Hat man kurz vor Neujahr Bekannte oder Freunde gefragt, welches Skigebiet sie diesen Winter unbedingt besuchen wollen, so fiel prompt die Antwort: Rânca. Das Wintersportgebiet im Verwaltungskreis Gorj ist in dieser Saison eines der beliebtesten Reiseziele der jungen Bürger Rumäniens von überall her und toppt sogar Straja im Verwaltungskreis Hunedoara, bis vergangene Saison der Ort für den Jugendspaß schlechthin. Mehr als 5000 Touristen feierten Silvester in Rânca. Über einen Meter misst die Schneedecke dort zurzeit und ist ideal fürs genussvolle Dahingleiten auf Skiern oder Snowboards.
Der Winterkurort Rânca liegt in 1600-1800 Metern Seehöhe, nahezu 18 Kilometer von der Kleinstadt Novaci entfernt, ein ehemals durch Wanderweidewirtschaft gekennzeichneter Herkunftsort von Schafhirten an der Nationalstraße DN 67 C Novaci-Şugag (die neue Transalpina). Eine moderne Straße führt in Serpentinen bergauf. Links und rechts am Straßenrand erheben sich imposante Buchen und nackte Felsen. Rutschgefahr ist ausgeschlossen, denn der Schnee wird – sobald er sich gesetzt hat – schnell von der Straße geräumt. Den Touristen müssen ideale Bedingungen geboten werden, und das wissen die Einwohner von Rânca, die hier ihre Pensionen und Hotels betreiben.
Ein noch junges Skigebiet
Bis vor 1989 gab es in Rânca nur drei Berghütten, die dem Kreis-Tourismus-Unternehmen OJT Gorj, der Universität in Craiova und der Grubengewerkschaft aus dem Braunkohlenpott Olteniens gehörten. Nach der Wende begann sich die Gegend touristisch zu entwickeln. Viele Ortsansässige pachteten Grundstücke und bauten Häuser, die sie dann an Touristen vermieteten.
Von Oktober bis Mai können sich Wintersportliebhaber in Rânca vergnügen, doch auch während des übrigen Jahres bietet der Ort zahlreiche natürliche Sehenswürdigkeiten. Hier können Touristen Bergwanderungen unternehmen, an der frischen Luft entspannen oder die vielen Gletscherseen in der Gegend besuchen. Auch Bergsteiger kommen auf ihre Kosten, denn vom Luftkurort am südlichen Hang des Parâng aus kann man leicht zu den Gipfeln des Massivs wandern.
Bereits Anfang November 2011 hat der Winter in Rânca Einzug gehalten. Nun ist die Ski- und Snowboardsaison in voller Blüte und die Berghütten sind zum Großteil ausgebucht.
Skispaß auf drei Pisten
Mehr als hundert Wintersportliebhaber tummeln sich auf der sogenannten Anfängerpiste im Corneşu-Gebirge. Die Sonne bräunt ihre Gesichter, doch die Kälte dringt denen, die gerade eine Pause eingelegt haben, bis auf die Knochen. Draußen sind minus 15 Grad Celsius.
Beim Skilift hat sich eine Schlange gebildet. Auf Anfänger zu warten ist um die Mittagszeit nicht möglich. Wer sich nicht am Skilift festhalten kann, der fällt eben raus und die anderen fahren weiter. „An diesen Tagen ist es für Anfänger nicht möglich, sich langsam an den Skilift zu gewöhnen, denn er funktioniert mit Höchstgeschwindigkeit“, erklärt ein Skilehrer der jungen Frau, die sich auf ihrem Snowboard hinaufziehen lassen möchte und die richtigen Bewegungen noch nicht drauf hat. Knapp über 600 Meter misst die Anfängerpiste, mit einem Niveauunterschied von 92 Metern.
Tausend Skifahrer können pro Stunde mit dem Skilift befördert werden und trotzdem herrscht oft Gedränge an der Startrampe. Diese Piste ist mit Flutlicht versehen, sodass der Skispaß auch nachts nicht zu Ende kommt. Für gute Unterhaltung in der Nacht sorgt auch die Disko unweit der M1-Piste.
Auf die etwas steilere Piste M2 kann man über die Anfängerpiste gelangen. Dafür muss man jedoch erst einmal die Bergspitze erreichen. Die Piste von mittelmäßigem Schwierigkeitsgrad misst 500 Meter bei einem Niveauunterschied von 116 Metern. 559 Skifahrer können pro Stunde mit dem Skilift befördert werden. „Ich finde diese Piste anspruchsvoller. Man ist zwar ziemlich schnell unten, doch man muss steiler fahren, was ich gut finde“, sagt Paul Gribincea (27), der zum ersten Mal in Rânca Ski fährt.
Seit diesem Jahr ist auch die Skipiste Rânca 1, die mit Sessellift versehen ist, in Betrieb. Sie misst 860 Meter bei einem Niveauunterschied von 240 Metern. Eine Fahrt mit dem Sessellift kostet 8 Lei, wobei dieser etwa 2000 Wintersportliebhaber pro Stunde befördern kann.
Preise für jeden Geldbeutel
Rânca ist der Skiort für die Jugend schlechthin. Die zahlreichen Restaurants entlang der Anfängerpiste warten auf die hungrigen Sportler. 9 Lei kostet hier eine heiße Kuttelsuppe – für ein alkoholfreies Getränk müssen Gäste 5 bis 7 Lei bezahlen.
Nach Rânca für einen Tag zu fahren lohnt sich nur für die Einwohner von Baia de Fier, Petroschen/Petroşani oder Râmnicu Vâlcea. Sonst liegen die Städte und Ortschaften weiter als 100 Kilometer entfernt. Die meisten Touristen übernachten in Rânca, wo es zahlreiche Pensionen und auch einige Hotels gibt. Die Preise für ein Doppelzimmer im Hotel beginnen bei 100 Lei und können 180 Lei erreichen, Frühstück eingeschlossen. Pensionen und Privathäuser vermieten ebenfalls an Touristen. Die Preise für eine Übernachtung im Mehrbettzimmer beginnen bei 30 Lei, wenn die gesamte Immobilie angemietet wird. Für Frühstück und Mittagessen müssen die Gäste selbst aufkommen.
Wer keine eigene Skiausrüstung besitzt, kann sie vor Ort ausleihen. Das gesamte Ski-Equipment kostet 25 Lei/Tag, Snowboarder müssen dafür 30 Lei aus der Tasche ziehen. Wer sich nicht auf die Skier wagt, der kann Quads und Snowmobile ausleihen. 80 bis 100 Lei kostet eine Stunde Quad-Fahren, das Snowmobil kann gegen 150 Lei pro Stunde ausgeliehen werden. Allerdings muss beim Snowmobil immer ein Verantwortlicher dabei sein.
Ausflüge in die Region
Der Winterkurort Rânca hat jedoch mehr als nur gute Wintersportmöglichkeiten zu bieten. Von hier aus kann man zum Beispiel zum Gâlcescu-See oder in die Gilort-Klamm gelangen. Der Gletschersee Gâlcescu (auch: Câlcescu) im Parâng-Gebirge befindet sich in einem Naturreservat. Die Gilort-Klamm ist vor allem im Frühling einen Ausflug wert. Der Gilort-Fluss entspringt unter dem Gipfel Parângul Mare (2519 Meter) und schlängelt sich mit Stromschnellen und Wasserfällen bergab.
Besonders sehenswert ist auch die Weiberhöhle (Peştera Muierilor) am Südhang des Parâng-Gebirges. Diese hat eine Länge von 3600 Metern und verfügt über interessante speläologische Formationen. Hier gibt es unter anderen auch die sogenannte „Bärengalerie“, in der Bärenskelette (vom Höhlenbären Ursus Spelaeus) gefunden wurden.
Das Wintersportgebiet Rânca ist das ganze Jahr über einen Besuch wert. Wer sich jedoch in der kalten Jahreszeit hierher wagt, der darf die Schneeketten nicht zu Hause vergessen. Die Verkehrspolizei wartet unmittelbar nach Novaci auf all jene, die die Nationalstraße DN 67C nach Rânca befahren wollen. Fahrtsicherheitskontrolle ist angesagt.