern ins Höhleninnere.
Es besteht kaum Platz für entgegenkommende Besucher. Die fünf oder sechs Säle sind unterschiedlich groß, im größten wurden Knochen und ganze Skelette des einstigen Höhlenbären gefunden. Zur Überraschung des Besuchers zählt auch das Bächlein, welches durch den hinteren Teil der Höhle fließt und dann plötzlich verschwindet. Das Ende der Höhle bildet der sogenannte Altar, eine tischähnliche Nische, in die ein steinernes Kreuz gelegt wurde. Ringsherum sieht man Heiligenbildchen, Anhänger in Kreuzform und Kerzen. In das glasklare Bächlein, welches vorbeirinnt, wurden viele Münzen hineingeworfen. Man erkennt die spirituelle Wirkung, den dieser Ort bei vielen Besuchern hinterlässt. Die Höhle verläuft weiter als enger Spalt, der keinen ausreichenden Platz mehr für Weitererkundungen bietet.
Aufstieg mit der Seilbahn
Als weitere Variante, dem Kloster und der Höhle einen Besuch abzustatten, wäre die Wahl einer gemütlichen Fahrt mit der Gondelbahn, von einem Tal ins andere quasi. Leider gibt es keine direkte Drahtseilbahn-Verbindung von Sinaia in das Ialomi]a-Tal. Von Buşteni steigt man in die Gondel, die einen zur Babele-Hütte (2206 Meter) bringt. Oben angekommen, können die bekannten Steinformationen Babele und Sfinx aus nächster Nähe gesehen werden. Danach fährt man mit der Peştera-Gondelbahn bergab in das Ialomiţa-Tal. Von hier aus erreichet man das Kloster und die Höhle in höchstens zehn Gehminuten.
Die Temperatur in der Höhle ist über das ganze Jahr hinweg konstant. Meistens liegt sie zwischen fünf und zehn Grad. Den Besuchern wird empfohlen, warme Bekleidung mitzunehmen und rutschfestes Schuhwerk zu tragen. Der Ausflug kann zu jeder Jahreszeit in Angriff genommen werden.