„Die schönste Insel der Welt“, „ein Paradies für das Auge“, „das verschwundene Atlantis“„die kitschigste Insel der Zykladen“, „eine Marketing-Falle“ - Santorin ist die griechische Insel, über die am meisten geredet wird. Jedes Jahr kommen Tausende von Touristen - darunter viele Verliebte, Romantiker und frisch verheiratete Paare auf Hochzeitsreise - auf die südlichste Insel in der Ägäis. Und verlieben sich in sie.
Eins ist klar. Santorin ist schön . Die Schönheit der Insel liegt nicht nur im spektakulären Sonnenuntergang, in den schneeweißen Häusern mit hellblauen Kuppeln oder im spiegelglatten Meer – sie liegt auch in den unbekannten Stränden wie Eros Beach oder Monolythos, in den Oleander-Blüten in Kamari, den schmalen Gassen im Dorf Imerovigli oder einer Taverne mit blau-karierten Tischdecken und vielen Katzen in Akrotiri, der über 3500 Jahre alten Ortschaft, die von Archäologen freigelegt wurde.
Bis Ende März gibt es verschiedene Frühbuchungs-Angebote bei Reisegesellschaften. Die Angebote für Santorin fangen bei 400 Euro an. Im Preis sind Flug, Hotel-Shuttle, 7 Nächte und das Frühstück inbegriffen.
Eine Insel, zwei Teile
Eine Stunde und 15 Minuten. So lange dauert der Flug von Bukarest. Aus dem Flugzeug sieht man die blauen Kuppeln und die atemberaubenden Landschaften nicht, die man von Werbeplakaten und Fotos kennt. Man sieht nur gelbes, verbranntes Gras, einen schmalen Strandstreifen und ein paar kleine weiße Gebäude. Die Landschaften auf den Fotos sind auf der anderen Seite der Insel.
Die einzigartige Geographie Santorins wurde von einem massiven Vulkanausbruch im Jahr 1450 v. Chr. verursacht. Damals wurde die Insel in zwei Teile gespalten: im Westen liegt die Caldera-Seite mit den Städten Fira und Oia. Hier ist die Insel steil und felsig. Auf der anderen Seite findet man die Badeorte Kamari und Perissa mit schwarzen, vulkanischen Sandstränden. Hier landen jeden Sommer Charter-Flüge aus aller Welt.
Die Eseltreppe in Fira
Wenn man im Meer baden und nicht ein Vermögen für die Übernachtung ausgeben will, sollte man natürlich auf der östlichen Seite ein Hotel buchen. Viele sind aber der Meinung, das die Caldera-Seite das wahre Santorin ist. Besonders malerisch ist die Hauptstadt Fira, mit dem atemberaubenden Ausblick vom Kraterrand und den wunderschönen weißen Häusern. Um an den Hafen der Stadt zu gelangen, muss man 587 Stufen hinuntersteigen. Das kann man auch auf dem Rücken eines Esels - am Ort, wo die Treppen anfangen, warten über 100 Tiere geduldig in der Hitze.
Dieselben Esel befördern faule Touristen wieder hinauf in die Stadt. Dafür muss man nur 5 Euro zahlen. Trotzdem warnen Tierschutzorganisationen davor, dass es Quälerei sei. Die Tiere dürften höchstens 30 bis 40 Kilogramm tragen - die Hälfte des Gewichts eines Durchschnittstouristen. Tierliebhaber nehmen besser die Seilbahn vom alten Hafen, die sie in nur zwei Minuten zurück in die Stadt befördert und genau so viel kostet wie ein Esel. Wer den Blick aufs Meer nicht unbedingt bezahlen will, kann im Stadtzentrum gute Restaurants mit günstigen Mittagsangeboten finden. Besonders zu empfehlen ist frischer Fisch und ein Glas Santorin-Wein. Ebenfalls gibt es neben der Bushaltestelle in Fira den billigsten Souvenir-Laden auf der ganzen Insel.
Der Marketing-Erfolg eines Sonnenuntergangs
Ein Paar um die 70, sie im Brautkleid, er im eleganten Anzug, werden neben dem Meer von einem Fotografen aufgenommen. Vielleicht feiern sie auf Santorin ihre goldene Hochzeit. Etwa hundert Touristen fotografieren sie, klatschen und wischen sich die Tränen weg. Es ist acht Uhr abends in Oia, der am meisten fotografierten Stadt in Griechenland. Die vielen Touristen sind für den berühmtesten Sonnenuntergang der Welt da. Wenigstens einmal im Leben sollte man ihn sehen. Dafür muss man den Bus aus der Hauptstadt Fira nehmen.
Eine Fahrkarte kostet 1,60 Euro. Busse fahren die ganze Nacht hindurch. In Oia angekommen, hat man das Gefühl, mitten in einem Computerbildschirm gelandet zu sein - der strahlend blaue Himmel, die Kuppeln, die Häuser, das Meer, der Ausblick - alles scheint im Photoshop-Programm erstellt zu sein. Die Stadt Oia kennt jeder aus Postkarten oder Plakaten, die für Griechenland-Urlaube werben. Hier sind alle Türen, Fensterrahmen und Kuppeln in einem hellen Blauton bemalt. Dieses Blau namens „kyanos“ soll nach einem alten Glauben das Böse abhalten.In Oia kann man einen ganzen Nachmittag lang die Aussicht bewundern, einen kleinen Kaffee für 6 Euro in einer Konditorei mit Meeresblick genießen, die koketten Läden durchstöbern und manchen Schatz finden. Besonders zu empfehlen ist der Buchladen „Atlantis Books“, der von Lonely Planet in die Liste der zehn besten Buchläden weltweit aufgenommen wurde. Er versteckt sich in einer der für Santorin typischen, in den Kraterrand gehauenen Felsenwohnung. Man kann hier Erstausgaben verschiedener Romane finden.
Abends hat man auf den schmalen Gassen der kleinen Bilderbuch-Ortschaft kaum Platz: hunderte von Touristen drängen sich, um den berühmtesten Sonnenuntergang der Welt live zu erleben. Bei den Restaurants und Terrassen mit Meerblick herrscht Hochbetrieb. Hier werden die Tische schon eine Woche im Voraus reserviert. Der Sonnenuntergang ist der Grund, weshalb Leute aus aller Welt hierher kommen und bereit sind, 15 Euro für ein Glas Wein zu zahlen. Man kann das Spektakel auch kostenlos sehen, nur muss man schon zwei Stunden früher einen Platz einnehmen. Sobald die Sonne anfängt, im Meer zu versinken, klatschen alle Touristen wie wild.
Die verborgenen Schätze der Insel
Nicht nur Oia und Fira sind einen Besuch wert. Die nur 73 Quadratkilometer der Insel sollte man unbedingt selbst entdecken. Am besten mit einem Quad (ATV). Einen ganzen Tag kreuz und quer durch die Insel fahren kostet nur 30 Euro: 25 Euro kostet die Vermietung des Quads, mit Benzin für 5 Euro kann man einen ganzen Tag fahren. Man entdeckt kleine, idyllische Dörfer mit schmalen Straßen, vielen Katzen und winzigen Souvenirläden. Wer die in China hergestellten Kühlschrankmagneten und Handtücher mit blauem Himmel und Windmühlen aus Kamari oder Fira satt hat, kann im Dorf Imerovigli so manchen Schatz entdecken.
Die meisten Souvenirs sind handgefertigt und auf Santorin hergestellt. Auch mit dem Quad sind besonders schöne Strände wie Monolythos Beach, Vourvoulos Beach (mit sehr hohen Wellen) und Eros Beach (mit einer wunderbaren Strandbar) erreichbar. Einer der berühmtesten Strände auf Santorin ist Red Beach (Roter Strand) in der Nähe des Dorfes Akrotiri. Den Namen trägt er von dem roten Lava-Sand und dem Felsen aus Eisensedimenten in der Nähe. Hier scheint die Sonne bis am Abend sehr stark und das Wasser ist spiegelglatt und warm. Von Red Beach fährt alle 15 Minuten ein Boot zu einem anderen berühmten Strand: White Beach. Der weiße Strand hat seinen Namen von den weißen Steinchen und den weißen Felsen, die ihn umgeben. Red Beach und White Beach sind vom Badeort Perissa auch per Boot erreichbar. Perissa hat den längsten Strand Santorins zu bieten, dafür aber keine Strandpromenade wie in Kamari. Hier wurde die Straße, die am Strand entlang führt, zu einer wunderschönen Fußgängerzone umfunktioniert. Eine Vorschrift auf der Insel besagt, dass Hotels nicht höher als drei Stockwerke sein dürfen.
Deshalb sehen alle Hotels aus wie kleine Häuser. In den Gärten der Hotels wird gutes Frühstück mit Joghurt, Tzatziki und Oliven angeboten. Man kann in den vielen britischen Lokalen auf der Insel auch ein englisches Frühstück mit Bohnen, Speck und Eiern für 5 Euro ausprobieren. Für mittags und abends sind in Kamari die Restaurants auf der Strandpromenade zu empfehlen - eher touristisch, aber man bekommt frischen Fisch, guten Santorini-Wein und köstliches Souvlaki oder Gyros. Eine Fischplatte kostet 10 Euro, ein gegrillter Schwertfisch mit Bratkartoffeln 8 bis 13 Euro. Im Inneren der Stadt gibt es viele etwas teurere Familien-Tavernas. Was das Nachtleben betrifft, ist Santorin eher ruhig. Wer wilde Partys sucht, kann auf die Nachbarinsel Mykonos fliegen. Man kann schwer sagen, ob Santorin die schönste griechische Insel ist, weil alle auf ihre Art schön sind und keine der anderen gleicht. Es gibt aber etwas, das auf allen Inseln in Griechenland gleich ist und auch auf Santorin vorzufinden: der unvergleichbare Oleander-Duft.