Zwei Touristinnen verabschieden sich lächelnd von der jungen Frau am Schalter, als ich Temeswars offiziellen Souvenirladen betrete. Sie strahlen, denn sie haben eine Ansichtskarte dort hinterlassen – damit diese mit einem offiziellen Timișoara-Stempel auf der Briefmarke Richtung Asien „flattert“. Die Mitarbeiter der „Timișoara Souvenir Station“ haben sich für dieses Jahr eine besondere Kampagne ausgedacht. Unter dem Motto „Wann hast du zuletzt eine Postkarte an eine geliebte Person verschickt?“ können Touristen ihre Liebesnachrichten für den Valentinstag und den rumänischen Tag der Liebenden in Form von Ansichtskarten aus Temeswar verschicken. Die Kampagne läuft bis „Dragobete“ am 24. Februar.
Seit November letzten Jahres bereichert die „Timișoara Souvenir Station“ das Stadtbild der westlichen Metropole Rumäniens. Gelegen in der Alba-Iulia-Straße Nr. 2, direkt neben dem Touristeninformationszentrum, bietet der Laden mehr als nur typische Reiseandenken. Hier treffen traditionelle Handwerkskunst, moderne Designs und nostalgische Elemente aufeinander, um Besucher und Einheimische gleicher-maßen zu begeistern. Auch Bücher sind erhältlich, u.a. auch in deutscher Sprache. Für Touristen ist der Souvenirladen neben dem Deutschen Staatstheater der Anhaltspunkt schlechthin, wenn es darum geht, etwas Schönes für die Familie und Freunde zu Hause zu erwerben.
Ein Marktplatz für lokale Kunst und Kultur
Die „Souvenir Station“ hebt sich von herkömmlichen Geschenk- und Andenkenläden ab, indem sie bewusst auf Massenware aus Fernost verzichtet. In derselben Straße, nur wenige Schritte weiter, allerdings auf der entgegengesetzten Straßenseite, gibt es einen anderen Souvenirladen, der zahlreiche „made in China“-Produkte zum Verkauf anbietet – ein riesiger Unterschied zur Qualität der Produkte, die die „Souvenirsta-tion“ zum Verkauf stellt. „Die meisten unserer Produkte stammen direkt aus Temeswar oder Rumänien. Unsere Magnete, T-Shirts, Schmuckstücke und Keramiken werden von lokalen Künstlern und Kunsthandwerkern gefertigt“, betont Ludovic Satmari, Manager der „Souvenir Station“, der auch als Stadtführer in Temeswar unterwegs ist.
Besonders hervorzuheben ist die breite Auswahl an Postkarten und handgefertigten Grußkarten, die nicht nur die Stadt und ihre Architektur widerspiegeln, sondern auch künstlerische Motive und lustige Botschaften zeigen. Die „Souvenir Station“ lädt also ihre Besucher dazu ein, vor Ort eine Karte auszusuchen, zu beschriften und direkt im Laden abzuschicken. „Wir bieten nicht nur die Karten, sondern auch die passenden Briefmarken an und übernehmen den Versand – eine kleine Geste, die in der digitalen Welt immer seltener wird“, sagt Ludovic Satmari. Er ergänzt: „Es gibt nichts Schöneres, als handgeschriebene Worte von einem geliebten Menschen zu erhalten. Unsere Kunden sind begeistert von dieser Idee, und wir sehen oft, wie sie mit viel Liebe und Bedacht ihre Karten füllen.“ Postkarten können auch nach dem Ablauf der Kampagne in der „Souvenir Station“ erworben und versandt werden – in einer Welt, in der nur noch Rechnungen und Werbeflugblätter die Postkästen füllen, ist eine Postkarte gewiss eine angenehme Überraschung.
Ein zweites Touristeninformationszentrum
Neben dem Verkauf von Souvenirs hat sich die „Timișoara Souvenir Station“ zu einem inoffiziellen Informationszentrum entwickelt. „Unsere Öffnungszeiten sind länger als die des offiziellen Touristeninformationsbüros, daher kommen oft Besucher zu uns, um sich über die Stadt, Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen zu erkundigen“, erklärt Ludovic Satmari, der Touristen in Sachen „Stadterkundung“ exzellent beraten kann.
Besonders beliebt sind die geführten Stadtspaziergänge, die von lokalen Guides angeboten werden. Ob eine Tour zur rumänischen Revolution von 1989, ein Rundgang durch die deutsche, ungarische oder jüdische Kulturgeschichte der Stadt oder thematische Touren zu Gastronomie, Jugendstil-Architektur oder kuriosen Bauwerken – die Vielfalt ist beachtlich. „Wir hatten Führungen mit bis zu 90 Teilnehmern. Viele buchen gleich die nächste Tour, weil sie immer wieder Neues entdecken wollen“, so Ludovic Satmari. Nach Frühlingseintritt werden an den Wochenenden die sogenannten „Stadtrundgänge für Temeswarer“ wieder aufgenommen. Diese sind kostenlos, eine vorherige Anmeldung ist allerdings erforderlich. Eine interessante Tour, die Touristen buchen können, ist außerdem die „Instagrammable Tour von Temeswar“. Diese Tour, entwickelt in Zusammenarbeit mit bekannten Instagram-Persönlichkeiten wie Roxana Puriș (@roxanapuris) und Alexandra Pîrv (@umbluvandra), führt die Touristen zu den fotogensten Orten der Stadt. Details dazu gibt es unter visit-timisoara.com/instagram-tour.
Ludovic Satmari hebt auch die Bedeutung dieser Rundgänge hervor: „Eine Stadt kann man erst dann wirklich erleben, wenn man ihre Geschichte versteht. Unsere Touren vermitteln nicht nur Fakten, sondern auch spannende Anekdoten und versteckte Geschichten, die man sonst nirgendwo erfährt.“ Touristen, die Temeswar zum allerersten Mal besuchen, empfiehlt Ludovic Satmari erstmals einen Stadtrundgang. Informationen zu den angebotenen Rundgängen können sowohl im Touristeninformationsbüro, als auch in der „Souvenir Station“ eingeholt werden.
Wer kauft hier ein?
Das Publikum der „Souvenir Station“ ist international. Während viele Touristen aus den Nachbarländern Rumäniens, aus Serbien und Ungarn, aber auch aus Österreich sowie aus Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien gezielt nach Andenken suchen, sind es oft rumänische Auswanderer, die bei ihren Besuchen in der Heimat ein Erinnerungsstück mitnehmen wollen. „An Weihnachten hatten wir besonders viele Kunden aus Nordamerika und Westeu-ropa, die ihre Familien in Rumänien besuchten und ein Andenken mit nach Hause nehmen wollten“, berichtet Ludovic Satmari.
Doch auch Persönlichkeiten schauen ab und zu vorbei: Der amerikanische Schauspieler John Malkovich war während eines Auftritts in Temeswar Gast in der „Souvenir Station“, ebenso wie zahlreiche einheimische Kulturschaffende – der TV-Moderator und Musiker Virgil Ian]u ist eine dieser Persönlichkeiten, die zwar ihre Heimatstadt verlassen haben, doch immer wieder mit viel Freude hierher zurückkehren. Auch er schaute in der „Souvenir Station“ vorbei. „Es ist immer eine besondere Freude, wenn bekannte Menschen unseren Laden betreten und sich für unsere Produkte interessieren. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Ludovic Satmari.
Ein Blick in die Zukunft
Die „Souvenir Station“ ist mehr als nur ein Andenkenladen – sie ist ein Ort, der Geschichte, Kultur und Begegnung vereint. In Zukunft soll das Angebot noch weiter ausgebaut werden: neue Touren, exklusive Souvenir-Kollektionen und Kooperationen mit Konferenz- und Kongressveranstaltern, die individuell gestaltete Geschenkpakete für ihre Gäste anbieten können. Ludovic Satmari erklärt: „Wir arbeiten derzeit an einem Konzept, um Firmenkunden und Konferenzbesucher mit hochwertigen, personalisierten Souvenirpaketen zu bedienen. Unsere Stadt verdient es, in der Welt bekannter zu werden, und wir wollen dazu beitragen.“
Wer Temeswar besucht, der sollte die „Souvenir Station“ also nicht nur als Einkaufsmöglichkeit, sondern als Erlebnis betrachten – als einen Ort, an dem man ein echtes Stück Temeswar mitnehmen kann. „Wir wollen, dass sich Temeswar-Besucher nicht nur an eine schöne Stadt erinnern, sondern auch ein Stück davon mit nach Hause nehmen – sei es als Magnet, Buch oder handgeschriebene Postkarte“, fasst Ludovic Satmari zusammen.